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Maigret und der gelbe Hund

Maigret und der gelbe Hund

Titel: Maigret und der gelbe Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Selbstmord zu begehen. Nehmen Sie ihm seine Schnürsenkel ab, seine Krawatte. Der Hof soll Tag und Nacht bewacht werden.
    Nehmen Sie Rücksicht, sehr viel Rücksicht.«
    »So ein feiner Herr!« seufzte der Wachtmeister. »Glauben Sie, daß er …?«
    »Das nächste Opfer ist, ja! Sie bürgen mir für sein Leben!«
    Und Maigret ging davon, die enge Straße entlang, durch die Wasserpfützen watend. Die ganze Stadt kannte ihn schon. Die Gardinen bewegten sich, wenn er vorüberging. Die Jungen hörten auf zu spielen, um ihn mit ängstlichem Respekt anzusehen.
    Auf der Zugbrücke, die die Altstadt mit der Neustadt verband, traf er Inspektor Leroy, der ihn suchte.
    »Was Neues? Man hat doch nicht etwa meinen Gorilla dingfest gemacht?«
    »Welchen Gorilla?«
    »Den Mann mit den großen Füßen.«
    »Nein! Der Bürgermeister hat mir Befehl erteilt, die Fahndung einzustellen, weil sie die Bevölkerung aufregen würde. An den strategisch wichtigen Stellen hat er ein paar Gendarmen auf Posten gelassen …
    Aber ich will Sie nicht deswegen sprechen, sondern wegen des Journalisten, Goyard, genannt Jean Servières. Ein Vertreter, der ihn kennt und der gerade hier angekommen ist, behauptet, ihn gestern in Brest getroffen zu haben. Goyard habe so getan, als ob er ihn nicht kenne, und den Kopf abgewandt.«
    Der Inspektor wunderte sich über die Gelassenheit, mit der Maigret diese Neuigkeit aufnahm.
    »Der Bürgermeister ist davon überzeugt, daß der Vertreter sich getäuscht hat. Kleine dicke Männer gibt es in jeder Stadt … Und wissen Sie, was ich ihn zu seinem Stellvertreter habe sagen hören, halblaut, vielleicht in der Hoffnung, daß ich es höre?
    Wörtlich:
    ›Sie werden sehen, wie sich der Kommissar auf diese falsche Spur stürzen, nach Brest fahren und es uns überlassen wird, mit dem richtigen Mörder fertigzuwerden‹!«
    Maigret ging schweigend etwa zwanzig Schritte weiter. Auf dem Platz wurden die Marktbuden abgebaut.
    »Beinahe hätte ich ihm geantwortet, daß …«
    »Daß was?«
    Leroy wurde rot, wandte den Kopf ab.
    »Eben! Ich weiß nicht … Auch ich habe den Eindruck gehabt, daß Sie der Festnahme des Vagabunden keine große Bedeutung beimessen …«
    »Wie geht es Mostaguen?«
    »Besser. Er kann sich den Angriff, dessen Opfer er war, nicht erklären. Er hat seine Frau um Verzeihung gebeten. Um Verzeihung, daß er so lange im Café geblieben ist! Um Verzeihung, daß er sich halb betrunken hat! Unter Tränen hat er geschworen, nie mehr einen Tropfen Alkohol zu trinken.«
    Maigret war gegenüber dem Hafen stehengeblieben, fünfzig Meter vom Hôtel de l’Amiral entfernt. Boote kehrten heim, ließen beim Umschiffen der Mole ihr braunes Segel fallen, wurden langsam mit dem Wrickruder vorangetrieben.
    Die Ebbe legte am Fuß der Mauern der Altstadt Schlickbänke frei, auf denen alte Töpfe und Unrat lagen.
    Hinter dem einförmigen Wolkengewölbe ahnte man die Sonne.
    »Ihr Eindruck, Leroy?«
    Der Inspektor geriet noch mehr in Verwirrung.
    »Ich weiß nicht … Ich meine, wenn wir den Mann hätten … Denken Sie doch nur daran, daß der gelbe Hund erneut verschwunden ist. Was hat er in der Villa des Doktors zu suchen gehabt? Es mußte dort Gifte geben. Daraus folgere ich …«
    »Ja, natürlich! Ich allerdings, ich folgere nie …«
    »Dennoch würde ich den Vagabunden gern aus der Nähe sehen. Die Fußstapfen beweisen, daß er ein Hüne ist …«
    »Genau!«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nichts.«
    Maigret rührte sich nicht; er schien fasziniert vom Anblick des kleinen Hafens, der ›Pointe du Cabélou‹ links, mit den Fichtenwäldchen und den Felsvorsprüngen, der rot-schwarz gestreiften Bake, den scharlachroten Bojen, welche die Fahrtrinne zu den Glénan-Inseln anzeigten, die durch das Grau in Grau nicht zu erkennen waren.
    Der Inspektor hatte noch etliches zu erzählen.
    »Ich habe mit Paris telefoniert, um über Goyard Auskunft zu erhalten, der lange Zeit dort gelebt hat.«
    Maigret betrachtete ihn mit wohlwollender Ironie, und Leroy, empfindlich getroffen, sagte sehr schnell herunter:
    »Die Auskünfte sind sehr gut oder auch sehr schlecht … Ich habe einen ehemaligen Wachtmeister vom Rauschgiftdezernat an der Strippe gehabt, der ihn persönlich gekannt hat. Allem Anschein nach hat er sich lange Zeit am Rande des Journalismus bewegt. Zuerst als Lokal-Berichterstatter, dann als Generalsekretär eines kleinen Theaters, dann als Direktor eines Cabarets auf dem Montmatre … Zwei Pleiten. Zwei Jahre als

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