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Maigret und der Spion

Maigret und der Spion

Titel: Maigret und der Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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lassen!
    Doch er hat nicht nur in Paris Angst, sondern auch im Zug und noch in Lüttich …
    Woraus ich folgere, daß ihm nicht eine Einzelperson nachstellt, sondern eine Organisation, und zwar eine i n ternationale Organisation.
    Ich wiederhole, er ist reich. Gauner, die nach seinem Geld trachten, würden ihm nicht mit dem Tod drohen, und außerdem könnte er sich wirksam gegen sie schü t zen, indem er sie anzeigt.
    Andrerseits hat er weiter Angst, auch als die Polizei dauernd hinter ihm herläuft …
    Also ist es eine dauernde Bedrohung, eine Bedr o hung, die für ihn in jeder Stadt besteht, die er aufsucht, unter allen Umständen!
    Genau wie wenn er irgendeiner Geheimgesellschaft angehört, sie verraten hätte und deshalb von ihr zum Tode verurteilt worden wäre …
    Eine Mafia beispielsweise! … Oder ein Spionag e dienst! … Es gibt viele Griechen im Geheimdienst. Das Deuxième Bureau wird uns sagen, was Papa Graphop u los während des Krieges gemacht hat …
    Nehmen wir an, der Sohn hätte einen Verrat bega n gen oder einfach, der Sache müde, seine Absicht erklärt, sich zurückzuziehen. Man droht, ihn umzubringen. Man warnt ihn, das Urteil werde früher oder später vol l streckt. Er sucht mich auf, begreift aber schon am näc h sten Tag, daß es nichts nützen wird und beginnt vor la u ter Unruhe eine aberwitzige Irrfahrt.
    Auch das Gegenteil ist möglich … «
    »Das Gegenteil?« wunderte sich Delvigne, der au f merksam zuhörte. »Offen gestanden, das verstehe ich nicht.«
    »Graphopulos ist das, was man als Sohn reicher Eltern bezeichnet. Er hat nichts zu tun. Im Laufe seiner Reisen schließt er sich irgendeiner Bande an, einer Mafia oder einem Spionagering, als Amateur, aus Abenteuerlust. Er verpflichtet sich zu blindem Gehorsam. Eines Tages b e fiehlt man ihm zu töten … «
    »Und er wendet sich an die Polizei?«
    »Passen Sie auf: Man befiehlt ihm beispielsweise, j e manden hier in Lüttich zu töten. Er ist in Paris. Ni e mand verdächtigt ihn. Es widerstrebt ihm, zu geho r chen, und um es nicht tun zu müssen, wendet er sich an die Polizei, läßt sich von ihr beschatten. Nun telefoniert er seinen Komplizen, es sei ihm unmöglich, den Auftrag auszuführen, weil er die Polizei auf den Fersen habe. Doch die Komplizen lassen sich nicht beeindrucken und befehlen ihm, trotzdem zu handeln … Das ist die zweite Erklärung … Entweder trifft eine von beiden zu, oder unser Mann ist verrückt, und wenn er verrückt ist, b e steht keinerlei Grund, ihn tatsächlich umzubringen!«
    »Das ist verwirrend«, räumte Delvigne ohne Übe r zeugung ein.
    »Kurzum, als er Paris verläßt, kommt er nach Lüttich, um jemand umzubringen oder sich umbringen zu la s sen.«
    Und Maigrets Pfeife knisterte. Er trug all das mit vö l lig natürlicher Stimme vor.
    »Zum Schluß ist er es, der getötet wird, aber das b e weist nichts. Schauen wir uns nochmals die Ereignisse jenes Abends an. Er sucht das ›Gai-Moulin‹ auf und verbringt den Abend in Gesellschaft der Tänzerin Adèle. Diese verläßt ihn und geht mit mir hinaus. Als ich z u rückkehre, gehen der Patron und Victor weg. Dem A n schein nach ist niemand mehr im Lokal. Ich schließe, Graphopulos sei ebenfalls gegangen und suche ihn in den anderen Nachtlokalen der Stadt …
    Um vier Uhr morgens kehre ich ins ›Hôtel Moderne‹ zurück. Bevor ich auf mein Zimmer gehe, will ich mich vergewissern, ob mein Grieche nicht da ist. Als ich das Ohr an die Tür lege, höre ich keine Atemzüge. Ich öffne und finde ihn, vollständig angezogen, am Fuß seines Bettes, mit eingeschlagenem Schädel.
    Dies ist, so knapp wie möglich zusammengefaßt, me i ne Ausgangslage. Die Brieftasche ist verschwunden. Im ganzen Zimmer findet sich nicht ein Schriftstück, das mir weiterhelfen könnte, keine Waffe, keine Spur … «
    Kommissar Maigret wartete die Antwort seines Koll e gen nicht ab und fuhr gleich fort:
    »Ich redete vorhin von Mafia und Spionage, jedenfalls von irgendeiner internationalen Organisation, die me i ner Meinung nach allein hinter dieser Geschichte ste c ken kann. Das Verbrechen wurde absolut kunstgerecht verübt. Die Waffe, ein Totschläger vermutlich, ist ve r schwunden. Es gibt nicht die mindeste Andeutung einer Spur, nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo Ermittlu n gen sinnvoll einsetzen könnten.
    Ließe man sie im ›Hôtel Moderne‹ beginnen, unter den üblichen Voraussetzungen, so würden sie mit zie m licher Sicherheit ergebnislos verlaufen.
    Die Leute,

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