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Maigret und der Spion

Maigret und der Spion

Titel: Maigret und der Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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ihm, zu triumphieren. Statt gleich zu antworten, zündete er sich gemächlich seine Pfeife an, drückte die Asche mit dem Zeigefinger fest.
    »Natürlich habe ich meine Informanten … « , erklärte er einleitend.
    Wiederum ließ er sich Zeit, hielt es sogar für erforde r lich, einige Papiere zurechtzurücken.
    »Vermutlich haben Sie sich in Paris ähnlich arrangiert. Im Prinzip leisten alle Nachtlokalbesitzer für mich Spi t zeldienste. Dafür läßt man ihnen kleine Unregelmäßi g keiten durchgehen. «
    »Somit war es Génaro?«
    »Genau!«
    »Génaro ist rapportieren gekommen, daß Graphop u los den Abend in seinem Lokal verbracht hat?«
    »Richtig!«
    »War er es, der die Zigarettenasche auf der Kellertre p pe entdeckte?«
    »Victor hat ihn darauf hingewiesen, und er hat mich gebeten, mir die Spuren selber anzusehen … «
    Maigret wurde umso mürrischer, je mehr sein Kollege zum Optimismus zurückfand.
    »Wir haben keine Zeit verloren, das müssen Sie zugeben!« fuhr Delvigne fort. »Chabot wurde verhaftet. Und ohne Monsieur Delfosses Eingreifen wären die be i den Burschen noch im Gefängnis. Wenn sie unschuldig sind an dem Mord, was noch nicht erwiesen ist, so h a ben sie immerhin versucht, in das Lokal einzubrechen.«
    Er sah sein Gegenüber an und vermochte ein iron i sches Lächeln nur schlecht zu unterdrücken.
    »Das scheint Sie zu verwirren … «
    »Jedenfalls vereinfacht es nichts.«
    »Was vereinfacht nichts?«
    »Génaros Verhalten.«
    »Geben Sie zu, daß Sie ihn als Mörder betrachteten … «
    »Ihn nicht mehr als einen der anderen. Überdies b e weist sein Verhalten gar nichts. Es deutet höchstens darauf hin, daß er ungemein gerissen ist.«
    »Wollen Sie noch weiter im Gefängnis bleiben?«
    Maigret spielte mit seiner Streichholzschachtel. Er ließ sich Zeit mit der Antwort. Und als er sprach, hatte es den Anschein, als spräche er zu sich selbst.
    »Graphopulos ist nach Lüttich gekommen, um jema n den umzubringen oder sich umbringen zu lassen … «
    »Das ist nicht bewiesen!«
    Und Maigret, in plötzlichem Zorn:
    »Rotznasen!«
    »Wen meinen Sie?«
    »Diese Bengel, die alles verdorben haben! Es sei denn … «
    »Was?«
    »Nichts!«
    Er stand auf, ging mit großen Schritten in dem Büro hin und her, dessen Luft sie zu zweit mit ihren Pfeifen gründlich verpestet hatten.
    »Wenn die Leiche im Hotelzimmer geblieben wäre und man die normale Tatbestandsaufnahme hätte durchführen können, vielleicht hätten wir dann … « , b e gann Kommissar Delvigne.
    Maigret blickte ihn grimmig an.
    Tatsächlich waren sie beide gleich schlechter Laune, und das beeinträchtigte ihre Beziehung. Beim geringsten Widerwort waren sie bereit, sich Grobheiten an den Kopf zu werfen, und es fehlte wenig und sie hätten sich gegenseitig für den Mißerfolg verantwortlich gemacht.
    »Haben Sie keinen Tabak?«
    Maigret sagte das, als hieße es:
    ›Sie sind ein Blödian!‹
    Er nahm den Tabaksbeutel, den sein Kollege ihm en t gegenstreckte, und stopfte seine Pfeife.
    »He da! Stecken Sie ihn nicht ein, gefälligst … «
    Das brachte die Entspannung. Mehr brauchte es dazu nicht. Maigret sah den Tabaksbeutel an, dann seinen G e sprächspartner mit dem roten Schnurrbart, versuchte ve r geblich ein Lächeln zu unterdrücken, zuckte die Ac h seln.
    Und auch Kommissar Delvigne lächelte. Sie versta n den sich gegenseitig. Nur der Form halber behielten sie noch eine bärbeißige Miene bei.
    Mit beherrschter Stimme, der seine Verlegenheit a n zumerken war, nahm der Belgier als erster die Diskuss i on wieder auf:
    »Was machen wir nun?«
    »Alles, was ich weiß, ist, daß Graphopulos umg e bracht worden ist!«
    »In seinem Hotelzimmer!«
    Es war die letzte Spitze.
    »In seinem Hotelzimmer, ja! Entweder von Génaro, Vi c tor, Adèle oder von einem der zwei Burschen. Keiner von ihnen hat das geringste Alibi. Génaro und Victor behau p ten, sie hätten sich an der Ecke der Rue Haute-Sauvenière getrennt und seien beide nach Hause gegangen. Adèle b e teuert, sie hätte allein geschlafen, Chabot und Delfosse h a ben Miesmuscheln und Pommes frites g e gessen … «
    »Während Sie die Nachtlokale abklapperten!«
    »Und Sie selig schliefen!«
    Mittlerweile scherzten sie schon fast miteinander.
    »Der einzige Anhaltspunkt«, brummte Maigret, »ist die Tatsache, daß Graphopulos sich im ›Gai-Moulin‹ einschließen ließ, um dort etwas zu stehlen oder jemand zu töten. Als er ein Geräusch hörte, hat er den toten Mann gespielt,

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