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Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsbeben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Price
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genau.”
    „Von der Kleinstadt merkt man aber nicht viel, wenn man sich dein Haus ansieht.”
    „Es ist nicht mein Haus. Es gehört meinen Eltern.”
    „Aber du bist dort aufgewachsen, oder?”
    Nein. Aufgewachsen bin ich in der Nähe der Baker Street, bei Simon und seinem Dad. Geschlafen habe ich im Anwesen meiner Familie, zu der ich mich nicht gezählt habe.
    „Manchmal.”
    Jared nickt und greift nach einem Stückchen Brot.
    „Du wirkst nicht wie die reichen Mädchen am Kensington …”
    Das Brot zwischen seinen Fingern ist wohl unheimlich interessant, denn seitdem wir im La Mer angekommen sind, scheint Jared alles faszinierend zu finden.
    „Jared, ich spiele beim Billard um Geld. Ich brauche das Geld meiner Eltern nicht, ich sorge selber dafür.”
    Er stützt sein Kinn in seine Hände, dabei beobachtet er mich etwas zu genau für meinen Geschmack. Er macht mich nervös, das gefällt mir nicht. Niemand macht mich nervös. Zumindest nicht mit nur einem Blick. Jared ist die Ausnahme.
    „Das dachte ich mir schon.”
    Ich räuspere mich kurz.
    „Und ich würde es nett finden, wenn du diese Tatsache für dich behalten könntest.”
    Wenn das die Runde macht und Leute wie Sarah davon erfahren, wird es nicht leicht, die Fragen abzuschmettern. Aber Jared nickt nur ernst und ich weiß, er wird es niemandem erzählen.
    „Muss anstrengend sein.”
    Er nimmt einen Schluck Root Beer, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Mir sollte ein lässiger Spruch einfallen. Einer aus meinem Repertoire, das ich für Momente wie diese angelegt habe. Ich greife in meinen Fundus der kecken Bemerkungen – und bevor mein Gesprächspartner sich’s versieht, habe ich ihn genug verwirrt und er verliert das Interesse. Jetzt fühlt sich eben dieser Fundus leer an. Aufgebraucht. Unnütz. Ich sehe wieder zu Jared, der ein feines Lächeln auf seinen Lippen trägt, was es nur zu leicht macht. Für diesen Abend, für diese einzige Ausnahme, gestehe ich mir eine Schwäche zu. Ich bin ehrlich.
    „Manchmal.”
    „Das kenne ich. So tun zu müssen, als wäre man jemand anderes.”
    Seine Stimme nimmt einen bitteren Unterton an, den ich mir nicht nur eingebildet habe. Er lächelt kurz und will mich damit beruhigen.
    „Dabei hast du das gar nicht nötig, Lynn.”
    Wenn er wüsste!
    „Ich denke, es ist ein legitimer Schutz.”
    „Sicher. Es ist nur furchtbar kräftezehrend.”
    Alles, was er sagt, klingt tatsächlich so, als würde er aus Erfahrung sprechen. Dabei hat ein Kerl wie er doch keinen Grund, so was zu tun. Er sieht gut aus, er hat einen gewissen Charme und einen Job, der ihm von Haus aus die unliebsamen Mitmenschen vom Hals halten dürfte.
    „Das mag sein. Aber man gewöhnt sich daran.”
    Da ist er wieder, mein Fundus an öden Floskeln. Der Kellner kommt an unseren Tisch, um unsere Bestellung aufzunehmen. Ich entscheide mich für den Fisch von der Tageskarte, Jared nimmt die Pasta mit Meeresfrüchten. Eine ausgesprochen gute Wahl, das ist sozusagen das Aushängeschild des La Mer . Jared wird begeistert sein. Ein Teil von mir will, dass er Oceanside mag, aber der andere Teil ist lauter, eine schrille Stimme in meinem Kopf, die schon den ganzen Abend schreit, dass es ein Fehler ist, ihn hier zu haben.
    „Man gewöhnt sich bestimmt auch an Fisch. Dennoch geht nichts über ein gutes Steak.”
    Er zwinkert mir zu und sieht sich erneut in dem schicken Restaurant um. Die gestärkten, weißen Tischdecken, die feinen Stoffservietten, Kellner in Uniform … Das alles ist so weit weg vom Red Lion Pub .
    „So einen Laden gibt es in Colby nicht, das kann ich dir sagen.”
    Als er das sagt, kommt unbewusst sein Akzent aus Kansas durch und ich muss schmunzeln. Jared verwandelt sich vor meinem inneren Auge in einen typischen Farmer, der mit seinem Traktor über die scheinbar endlosen Felder fährt. Es passt so gar nicht zu dem Jared, der hier vor mir sitzt.
    „Ich meine, wir haben auch Restaurants. Nur eben nicht solche.”
    Er deutet auf den Tisch vor uns, mit dem edlen Silberbesteck und den auf Hochglanz polierten Gläsern.
    „Wir hätten doch zu Joe’s gehen sollen, oder?”
    „Nein. Ich finde es nett hier. Es ist so … anders.”
    „Wie ist Colby denn so?”
    Jared sieht mich kurz an, als ob er erst abwägen müsste, ob er auf diese Frage antworten will. Er holt tief Luft, als würde es ihn Kraft kosten, die folgenden Worte zu sagen.
    „Colby ist … klein. Eng. Staubig. Als ob es dir die Luft abschnürt.”
    Das

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