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Maigret und Monsieur Charles

Maigret und Monsieur Charles

Titel: Maigret und Monsieur Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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erledigte, ohne mit Ihnen darüber zu sprechen?«
    »Bestimmte Klienten empfing er unter vier Augen in seinem Büro. Er machte sich Notizen, und wenn der Klient gegangen war, setzte er mich ins Bild.«
    »Wer kümmert sich in seiner Abwesenheit um den Kapitalverkehr?«
    »Ich. Ich besitze Generalvollmacht.«
    »Ist Ihr Chef sehr reich?«
    »Er ist reich, ja.«
    »Hat er sein Vermögen vermehrt, seit sein Vater gestorben ist?«
    »Gewiss.«
    »Und seine Frau ist die einzige Erbin?«
    »Ich habe zusammen mit einem anderen Angestellten bei der Unterzeichnung seines Testaments als Zeuge fungiert, habe es aber nicht gelesen. Ich vermute, dass er eine bestimmte Anzahl recht erheblicher Schenkungen vorgesehen hat.«
    »Und die Kanzlei?«
    »Das wird alles von Madame Sabin-Levesque abhängen.«
    »Ich danke Ihnen.«
    Und mit einem Mal merkte Maigret, dass seit Nathalies Besuch bei der Kriminalpolizei bald im Präsens, bald in der Vergangenheit über den Notar gesprochen wurde.
    Vorwiegend in der Vergangenheit.
    »Wenn Sie mich heute sehen möchten, kommen Sie sofort, denn in einer Stunde habe ich eine Operation...«
    Doktor Florian, so schien es Maigret, war wie viele Ärzte der besseren Gesellschaft einer gewissen Förmlichkeit nicht abgeneigt. Er wohnte in der Avenue Foch, was auf eine erlesene Klientel schließen ließ.
    »Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen...«
    Maigret und Lapointe waren zusammen in eine Bar am Boulevard Saint-Germain gegangen, um eine Halbe zu trinken und zu telefonieren.
    »Er erwartet uns... Avenue Foch...«
    Kurz darauf fuhr das kleine schwarze Auto die Champs-Elysees hinauf. Lapointe war schweigsam und ein wenig düster, so als habe er etwas auf dem Herzen.
    »Machst du dir Gedanken?«
    »Es ist wegen dieser Frau... Ich kann mir nicht helfen, sie tut mir leid...«
    Maigret sagte nichts, aber er dachte wohl das gleiche, denn als sie um den Arc de Triomphe herumfuhren, murmelte er:
    »Ich muss sie erst noch etwas besser kennenlernen ...«
    Das Gebäude war luxuriös und imposant, moderner als das am Boulevard Saint-Germain. Ein geräumiger, wohltuend leiser Aufzug brachte sie in die sechste Etage hinauf, wo ihnen ein Butler mit gestreifter Weste die Tür öffnete.
    »Hier entlang, bitte... Der Herr Professor erwartet Sie...«
    Er nahm ihnen zunächst Hut und Mantel ab. Dann öffnete er eine Flügeltür, zu deren beiden Seiten fast unversehrte griechische Statuen standen.
    Der Chirurg war größer und breiter als Maigret und streckte ihnen eine kräftige Hand entgegen.
    »Inspektor Lapointe...« stellte Maigret vor.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie zur Eile gedrängt habe, aber meine Tage sind sehr ausgefüllt. Schon eine Viertelstunde nun - seit Ihrem Anruf - frage ich mich, womit ich Ihnen dienen kann...«
    Das Büro war groß, luxuriös, sonnendurchflutet. Die Glastür, die auf eine Terrasse ging, stand halb offen, und ab und zu blähte ein Luftzug von draußen die Vorhänge.
    »Nehmen Sie bitte Platz...«
    Wegen seiner graumelierten Haare wirkte er älter als er war, und er war sehr korrekt gekleidet: gestreifte Hose und schwarze Weste.
    »Sie sind ein Freund von Gerard Sabin-Levesque, wenn ich nicht irre...«
    »Wir sind gleich alt und waren zur gleichen Zeit an der Universität, er an der juristischen Fakultät, ich an der medizinischen... Wir waren damals eine recht fidele Clique, und er sorgte immer für gute Laune...«
    »Hat er sich sehr verändert?«
    »Ich habe ihn seit seiner Heirat recht wenig gesehen ...«
    Doktor Florians Stirn hatte sich verdüstert.
    »Ich bin verpflichtet, Sie zu fragen, zu welchem Zweck Sie mich um diese Auskünfte bitten. Als Arzt bin ich an die Schweigepflicht gebunden und als Freund bin ich es mir schuldig, eine gewisse Diskretion zu wahren...«
    »Ich verstehe das. Sabin-Levesque ist seit über einem Monat verschwunden... Er hat niemandem angekündigt, dass er wegfährt, weder seiner Frau noch seinem Kanzleileiter. Eines Abends, am 18. Februar, ist er von zu Hause weggegangen, ohne Gepäck mitzunehmen. Ich habe eine Spur von ihm entdeckt, in einem Nachtclub namens Cric-Crac in der Rue Clément-Marot, wo er an diesem Abend oder vielmehr in dieser Nacht gewesen ist. Er hat den Club allein verlassen, um sich zu einer Adresse in der Avenue des Ternes zu begeben, die ihm jemand gegeben hatte, aber dort ist er nie angekommen ...«
    »Was sagt seine Frau?«
    »Kennen Sie sie?«
    »Ich war in den ersten Monaten nach der Hochzeit öfters bei ihnen zu

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