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Maigret und die Tänzerin Arlette

Maigret und die Tänzerin Arlette

Titel: Maigret und die Tänzerin Arlette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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machte. Manche seiner Kollegen wären auch gern freundlich zu dem Inspektor gewesen, aber wenn sie dann seine saure Miene sahen, die er immer aufsetzte, weil er unablässig eine Katastrophe zu wittern schien, konnten sie doch nur die Schultern zucken oder über ihn lächeln.
    Maigret hatte ihn in Verdacht, daß er sich in seinem Pech und seiner schlechten Laune ganz wohl fühlte, daß das zu einer Art Krankheit bei ihm geworden war, die er mit derselben Liebe hätschelte und pflegte, wie gewisse alte Männer, um ewig bedauert zu werden, ihre chronische Bronchitis. »Nun, mein Lieber?«
    »Nun, ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    Das bedeutete, daß Lognon bereit war, auf Fragen zu antworten, weil er nur ein Untergebener war, es aber für skandalös hielt, daß er, der die Ermittlungen selbständig hätte durchführen müssen, wenn die Kriminalpolizei nicht wäre, der sein Viertel wie seine Westentasche kannte und sich seit gestern nicht einen Augenblick Ruhe gegönnt hatte, daß ausgerechnet er jetzt hier Rede und Antwort stehen mußte.
    Sein mißmutig verzogener Mund sagte nur allzu deutlich:
    »Ich weiß schon, wie das geht. Es ist ja immer so. Sie werden mir die Würmer aus der Nase ziehen, und morgen oder in einigen Tagen wird in den Zeitungen stehen, daß Kommissar Maigret wieder einmal seine Meisterschaft bewiesen hat. Man wird, wie schon sooft, von neuem seine Spürnase und seine Methoden rühmen.«
    Lognon glaubte freilich selbst nicht daran, und das war wohl die ganze Erklärung für seine Haltung. Daß Maigret Kommissar war, daß andere hier arbeiteten, statt den eintönigen Dienst auf einem Revier zu tun, verdankten sie nur ihrem Glück, ihren Beziehungen oder ihrer Gabe, sich ins rechte Licht zu setzen.
    Nach seiner eigenen Meinung war er der allertüchtigste Beamte von allen.
    »Wo hast du ihn aufgegabelt?«
    »An der Gare du Nord.«
    »Wann?«
    »Heute morgen um halb sieben. Es war noch dunkel.«
    »Weißt du seinen Namen?«
    »Der ist mir schon seit einer Ewigkeit bekannt. Ich habe ihn heute zum achtenmal verhaftet. Die meisten kennen ihn unter seinem Vornamen Philippe. Er heißt Philippe Mortemart, sein Vater ist Universitätsprofessor in Nancy.«
    Maigret war überrascht, gleich so viel Auskünfte auf einmal zu vernehmen. Lognons Schuhe waren schmutzig, und da sie alt waren, sicherlich auch nicht mehr trocken. Seine Hose war bis zu den Knien naß, und seine müden Augen hatten rote Ränder.
    »Hast du sofort gewußt, wer das war, als die Concierge von einem jungen Mann mit langem Haar sprach?«
    »Ich kenne schließlich das Viertel.«
    Womit er sagen wollte, daß Maigret und seine Männer dort nichts zu suchen hatten.
    »Bist du zu ihm gegangen? Wo wohnt er?«
    »In einem ehemaligen Mädchenzimmer in einem Hause am Boulevard Rochechouart. Er war aber nicht da.«
    »Wann war das?«
    »Gestern nachmittag um sechs.«
    »Hatte er seinen Koffer noch nicht fortgebracht?«
    »Noch nicht.«
    Zweifellos war Lognon der zäheste Jagdhund, den man sich denken konnte. Er hatte eine Spur verfolgt, ohne zu wissen, ob es die richtige war, und sich durch nichts von ihr abbringen lassen.
    »Warst du von gestern abend um sechs bis heute früh hinter ihm her?«
    »Ich weiß, wo er verkehrt. Er brauchte Geld, um wegfahren zu können, und versuchte sich von allen möglichen Leuten etwas zu pumpen. Erst als er es hatte, hat er seinen Koffer geholt.«
    »Woher hast du erfahren, daß er an der Gare du Nord war?«
    »Von einem Mädchen, das gesehen hat, wie er in den ersten Autobus am Square d’Anvers stieg. Ich habe ihn dann im Wartesaal aufgestöbert.«
    »Und was hast du mit ihm heute morgen um sieben gemacht?«
    »Ich habe ihn zum Verhör auf die Wache gebracht.«
    »Ergebnis?«
    »Er will nichts sagen oder weiß nichts.«
    Seltsam, Maigret hatte das dunkle Gefühl, daß der Inspektor so schnell wie möglich wieder fort wollte, aber gewiß nicht nur, um den versäumten Schlaf nachzuholen.
    »Sie wollen ihn wohl jetzt selber verhören?«
    »Hast du deinen Bericht schon geschrieben?«
    »Ich werde ihn heute abend meinem Kommissar geben.«
    »Hat Philippe der Gräfin das Morphium beschafft?«
    »Oder sie ihm. Jedenfalls hat man sie oft zusammen gesehen.«
    »Seit wann?«
    »Seit mehreren Monaten. Wenn Sie mich nicht mehr brauchen…«
    Er führte etwas im Schilde, das war sonnenklar. Entweder hatte ihm Philippe mit irgendeiner Bemerkung einen Floh ins Ohr gesetzt, oder aber er war bei seinen nächtlichen Ermittlungen

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