Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)
sie lässt uns Dinge ausprobieren... nur ihretwegen überwinden wir Ängste... Es ist die beste Gier von allen...“ Sein Blick fällt einen winzigen Moment auf meinen Mund, dann hebt er seine Flasche und prostet mir zu. „Auf die Neugierde.“
In seinen Augen funkelt etwas, das mich hart schlucken lässt. Etwas, das ich nicht festhalten kann, das mir entwischt, bevor ich sagen kann, was es war. Ich weiß nur, dass es da war. Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde in seinem Blick, dann wurde es von seinem breiten Grinsen abgelöst.
„Wer ist eigentlich Tante Claire?“, frage ich um das seltsame Gefühl abzuschütteln.
„Eine Stiefschwester von meinem Dad... Es gibt insgesamt vier. Susanna, Rosie, Patricia und eben Claire.“ Er trinkt den Rest seines Biers in einem Zug leer. „Sie ist in Ordnung... aber ich fahre auch schon seit Jahren nicht mehr mit...“
„Warum?“
„Ach, ich weiß nicht...“, sagt er und zuckt mit den Schultern. „Sie hat einen großen Hof, mit Tieren und allem... Für die Kleinen ist das ganz cool, aber für uns... wir sind zu alt für so was.“
Dieses Mal lügt er, doch ich tue so, als würde ich es nicht merken. Es gibt einen anderen Grund. Aber genauso wie ich meine Geheimnisse habe, hat Andrew eben seine. Die Sonne verschwindet am Horizont und taucht den Himmel und die Baumkronen in zarte Rot- und Rosatöne.
„Wir sollten ausgehen! Du und ich!“ Er schaut mich begeistert an. „Was meinst du? Wir beide?“
„Ich... ich gehe heute auf eine Party.“
„Eine Party?“ Er versucht die Enttäuschung zu verbergen, doch sie liegt überlebensgroß in seinem Gesicht. „Was für eine Party?“
„Einer aus meinem Englisch-Kurs wollte nett sein und hat mich eingeladen.“
„Ah, cool... und wer?“
Da Greg bestimmt in die Kategorie Sportler fällt, schaue ich einen Moment nachdenklich, so als würde ich versuchen, mich an den Namen zu erinnern. „ George , glaub ich – ich kenne ihn kaum.“
„Dann findest du langsam Anschluss?“
„Nicht wirklich... Aber das macht nichts.“ Ich verdrehe die Augen. „Wie schon gesagt, ich suche nicht nach Freunden...“
Andrew nickt.
„Vielleicht klappt es ja ein anderes Mal... das mit dem Weggehen, meine ich.“
„Bestimmt... und hey... wenn du willst, komm doch mit?“ Sag nein. Bitte sag nein.
„Nah... nicht böse gemeint, aber das sind alles Kinder – du ausgenommen.“
„Kann sein“, antworte ich achselzuckend. „Das Angebot steht jedenfalls.“
„Danke, aber da fahre ich lieber mit meinen Jungs zum Feiern nach Boston.“ Er grinst mich an. „Sicher keine Lust?“
„Ich habe zugesagt“, sage ich entschuldigend. „Ein anderes Mal wirklich gerne.“
„Gib mir dein Handy.“
Er streckt mir seine Hand entgegen.
„Warum?“
„Ich gebe dir meine Nummer... Nur für den Fall...“
Ich entsperre mein Handy und reiche es ihm.
„Hier.“
Andrew tippt seine Nummer ein und speichert sie. Dann ruft er sich selbst an. Er schaut zufrieden auf sein Display.
„Sehr gut, jetzt habe ich auch deine...“
Andrew rappelt sich auf und schaut zu mir runter. „Soll ich dich irgendwo absetzen?“
„Lass mal, ich muss sowieso noch duschen...“ Und wieder das Funkeln. Es war eindeutig da. „Fahr du ruhig...“
„Viel Spaß...“ Er zwinkert mir zu und geht zu seinem Fenster. Bevor er reinklettert, schaut er noch ein letztes Mal zu mir hinüber. „Pass auf dich auf, Kleine... Und wenn was ist – ich bin nur einen Anruf entfernt.“
16. Kapitel
Meine Augen strahlen mir in ihrem Zartbitterton zwischen den dicht getuschten Wimpern entgegen. Ich lege eine weitere Tuscheschicht auf, dann greife ich nach dem transparenten Gloss, der meine Lippen zart schimmern lässt. Ich betrachte mein matt gepudertes Gesicht. Die rosigen Wangen lenken gekonnt von den grauen Schatten darunter ab. Neben meinen Augen fallen sie kaum auf.
Nur das Outfit ist gewohnt unspektakulär. Enge Bluejeans und ein weißes Top. Aber es wird wohl reichen müssen. Erstens ist es bereits halb elf und zweitens habe ich nichts anderes.
Ich tupfe etwas Parfum auf meinen Hals, dann mustere ich mich von allen Seiten. Ja, gut, meine Brüste sind noch immer zu klein, und meine Oberarme sehen eher aus wie Streichhölzer, aber ich habe es versucht.
Ich parke den Pickup am Straßenrand, traue mich aber nicht auszusteigen. Die Unsicherheit drückt mich in den Sitz. Vielleicht sollte ich einfach zurückfahren. Bestimmt sollte ich das.
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