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Maigret und der Spion

Maigret und der Spion

Titel: Maigret und der Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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wahr?«
    »Antworten Sie mit Ja oder Nein!«
    »Also, ja … Er hatte es … Ich hätte ihm sogar noch beinah geraten, etwas vorsichtiger zu sein.«
    »Hat man schon so etwas gehört!« empörte sich Jean. »Das ist die Höhe! Schämen Sie sich nicht, Victor? … Hören Sie, Herr Kommissar … «
    »Ruhe! Sagen Sie mir jetzt, was Sie von der Finanzlage der jungen Leute halten.«
    Daraufhin Victor, verlegen, seufzte gleichsam wide r strebend:
    »Gewiß waren sie mir immer ein bißchen Geld schu l dig … Und nicht bloß ihre Zechen! Es kam vor, daß sie mich um kleinere Summen angingen.«
    »Welchen Eindruck hat Graphopulos auf Sie g e macht?«
    »Ein reicher Ausländer auf der Durchreise. Das sind die besten Kunden. Er hat sofort Champagner bestellt, ohne nach dem Preis zu fragen. Fünfzig Franc Trinkgeld hat er mir gegeben.«
    »Und Sie haben mehrere Tausendfrancscheine in se i ner Brieftasche gesehen?«
    »Ja, sie war gut gefüllt … Vor allem französische Scheine … «
    »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«
    »Seine Krawattennadel hatte einen schönen Brilla n ten. «
    »Wann ist er gegangen?«
    »Kurz nach Adèle, die von einem anderen Gast begle i tet wurde. So ein dicker, der bloß Bier getrunken und mir zwanzig Sou Trinkgeld gegeben hat. Ein Franzose! Er hat französischen Knaster geraucht.«
    »Sie waren dann mit Ihrem Chef allein?«
    »Nur bis wir das Licht ausgemacht und die Tür abg e schlossen hatten.«
    »Anschließend sind Sie direkt nach Hause gegangen?«
    »Wie immer! Monsieur Génaro ist in die Rue Haute-Sauvenière eingebogen, in der er wohnt.«
    »Am Morgen, als Sie zum Dienst antraten, haben Sie keinerlei Unordnung im Saal festgestellt?«
    »Nichts … Es war nirgends Blut. Die Reinmachefra u en waren da, und ich habe sie beaufsichtigt … «
    Génaro hörte nur mit einem Ohr hin, als ginge ihn das alles gar nichts an. Der Kommissar wandte sich ihm zu:
    »Stimmt es, daß Sie im allgemeinen die Einnahmen abends in der Kassenschublade lassen?«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Spielt keine Rolle! Antworten Sie auf meine Frage!«
    »Keineswegs! Ich nehme das Geld mit, nur das Klei n geld bleibt da.«
    »Wieviel ist das?«
    »Im Durchschnitt etwa fünfzig Franc in Münzen, die in der Schublade bleiben. «
    »Das ist nicht wahr!« Jean Chabot brüllte buchstä b lich. »Zehn-, zwanzigmal habe ich ihn davongehen s e hen, ohne … «
    Darauf Génaro:
    »Wie? Behauptet er , daß ich …?«
    Er sah aufrichtig erstaunt aus. Dann wandte er sich nach der jungen Frau um:
    »Adèle kann es Ihnen bestätigen.«
    »Natürlich.«
    »Unverständlich ist mir beispielsweise, wie die jungen Leute zu der Behauptung kommen, sie hätten die Leiche im Lokal drin gesehen. Graphopulos ist vor mir gega n gen. Er konnte nicht wieder herein. Das Verbrechen ist draußen begangen worden, ich weiß nicht, wo. Es tut mir leid, daß ich so kategorisch sein muß. Auch sie sind Kunden … Ich hatte sogar eine gewisse Sympathie für sie … Der beste Beweis dafür ist, daß ich ihnen Kredit gab. Aber was wahr ist, muß wahr bleiben, und der Fall ist ernst genug, um … «
    »Vielen Dank!«
    Nach kurzem Zögern erkundigte sich Génaro:
    »Kann ich gehen?«
    »Sie und Ihr Kellner, ja! Wenn ich Sie noch brauche, lasse ich es Sie wissen.«
    »Ich nehme an, es spricht nichts dagegen, daß das Lokal geöffnet bleibt?«
    »Nicht das geringste. «
    Nun fragte Adèle:
    »Und ich?«
    »Gehen Sie nach Hause.«
    »Ich bin entlassen?«
    Der Kommissar antwortete nicht. Er war nachden k lich. Unablässig streichelte er den Kopf seiner Pfeife. Als die drei draußen waren, hinterließen sie eine Leere.
    Nur der Kommissar, Jean Chabot und sein Vater bli e ben zurück. Und alle schwiegen sie. Als erster sprach Monsieur Chabot. Er zögerte lange. Schließlich räuspe r te er sich:
    »Entschuldigen Sie … Glauben Sie wirklich …?«
    »Was?« erwiderte der andere mürrisch.
    »Ich weiß nicht … Ich habe den Eindruck … «
    Und er ergänzte seinen ungewissen Eindruck durch eine ungewisse Geste, die soviel besagte wie:
    ›Mir scheint, mit der ganzen Geschichte stimmt etwas nicht. Da ist etwas faul, dubios …‹
    Jean war aufgestanden. Er hatte sich etwas aufgerafft und wagte es, seinen Vater anzusehen.
    »Sie lügen alle!« sagte er mit klarer Stimme. »Das schwöre ich! Glauben Sie mir das, Herr Kommissar?«
    Keine Antwort.
    »Glaubst du mir, Vater?«
    Monsieur Chabot wandte erst den Kopf ab, dann stammelte er:
    »Ich weiß

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