Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
Augen lässt.
„Wenn dein Nachname Preston wäre, würdest du ihn auch ändern wollen.”
„Ich kann dir nicht ganz folgen.”
Bin ich wirklich bereit, ihm meine halbe Lebensgeschichte zu erzählen? Hier, im Haus meiner Eltern? Und ohne Vorwarnung?
„Es ist keine große Sache. Ich will nur nicht ständig mit meinem Vater in Verbindung gebracht werden. Vor allem nicht in Boston. Also gebe ich den Namen meiner Mutter an. Du siehst, alles halb so wild.”
„Wer ist dein Dad?”
„Mein Dad hat Jura studiert, war kurz am Supreme Court tätig, aber inzwischen schraubt er an seiner Karriere im Senat. Und meine Mom ist …”
Ich zucke die Schultern.
„… einfach seine Frau.”
Und scheint damit ziemlich ausgelastet zu sein. Ich habe sie nie unzufrieden mit der Rolle als Frau an seiner Seite erlebt. Nie habe ich gehört, dass sie lieber einen Beruf ausüben wollte. Blumen, Teepartys und die öffentlichen Auftritte an der Seite meines Vaters, das alles füllt sie komplett aus. Die meisten hier in Oceanside und viele Leute in Boston kennen meinen Vater. Sie wissen, welchen Einfluss er haben kann.
„Warte! Dein Dad ist doch nicht … Senator Phil Preston?”
Auch Jared hat also seinen Namen schon gehört und ist sich über seine Bedeutung im Klaren. Eine Spur von Bewunderung ist in seinen Augen zu erkennen.
„Doch.”
„Wow! Das erklärt dieses Haus.”
„Vor allem nervt es. Und ich habe immer nur für Ärger gesorgt. Ich passe wohl nicht in das herkömmliche Bild einer Vorzeigetochter.”
„Das kann ich nicht beurteilen.”
Stimmt. Dafür habe ich ihm bei weitem nicht genug von mir erzählt.
„Du bist eine wahre Wundertüte, Lynn Preston.”
„Chase.”
„Nun, Lynn Chase , du siehst bezaubernd aus.”
Wenn er solche Dinge sagt und so charmant ist, werde ich noch eine große Dummheit begehen. Das Lächeln auf meinem Gesicht verrät mich.
„Danke. Du hast dich aber auch ganz schön in Schale geworfen.”
Ich deute auf sein neues weißes T-Shirt, auf dem in blauer Schreibschrift „ Welcome to Oceanside ” steht. Diese T-Shirts kann man überall hier kaufen. Jeder Tourist fällt auf den Trick rein und schlägt zu. Ich kann mein Lächeln immer schwerer verbergen. Jared hat gewonnen. Mit solchen Gesten wird er mich knacken und aufbrechen. Wenn ich nicht höllisch aufpasse, dann wird er mich zerbrochen irgendwo zurücklassen.
„Nachdem du mich am Pier alleine gelassen hast, musste ich irgendwie die Zeit totschlagen. Im Shop hat man mir dieses T-Shirt empfohlen.”
„Eine gute Wahl.”
„Noch ein Tag und ich werde Ehrenbürger der Stadt.”
Damit zwinkert er mir mit dem gesunden Auge zu und weiß ganz genau, dass ich mich ihm nicht mehr besonders lange entziehen kann. Wenn er morgen wirklich noch hier sein wird, habe ich ein verdammt großes Problem.
„Los, gehen wir essen.”
Er reicht mir seinen Arm, an dem ich mich nur zögernd einhake. Vielleicht ist es ein Fehler. Vielleicht ist es eine Dummheit. Aber diesen Abend sollte ich genießen. Weil jeder ab und zu mal loslassen muss. Zwar habe ich Angst vor dem Fall – aber als Jared mich aus dem Haus zu seinem Wagen führt und ich an seinem Arm neben ihm hergehe, da fühlt sich die Fallhöhe plötzlich nicht mehr so hoch an. Als könnte ich nicht fallen, höchstens stolpern. Und als wäre Jared da, um mich zu halten. Ob ich das nun zugeben werde oder nicht: Alles erinnert mich viel zu sehr an eine dieser Szenen aus einem Liebesfilm, als dass ich mir einreden könnte, es wäre kein Date.
Kapitel 8
Das La Mer ist ganz gut besucht, so wie ich es in Erinnerung behalten habe. Die Kellner in ihren klassischen Uniformen, oft Jungs von der Highschool, die sich hier ein bisschen extra Taschengeld verdienen wollen, die Tische für meinen Geschmack etwas zu übertrieben geschmückt – und mitten drinnen: Jared und ich. Während der Fahrt hierher war er erstaunlich still. Nur an der roten Ampel hat er mir einen kurzen Blick zugeworfen und gelächelt. Da hat es sich wirklich wie ein Date angefühlt und das sollte es nicht. Doch auch jetzt, als ich eine Cola light bestelle und Jared ein Root Beer, will sich das Gefühl wieder ausbreiten. Nur mit Mühe und Not halte ich es zusammen, bevor es meinen ganzen Körper einnimmt.
„Hier bist du also aufgewachsen?”
Er gibt sich Mühe, das rechne ich ihm hoch an. Unter anderen Umständen würde ich gerne mit ihm hier sitzen. Wenn ich Dinge ändern könnte.
„Kleinstadt-Mädchen, ganz
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