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Maigret verteidigt sich

Maigret verteidigt sich

Titel: Maigret verteidigt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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kann.«
    »Heute vormittag waren Sie nicht bei Ihrem Zahnarzt, sondern bei einem in der Rue des Acacias. Und Ihre Zähne sind völlig gesund. Verdächtigen Sie diesen Zahnarzt, etwas mit den Juwelendiebstählen zu tun zu haben?«
    »Nein.«
    »Dann waren Sie in dem Hause gegenüber.«
    »Es wohnt dort einer meiner Spitzel.«
    »Haben Sie mit ihm über die Juwelendiebstähle gesprochen?«
    »Nein.«
    »Hören Sie mir gut zu, Maigret. Sie wissen, daß ich für Sie, als ich meinen Posten hier übernommen habe, als Menschen und Polizeibeamten die größte Bewunderung hegte. Es hat sich nichts daran geändert. Ich bin gezwungen, wie ich es Ihnen schon gesagt habe, eine Rolle zu spielen, die mir nicht gefällt. Sie sind gestern zum Polizeipräfekten bestellt worden. Er hat mit Ihnen über eine Affäre gesprochen, die mich nichts angeht und die ich nur in großen Zügen kenne und kennen darf. Ehe Sie ihn verließen, hat er sie dringend gebeten, in dieser Affäre nichts zu unternehmen, mit niemandem darüber zu sprechen, selbst nicht mit Ihren Kollegen und Inspektoren. Stimmt das?«
    »Ja, das stimmt.«
    Der Leiter der Kriminalpolizei warf einen Blick auf ein vor ihm liegendes Schriftstück.
    »Gestern haben Sie sich nach diesem Gespräch bis gegen drei Uhr in Ihrem Büro eingeschlossen. Dann haben Sie sich in ein kleines Lokal in der Rue de Seine begeben, das ›Chez Desiré‹ heißt. Ein wenig später findet man Sie in einem Hotel in der Rue des Écoles, wo Sie sich ein paar Minuten lang mit der Wirtin unterhalten. Haben die Kneipe und das Hotel etwas mit der Affäre zu tun, mit der Sie sich nicht befassen sollen?«
    »Ja.«
    »Sie sind in Begleitung von Inspektor Janvier in die Rue des Acacias gefahren, wo Sie ziemlich lange bei einem zwielichtigen Mann namens Manuel Palmari waren, den Sie manchmal als Spitzel benutzt haben.«
    »Ich werde wohl von dem verfolgt, was die Zeitungen die Polizei der Polizei nennen, Herr Direktor?«
    Er sagte nicht Chef wie sonst. Das alles ekelte ihn an. Und obendrein saß er jetzt in der prallen Sonne. Sein Gesicht war in Schweiß gebadet.
    Roland Blutet tat so, als habe er gar nicht zugehört.
    »Nach Ihrer Rückkehr zum Quai haben Sie den alten Barnacle in Ihr Büro kommen lassen und ihn mit einem Auftrag betraut. Es handelte sich darum, eine bestimmte Person ohne ihr Wissen zu fotografieren, eine Person…«
    »Mit der mich zu befassen der Polizeipräfekt mir verboten hatte.«
    »Ein wenig später findet man Sie in einem Hotel in der Rue Monsieur-le-Prince in Begleitung von Inspektor Lucas und einem Pförtner der Sorbonne. Ging es dabei um den Juwelendiebstahl?«
    »Nein.«
    »Um das junge Mädchen, von dem ich gesprochen habe?«
    »Ja.«
    »War es purer Zufall, daß Sie mit Ihrer Frau in einem Restaurant in der Avenue de la Grande Armee gegessen haben?«
    »Nein.«
    »Und daß Sie sich von einem gewissen Landry das Mitgliederverzeichnis eines Klubs zeigen ließen?«
    »Das stimmt alles, Herr Direktor. Ich gestehe, daß mir nicht der Gedanke gekommen ist, mich zu vergewissern, daß mir niemand nachging. Bis jetzt habe ich auf der anderen Seite der Barriere gelebt…«
    »Wenn Sie das interessiert, kann ich Ihnen versichern, ich habe nichts mit diesem Beschatten zu tun und habe erst heute morgen von der Affäre erfahren. Man scheint ihr höheren Orts eine große Bedeutung beizumessen. Ich bin Beamter und muß darum den Auftrag durchführen, mit dem man mich betraut hat.«
    »Wünschen Sie ein schriftliches Geständnis?«
    »Machen Sie mir meine Aufgabe nicht noch schwerer, Maigret. Ich bin nicht stolz darauf, glauben Sie es mir.«
    »Ich glaube es gern.«
    »Ferner haben Sie vierundzwanzig Stunden lang mindestens drei Inspektoren Ihrer Abteilung für Aufgaben eingesetzt, die nicht ihre Angelegenheit waren – mit anderen Worten für Ihre privaten. Ich glaube nicht, daß sie ein Disziplinarverfahren zu befürchten haben, denn diese Männer wußten nichts von Ihrem Gespräch mit dem Polizeipräfekten. Es bleibt mir nur noch…«
    Dem Leiter der Kriminalpolizei war es ebenfalls heiß, und er wischte sich das Gesicht ab.
    »Es bleibt mir nur noch, Ihnen zu sagen, welche Lösung man mir vorgeschlagen hat. Sie brauchen Ruhe. Sie haben in letzter Zeit viel gearbeitet und nicht einen Tag Urlaub genommen. Sie beantragen einen Erholungsurlaub, der so lange dauern wird, bis die Sie betreffende amtliche Untersuchung abgeschlossen ist.«
    Nur mit Mühe hatte er das herausgebracht. Er wagte nicht mehr,

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