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Maigret und der gelbe Hund

Maigret und der gelbe Hund

Titel: Maigret und der gelbe Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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wohl seine Worte abwägen, denn es lagen Pausen dazwischen.
    »Ich habe im Lauf unserer kurzen Beziehung möglicherweise zu Unrecht etwas Ungeduld an den Tag gelegt …«
    Es war ziemlich unerwartet. Erst recht in diesem Rahmen, wo der alte Mann mit seinem weißen Haar, seiner seidenbestickten Jacke, seiner grauen Hose mit der steifen Bügelfalte vornehmer denn je wirkte.
    »Allmählich fange ich an, Ihren wahren Wert zu schätzen … Innerhalb von wenigen Minuten haben Sie für mich mit Hilfe einer bloßen Aufzählung von Tatsachen das beängstigende Geheimnis greifbar werden lassen, das diesem Fall zugrundeliegt und von dessen Vielschichtigkeit ich nichts geahnt habe … Ich gebe zu, daß Ihre Unentschlossenheit im Hinblick auf den Vagabunden mich ziemlich ungehalten über Sie gemacht hat …«
    Er war auf den Kommissar zugegangen und berührte ihn an der Schulter.
    »Ich bitte Sie, mir das nicht zu verübeln. Auch ich trage schwere Verantwortung.«
    Es wäre unmöglich gewesen, die Gefühle Maigrets zu erraten, der damit beschäftigt war, sich mit den Fingern eine Pfeife zu stopfen. Sein Tabaksbeutel war abgenutzt. Durch eine Fensteröffnung hindurch irrte sein Blick über den weiten Horizont der See.
    »Was ist das für ein Licht?« fragte er mit einmal.
    »Das ist der Leuchtturm.«
    »Nein! Ich meine dieses kleine Licht rechts.«
    »Das Haus von Doktor Michoux.«
    »Das Dienstmädchen ist also zurück?«
    »Nein! Es ist Madame Michoux, die Mutter des Doktors, die heute nachmittag zurückgekehrt ist.«
    »Haben Sie sie gesehen?«
    Maigret glaubte ein gewisses Unbehagen bei seinem Gastgeber zu verspüren.
    »Das heißt, sie hat sich gewundert, daß sie ihren Sohn nicht antraf … Sie ist hergekommen, um sich zu erkundigen. Ich habe sie über die Verhaftung informiert und ihr erklärt, daß es sich eher um eine Schutzmaßnahme handle. Denn das ist es doch, nicht wahr? … Sie hat mich um Erlaubnis gebeten, ihn im Gefängnis zu besuchen. Im Hotel wußte man nicht, wo Sie geblieben waren. Ich habe es auf mich genommen, diesen Besuch zu genehmigen.
    Madame Michoux ist kurz vor dem Abendessen wiedergekommen, um die letzten Neuigkeiten zu erfahren. Meine Frau hat sie empfangen und sie zum Abendessen eingeladen …«
    »Sind Sie befreundet?«
    »Wenn Sie so wollen! Eher gutnachbarschaftliche Beziehungen. Im Winter gibt es sehr wenig Leute in Concarneau.«
    Maigret nahm seine Wanderung durch die Bibliothek wieder auf.
    »Sie haben also zu dritt zu Abend gegessen?«
    »Ja. Das ist ziemlich häufig vorgekommen. Ich habe Madame Michoux beruhigt, so gut ich konnte, denn dieses Vorgehen der Gendarmerie hat sie sehr mitgenommen. Sie hat sehr viel Mühe gehabt, ihren Sohn aufzuziehen, dessen Gesundheit nicht die beste ist.«
    »Von Le Pommeret und Jean Servières war nicht die Rede?«
    »Sie hat Le Pommeret nie gemocht. Sie warf ihm vor, ihren Sohn zum Trinken zu verleiten.
    Tatsache ist, daß …«
    »Und Servières?«
    »Sie kannte ihn weniger. Er gehörte nicht zur selben Welt. Ein kleiner Journalist, eine Bekanntschaft aus einem Café, wenn Sie so wollen, ein amüsanter Kerl. Aber seine Frau dagegen kann man nicht empfangen, denn ihre Vergangenheit ist nicht einwandfrei. So ist das nun mal in einer Kleinstadt, Kommissar! Sie müssen sich mit diesem Dünkel abfinden. Er erklärt Ihnen zum Teil meine Launen. Sie wissen nicht, was es heißt, ein Gemeinwesen von Fischern zu verwalten und dabei gleichzeitig auf die Reizbarkeit der Schiffseigentümer und nicht zuletzt eines gewissen Bürgertums Rücksicht zu nehmen, das …«
    »Um welche Zeit ist Madame Michoux von hier fortgegangen?«
    »Gegen zehn Uhr. Meine Frau hat sie mit dem Wagen nach Hause gefahren.«
    »Dieses Licht beweist uns, daß Madame Michoux noch nicht zu Bett gegangen ist.«
    »Das ist ihre Gewohnheit. Auch meine! In einem gewissen Alter braucht man nicht mehr viel Schlaf. Sehr spät in der Nacht sitze ich noch hier und lese oder blättere Akten durch.«
    »Gehen die Geschäfte der Familie Michoux gut?«
    Erneutes Unbehagen, kaum wahrzunehmen.
    »Noch nicht … Man muß abwarten, bis die Grundstücke von Sables Blancs erschlossen worden sind … Angesichts der Beziehungen von Madame Michoux in Paris wird das nicht lange auf sich warten lassen. Zahlreiche Parzellen sind verkauft. Im Frühjahr wird man mit den Bauarbeiten beginnen. Während der Reise, die sie gerade unternommen hat, hat sie einen Bankier, dessen Name ich Ihnen nicht sagen kann, so gut wie

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