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Maigret und die Tänzerin Arlette

Maigret und die Tänzerin Arlette

Titel: Maigret und die Tänzerin Arlette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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nicht?«
    »Ich habe mich nie um ihre Angelegenheiten gekümmert. Im Haus wohnen sonst nur anständige, ruhige Leute. Die Mieter im ersten Stock sind so gut wie nie in Paris, und im zweiten wohnt ein pensionierter General. Sie sehen ja gleich, daß es ein besseres Haus ist. Aber diese Frau war so verdreckt, daß ich mir immer die Nase zuhalten mußte, wenn ich an ihrer Tür vorbeikam.«
    »Hat sie nie einen Arzt kommen lassen?«
    »Doch, ungefähr zweimal in der Woche. Wenn sie vom Wein oder was weiß ich, voll war, bildete sie sich immer ein, sie würde sterben, und rief ihren Arzt an. Er kannte sie schon und hat sich stets Zeit gelassen, bis er kam.«
    »Ein Arzt aus dem Viertel?«
    »Ja, Dr. Bloch, der drei Häuser weiter wohnt.«
    »Haben Sie ihn angerufen, als Sie die Leiche entdeckt haben?«
    »Nein, das ging mich nichts an. Ich habe mich gleich an die Polizei gewandt. Der Inspektor ist dann gekommen und darauf Sie.«
    »Versuch doch mal, den Dr. Bloch zu erreichen, Janvier. Bitte ihn, er möchte so schnell wie möglich einmal herkommen.« Janvier suchte das Telefon, das er schließlich in einem weiteren kleinen Raum entdeckte, wo es zwischen alten Zeitschriften und halbzerfetzten Büchern auf dem Fußboden stand.
    »Kann man leicht ins Haus kommen, ohne daß Sie etwas davon merken?«
    »In anderen Häusern etwa nicht?« antwortete die Concierge spitz. »Ich mache meine Arbeit wie jede andere, sogar besser als die meisten, und Sie werden nicht ein Stäubchen auf der Treppe finden.«
    »Gibt es nur die eine Treppe hier?«
    »Es gibt noch eine Hintertreppe, aber die benutzt fast niemand. Jedenfalls müssen alle an meiner Loge vorüber.«
    »Sind Sie ständig dort?«
    »Außer wenn ich meine Besorgungen mache. Man muß ja schließlich auch als Concierge mal was essen.«
    »Wann machen Sie Ihre Besorgungen?«
    »Morgens um halb neun, wenn der Briefträger dagewesen ist und ich die Post hinaufgebracht habe.«
    »Hat die Gräfin viel Post bekommen?«
    »Bloß Angebote von Geschäften, die ihren Namen im Adreßbuch gefunden haben und sich davon blenden ließen, daß sie eine Gräfin war.«
    »Kennen Sie einen Monsieur Oskar?«
    »Was für einen Oskar?«
    »Irgendeinen Oskar.«
    »Mein Sohn heißt so.«
    »Wie alt ist er?«
    »Siebzehn. Er ist Tischlerlehrling in einer Werkstatt am Boulevard Barbes.«
    »Wohnt er bei Ihnen?«
    »Aber natürlich.«
    Janvier, der wieder eingehängt hatte, sagte:
    »Der Doktor ist zu Hause. Er hat noch zwei Patienten im Wartezimmer und kommt dann sofort her.«
    Inspektor Lognon vermied es ängstlich, auch nur irgend etwas mit den Fingerspitzen zu berühren, und er tat so, als ob alles, was die Concierge sagte, ihn nicht im geringsten interessierte.
    »Bekam Ihre Mieterin nie Briefe von einer Bank?«
    »Nie.«
    »Ist sie oft ausgegangen?«
    »Sie blieb manchmal zehn oder zwölf Tage hintereinander in der Wohnung, und ich dachte schon einmal, sie wäre gestorben, weil man nie einen Laut hörte. Sie lag dann sicher in ihrem Dreck halb tot im Bett. Wenn sie sich aber anzog, mit Hut, Handschuhen, hätte man sie fast für eine Dame halten können. Allerdings durfte man nicht auf ihr verwüstetes Gesicht achten.«
    »Blieb sie immer lange fort?«
    »Das kam drauf an. Mal bloß ein paar Minuten, mal den ganzen Tag. Sie kam immer mit Haufen von Paketen wieder. Der Wein wurde ihr in Kisten geliefert. Nur gewöhnlicher Landwein übrigens, den sie bei einem Krämer in der Rue Condorcet bestellte.«
    »Ging der Bote in die Wohnung?«
    »Er stellte die Kiste immer vor die Tür. Ich habe mich sogar mit ihm gestritten, weil er nicht die Hintertreppe benutzen wollte, die ihm zu dunkel war. Er habe keine Lust, sich das Genick zu brechen, war seine Antwort.«
    »Woher wußten Sie, daß sie tot war?«
    »Ich habe nicht gewußt, daß sie tot war.«
    »Aber Sie haben doch ihre Tür geöffnet.«
    »Ich habe mir die Mühe nicht gemacht und hätte es auch nie getan.«
    »Das müssen Sie mir näher erklären.«
    »Wir sind hier im vierten Stock. Im fünften wohnt ein gebrechlicher alter Herr, bei dem ich saubermache und dem ich sein Essen hinaufbringe. Er ist mal beim Finanzamt tätig gewesen. Schon seit vielen Jahren wohnt er dort oben, und vor sechs Monaten ist ihm die Frau gestorben. Sie haben das vielleicht in den Zeitungen gelesen: sie ist beim überqueren der Place Blanche um zehn Uhr morgens – sie war gerade auf dem Wege zum Einkaufen in der Rue Lepic – von einem Autobus überfahren worden.«
    »Wann

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