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Maigret und Monsieur Charles

Maigret und Monsieur Charles

Titel: Maigret und Monsieur Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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den Notar gesehen hatte. Es war ein Uhr morgens gewesen, als er sich von ihr getrennt hatte, um sich in die Avenue des Ternes zu begeben, wo er nie angekommen ist.
    »Und jetzt, Chef?« fragte Lapointe, als er wieder hinter dem Steuer des kleinen Autos saß.
    »Zu mir nach Hause... Ich habe genug für heute, und du wirst auch müde sein...«
    »Komischer Kerl, was?«
    »Ja, ein komischer Kerl. Entweder hatte er eine ausgeprägte Vorliebe für Animierdamen, oder er wollte es vermeiden, sich mit festen Maitressen das Leben zu komplizieren...«
    Zu Hause begann er sich auszukleiden, während Madame Maigret, die schon im Bett lag, ihn freundlich fragte:
    »Hast du dich gut amüsiert?«
    »Ich habe vielleicht eine kleine Entdeckung gemacht... Ob sie etwas wert ist, wird sich erst später herausstellen...«
    »Bist du nicht zu müde?« »Nicht sehr. Wecke mich zur gewohnten Zeit.«
    Er brauchte eine ganze Weile, bis er einschlief, denn er war ein bisschen aufgekratzt. Der Kopf dröhnte ihm noch vom Lärm und vom Betrieb in den Nachtclubs.
    Trotzdem war er morgens um neun in seinem Büro, und der erste, den er im Büro der Inspektoren erblickte, war Janvier.
    »Komm her...«
    Die Sonne war etwas wärmer als am Vortag, und da er leichte Kopfschmerzen hatte, ging er das Fenster öffnen.
    »Wie war’s heute Nacht?«
    »Ruhig. Es gab jedoch ein merkwürdiges Vorkommnis.«
    »Erzähle...«
    »Ich hatte den Wagen fünfzig Meter vom Haus entfernt geparkt... Ich blieb am Steuer sitzen, die Hausnummer 207A genau im Blick... Kurz nach elf ging die Haustür auf, und ich sah eine Frau herauskommen...«
    »Madame Sabin-Levesque?«
    »Ja. Ihr Gang war steif, so als müsse sie sich anstrengen, nicht im Zickzack zu gehen. Ich ließ ihr einen kleinen Vorsprung, dann startete ich den Motor. Sie ging nicht sehr weit... Keine zweihundert Meter... Sie trat in eine Telefonzelle...«
    Maigret runzelte die Brauen.
    »Sie schob eine Münze in den Apparat, aber anscheinend bekam sie keine Verbindung, denn sie hängte gleich wieder ein... Mit der zweiten Münze ging es ebenso... Erst nach dem dritten Versuch begann sie zu sprechen... Sie sprach lange, denn sie musste noch zweimal Geld nachwerfen...«
    »Komisch, dass sie nicht von zu Hause telefoniert hat... Sie muss geglaubt haben, dass ihr Apparat abgehört wird...«
    »Das nehme ich auch an... Als sie aus der Kabine kam, öffnete sich für einen Augenblick ihr Mantel, und ich sah, dass sie im Nachthemd war... Sie kehrte direkt zur Nummer 207 A zurück, drückte auf die Klingel, und die Tür ging sofort auf... sonst war nichts bis heute Morgen... Ich habe an Lourtie übergeben, und Bonfils löst ihn dann gegen Mittag ab...«
    »Sorge dafür, dass ihre Leitung so bald wie möglich angezapft wird.«
    Janvier schickte sich zum Gehen an.
    »Und die Nummer der Kanzlei ebenfalls... Danach kannst du schlafen gehen...«
    »Danke, Chef...«
    Maigret warf einen raschen Blick auf die Post, die auf ihn wartete, zeichnete einige Formulare ab und ging dann zum Direktor hinüber, um ihm zu sagen, wie die Dinge standen.
    »Gehen Sie nochmal hin?«
    »Ja. Im Büro wird man mich in diesen Tagen nicht oft sehen, denke ich.«
    Wusste der Boss, dass man ihm, Maigret, seine Stelle angeboten hatte? Er spielte nicht darauf an, aber Maigret kam es vor, als behandle er ihn mit größerer Achtung. Inzwischen war Lapointe gekommen, der ein wenig verkatert war. Er fuhr den Kommissar zum Boulevard Saint-Germain.
    »Soll ich mit hinaufkommen?«
    »Ja. Vielleicht gibt es etwas zu notieren.«
    »Meinen Stenoblock habe ich dabei.«
    Beinahe hätte er zuerst im Erdgeschoß haltgemacht, doch dann stieg er doch in den ersten Stock hinauf.
    Claire Marelle, die junge Zofe, öffnete die Tür und empfing ihn mürrisch.
    »Wenn Sie zu Madame wollen, dann sage ich Ihnen gleich, dass sie schläft...«
    Maigret trat trotzdem in die Halle, und Lapointe folgte ihm.
    »Setzen Sie sich«, sagte er zu der jungen Frau und deutete auf einen Stuhl.
    »Es steht mir nicht zu, hier zu sitzen...«
    »Sie tun, was ich Ihnen sage...«
    Schließlich setzte sie sich auf die äußerste Kante des lederbezogenen Stuhls.
    Das war es, was manche Leute Maigret vorwarfen. Ein Beamter seines Ranges hätte die Zeugen in sein Büro zitieren, und was die Tour durch die Nachtclubs betraf, einen Inspektor schicken müssen.
    Maigret zündete seine Pfeife an, und Claire Marelle sah ihn streng an, als begehe er eine Ungehörigkeit.
    »Wann ist Ihre Herrin gestern nach

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