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Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Titel: Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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schmutzige Geschichte, finden Sie nicht? … Nichts Sensationelles! Und auch nicht der geringste Anhaltspunkt! Ich bin, offen gestanden, heilfroh, daß ich nichts mehr damit zu tun habe …«
    Der Kommissar wurde in ein Zimmer im ersten Stock geführt, wo ihn sogleich die Stechmücken überfielen.
    Er war denkbar schlecht gelaunt. Die Arbeit, die ihm bevorstand, war eintönig, alltäglich und in jeder Hinsicht unbefriedigend.
    Er versuchte zu schlafen, doch die Erinnerung an Gallets Gesicht verfolgte ihn, quälte ihn. Diese Wange! Dieser Mund! Dieser Spitzbart! …
    Stundenlang wälzte er sich zwischen den feuchten Laken und horchte auf das Murmeln des Flusses zwischen den Sandbänken.
    Jeder Kriminalfall hat sein charakteristisches Merkmal, das einem früher oder später in die Augen springt und das oft den Schlüssel zum Geheimnis darstellt.
    War das Charakteristische an dieser Mordaffäre nicht gerade ihre Mittelmäßigkeit?
    Mittelmäßigkeit in Saint-Fargeau. Mittelmäßige Villa. Mittelmäßiges, spießiges Mobiliar, mit dem Porträt des Erstkommunikanten an der Wand und dem Bild des Vaters im zu engen Jackett auf dem Klavier.
    Mittelmäßigkeit in Sancerre. Billige Sommerfrische. Zweitklassiges Hotel.
    Und dieses ganze Grau-in-Grau wurde noch grauer, wenn man sich die übrigen Einzelheiten ins Gedächtnis rief.
    Generalvertreter der Firma Niel. Falsches Silber, falscher Luxus, falscher Stil.
    Ein Jahrmarkt. Schießbuden. Knallfrösche.
    Das ging bis zu Madame Gallets geziertem Getue, ja, bis zu ihrem mit Straß verzierten Hut, der über den staubbedeckten Schulhof gerollt war.
     
    Zu seiner Erleichterung erfuhr Maigret am nächsten Morgen, daß die Witwe mit dem ersten Zug nach Saint-Fargeau zurückgefahren war und daß der Sarg mit Emile Gallets sterblicher Hülle sich in einem gemieteten Lieferwagen auf dem Weg zur Villa Les Marguerites befand.
    Er würde hier so schnell wie möglich Schluß machen. Alle anderen Beteiligten waren abgereist: der Richter, der Arzt mit seinen sieben Gästen, Inspektor Grenier. Er allein war in Sancerre geblieben, und er wußte genau, was er zu tun hatte.
    Als erstes die Antwort auf seine Telegramme vom Vorabend abwarten.
    Als zweites das Zimmer durchsuchen, in dem der Mord verübt worden war.
    Und drittens alle Personen befragen, die das Verbrechen hätten verüben können und somit als Verdächtige in Frage kamen. Die Antwort der Stadtpolizei von Rouen ließ nicht lange auf sich warten.
     
    Personal Hôtel de la Poste befragt. Kassiererin Irma Strauss erklärt, daß ein Emile Gallet ihr in Briefumschlag Ansichtskarten zur Weiterbeförderung schickte. Bekam dafür monatlich hundert Franc. Besorgte Auftrag seit fünf Jahren und glaubt, daß schon Vorgängerin für Gallet arbeitete.
     
    Das war um halb zehn. Eine halbe Stunde später wurde Maigret ein Telegramm von Niel ausgehändigt:
     
    Emile Gallet seit 1912 nicht mehr für unsere Firma tätig.
     
    Um zehn Uhr trat der Ausrufer seinen Rundgang durch das Städtchen an. Maigret hatte nach dem Frühstück den Hof des Hotels besichtigt und nichts Ungewöhnliches entdeckt. Er stand noch dort, als ihm ein Besucher gemeldet wurde. Es war der Wegemacher von Sancerre.
    »Ich hab auf der Straße zwischen Sancerre und Saint-Thibaut gearbeitet«, begann der Mann, »da sah ich diesen Monsieur Clément. Ich hab ihn sofort erkannt, weil ich ihm schon mehrmals begegnet bin, aber hauptsächlich wegen seines Jacketts. Da bog ein junger Mann vom Feldweg in die Straße ein. Sie standen einander direkt gegenüber. Ich war vielleicht hundert Meter von ihnen entfernt, aber mir war gleich klar, daß sie sich stritten …«
    »Haben Sie sich auf der Straße getrennt?«
    »Nein! Sie gingen zusammen ein Stück weit den Hang hinauf. Dann kam der Alte allein zurück. Den jungen Mann sah ich erst eine halbe Stunde später wieder. Er saß im ›Commerce‹, als ich dort vorbeiging.«
    »Wie sah er aus?«
    »Groß und mager. Längliches Gesicht. Brille …«
    »Kleidung?«
    »Weiß ich nicht mehr genau. Er trug irgend etwas Graues oder Schwarzes. Kriege ich jetzt die fünfzig Franc?«
    Maigret gab ihm das Geld und machte sich auf den Weg zum ›Hôtel du Commerce‹, wo er am Abend zuvor mit Inspektor Grenier einen Aperitif getrunken hatte.
    Der junge Mann hatte am Samstag dort zu Mittag gegessen, aber der Kellner, der ihn bedient hatte, weilte im Urlaub in Pouilly, zwanzig Kilometer von Sancerre entfernt.
    »Sind Sie sicher, daß er nicht hier

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