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Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsbeben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Price
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Gefühl kenne ich nur zu gut. Denn selbst im La Mer habe ich das Gefühl, in meinem alten Kleinstadtleben eingeschnürt zu sein, wie in einem Korsett, das mir nicht so recht passen will.
    „Und wenn man als Jugendlicher in einer zu kleinen Stadt zu wenig zu tun hat, dann tut man oft Dinge, die sich groß anfühlen.”
    Sein Blick ist nach innen gerichtet, als würde er gar nicht mehr hier sein. Er ist für diesen Bruchteil der Sekunde wieder zu Hause in Colby, wo er sich nicht wohlfühlt. Er mag über sich sprechen, aber es könnte ebenso eine Beschreibung meiner Kindheit und Jugend sein. Simon und ich, wir hatten immer den Traum, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden, weil Oceanside zwar ein nettes Küstenörtchen ist, aber uns nicht die Bühne für unsere Träume bieten konnte. Jared scheint es nicht anders ergangen zu sein.
    „Und man tut dumme Dinge.”
    Seine Stimme klingt leise und zerbrechlich. In seinen klaren Augen schimmert eine Erinnerung von damals, die ihn bis heute nicht losgelassen hat. Zu gerne will ich fragen, was ihn beschäftigt, aber ich würde eine Grenze überschreiten. Denn er würde dann das gleiche Recht haben, mich solche Sachen zu fragen. Und ich würde ihm antworten müssen.
    „Glaub mir, Jared, ich bin Expertin im Dumme-Dinge-Tun.”
    Mein Lächeln fühlt sich schief an, aber es erfüllt seinen Zweck: Jared lächelt zurück, wenn auch traurig. Ob er es nun wollte oder nicht, er hat mein Interesse an ihm nur noch mehr geweckt. Was hat aus dem Jungen aus Colby, Kansas, diesen Mann werden lassen?
    „Wie dem auch sei, ich glaube, du hättest es mit Oceanside schlechter erwischen können.”
    Er deutet auf sein T-Shirt, das mich erneut zum Lachen bringt. Unglaublich, dass er das wirklich gekauft hat. Noch unglaublicher, dass er es in diesem Laden hier trägt, mit mir an seiner Seite .
    „Immerhin habt ihr den Atlantik!”
    „Der hat es dir echt angetan, oder?”
    „Wenn du zwischen Feldern aufwächst, ist das Meer eine tolle Abwechslung.”
    Er klingt wie der typische, begeisterte Tourist, aber ihm nehme ich das nicht übel. Ganz im Gegenteil, ich finde es fast niedlich zu sehen, wie Jared ganz leuchtende Augen bekommt und sich in einen kleinen Jungen verwandelt, der zum ersten Mal das Meer sieht. Lächelnd schüttele ich den Kopf und lasse meinen Blick durch das Restaurant schweifen. Ja, ganz ohne Zweifel tut Oceanside alles, um sich als süßes Städtchen mit Flair zu präsentieren. An einem Tisch weiter hinten sitzt ein junges Paar. Die beiden gehen bestimmt noch auf die Oceanside High. Der Junge gibt sich große Mühe, das Mädchen zu beeindrucken, das kann ich von hier schon erkennen. Aber sie scheint eher unglücklich. Ein mir vertrautes Gefühl. Irgendwas an ihr erinnert mich an die Zeit, als ich jünger war. Sie wirkt so, als wäre sie lieber mit einem anderen Jungen hier.
    Der Kellner, Dillen, ein anderer Junge aus der Highschool, tritt an ihren Tisch und die Körperhaltung des Mädchens verändert sich. Sieh einer an …
    „Süßes Paar, hm?”
    Jared reißt mich aus meinen Gedanken und ich bemerke, dass auch er das Pärchen und den Kellner beobachtet.
    „Ja, aber die Kleine steht auf den Kellner, Dillen.”
    „Kennst du ihn?”
    „Nicht direkt. Aber man kennt seinen Vater.”
    Ich werfe Jared einen kurzen Blick zu. Er scheint zu verstehen, dass man Dillens Vater nicht gerade wegen seiner positiven Ausstrahlung kennt. Ganz im Gegenteil. Auch in Oceanside gibt es Dinge, über die man nicht spricht. Die man verdrängt und von denen erwartet wird, dass sie sich in Luft auflösen. Zu ärgerlich, wenn sie es nicht tun und man auf unangenehme Weise immer mal wieder daran erinnert wird.
    Unser Kellner bringt uns das Essen und Jared mustert das bunte Treiben auf seinem Teller genau. Nein, Meeresfrüchte scheinen nicht auf seinem üblichen Speiseplan zu stehen. Ich muss zum wiederholten Mal an diesem Abend grinsen.
    „Keine Sorge, die Viecher sind schon tot.”
    „Das hoffe ich.”
    Er stochert etwas misstrauisch in der Pasta und entscheidet sich dann doch lieber für ein Stück Brot.
    „Du wolltest, dass ich mich für die Autofahrt erkenntlich zeige … Das Mindeste, was du tun könntest, ist essen.”
    Während ich spreche, nehme ich den Fisch vor mir geübt auseinander, ziehe die Gräten raus und schiebe mir genüsslich ein Stück in den Mund. Statt auf dem Brot, kaut Jared nervös auf der Unterlippe. Eingehend mustert er noch immer seinen Teller.
    „Bei uns gibt

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