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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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schlafend. Ich war froh, als am nächsten Tag endlich mein Flug nach Frankfurt ging. Als wir die Alpen überflogen, war es, als ob ich einen bösen Traum hinter mir ließ. Ich schwor mir, Rotfux zunächst nichts von dem Vorfall in Rom zu verraten. Ich hatte Angst, dass er mich sonst nicht mehr verreisen lassen würde, denn ich wollte ja reisen, wollte nach meiner Vergangenheit suchen, wollte meinen Namen finden, den ich im Main verloren hatte. Der König kehrte heim, wenn auch mit Schrammen im Gesicht, aber doch mit der Erkenntnis, dass in Rom nichts mehr für ihn zu holen war.

15
    Zwei Wochen später, als ich am Sonntag nach meiner Audienz vom Aschaffenburger Schloss nach Hause ging, war es schon dämmrig. Ich hatte lange an neuen Geschichten gearbeitet und war rechtschaffen müde. Oskar kannte den Heimweg und als wir in den Bessenbacher Weg einbogen, zog er noch stärker an der Leine als sonst. Kein Mensch war auf der Straße zu sehen. Nur Oskar und ich strebten dem Haus von Brenners entgegen. Plötzlich wurde es stockdunkel um mich herum. Ich spürte eine Decke oder Plane, die über mich geworfen wurde. Kräftige Hände packten mich. Oskar bellte. Dann hörte ich, dass er wild tobte und knurrte, vielleicht auch um sich biss. Schließlich jaulte er jämmerlich, bis nur noch ein gurgelndes Röcheln von ihm zu hören war, als ob er erstickte. Ich versuchte, die Decke oder Plane, die sie über mich geworfen hatten, von mir zu reißen, jedoch ohne Erfolg. Ich fühlte, wie sie mir gegen die Beine traten, kippte um und fiel der Länge nach hin. Oskar war inzwischen ganz still. Mir gab das einen Stich ins Herz. Ob er wohl tot ist?, fragte ich mich. Sie schleiften mich in der Decke ein Stück weit über den Gehweg, vermutlich zu einem parkenden Auto. Ich hörte das Schlagen von Autotüren, spürte, dass ich hochgehoben wurde, und schlug auf einer harten, kalten Fläche auf. Ich merkte, dass sie einen Strick um mich banden, fühlte mich eingeschnürt in meiner Decke, anschließend hörte ich wieder die Autotüren, die zugeschlagen wurden. Sie klangen wie die Türen eines Lieferwagens.
    Einen Moment lang war es ruhig. Mir fiel auf, dass meine Entführer bisher kein Wort gesprochen hatten. Bis ich auf einmal Stimmen von vorne aus dem Fahrzeug hörte, auch eine Frauenstimme. Daraufhin startete der Wagen und ich wurde auf der harten metallischen Fläche kräftig durchgeschüttelt.
    »Gut, den haben wir«, sagte eine dunkle Männerstimme. »Sein Köter hat ja getobt wie ein Wilder.«
    »Oh, der Sack mit dem Hund, den haben wir ja ganz vergessen! Dreh sofort um«, rief die Frauenstimme ganz aufgeregt. Ihre Stimmen klangen dumpf. Wahrscheinlich hatten sie Mützen über den Gesichtern oder sich sonst irgendwie vermummt. Bremsen quietschten, der Wagen wendete, ich wurde gegen die Seitenwand der Ladefläche geschleudert, dann hielten wir an, es dauerte einen Augenblick, die Türen wurden wieder aufgerissen und ich spürte, wie mich ein Sack traf, den sie zu mir auf die Ladefläche warfen.
    Mein Gott, Oskar, musste ich denken.
    Ich spürte den Sack neben meinem Körper. Oskar war noch warm, aber ich konnte nichts für ihn tun, da ich fest im meiner Decke eingeschnürt war. Es war so schrecklich für mich, Oskar nicht helfen zu können. Vergeblich versuchte ich, mich aus der Decke zu befreien, aber es gelang mir nicht, ich war gefesselt.
    Die Fahrbahn musste einige Schlaglöcher haben, es war auf alle Fälle sehr holprig und ich wurde im Laderaum hin und her geworfen. Irgendwann ging es bergauf, wahrscheinlich Richtung Haibach, danach bogen wir scharf links ab, das Auto fuhr langsam und schwankte und es kam mir vor, als ob wir über einen Wald- oder Feldweg fuhren. Meine Peiniger schienen sich nicht ganz einig zu sein.
    »Hier geht es ab«, sagte der Mann.
    »Nein, noch ein Stück weiter«, widersprach die Frau.
    Dann drehten sie das Radio laut auf und ich konnte nichts mehr verstehen. Nach einiger Zeit stoppte das Auto, rangierte mehrmals und blieb schließlich stehen. Ich hörte die vorderen Türen, das Radio wurde ausgeschaltet, sie flüsterten.
    »Nimm das Brett hoch«, konnte ich hören.
    »Gut so, jetzt rein mit ihm.«
    Ich bemerkte, dass sie mich aus dem Wagen hoben, einige Meter vom Auto wegtrugen und schließlich in ein Loch oder eine Höhle fallen ließen.
    »Wirf den Sack mit dem Hund dazu«, flüsterte der Mann.
    »Können sich ja gegenseitig wärmen«, kicherten beide.
    Ich spürte, dass sie meine Fesseln

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