Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
Vom Netzwerk:
unvermittelt wieder ein, wie ich Brannigans jelly beans weggefuttert hatte . . . hätte ich von Elianes Schulden gewusst, wäre ich sicher etwas weniger frech aufgetreten.
    »Das hättest du mir ja ruhig vorher sagen können – ein bisschen peinlich, mich dann so aufzuspielen, als würde mir der halbe Laden gehören!« Meine Stimme klang vorwurfsvoll.
    »Schätzchen! Das hast du doch sicher nicht gemacht! Frau Leutberger hat mir auch gesagt, du hättest dich gut eingefunden, und Brigitte ist sowieso richtig begeistert von dir . . .«
    »Biggy ist einfach nur nett, und die Leutberger . . . ich möchte lieber nicht wissen, was bei dem Film rauskommt! Bist du sicher, dass sie Matches nicht runtermachen wird? Keine Männer für Denise, aber Haft für mich – so in der Art?«
    »Warten wir’s ab«, murmelte meine Mutter nachdenklich, »ich müsste mir im Grunde noch irgendeinen Coup ausdenken, irgendeine Finte, sodass sie gar nicht anders kann, als etwas Gutes zu berichten . . .«
    Um Gottes willen: die Coups meiner Mutter. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich wäre bei ihrem nächsten lieber ganz weit weg. Und eigentlich gefiel mir auch nicht, wie freundlich ihre Haltung diesem Brannigan gegenüber war – eigentlich verwunderlich, wenn man an das Geld dachte, das sie aus ihm rausholen konnte. Sah ihr gar nicht ähnlich, sich nicht wie ein Geier drauf zu stürzen . . . ich jedenfalls würde ihm die Kohle mit Vergnügen abnehmen – mit großem Vergnügen.
    Ich hörte geradezu, wie meine Mutter am anderen Ende des Telefons nachdachte. Die Stille ließ mich aufsehen und wieder in die Gegenwart des Buchladens zurückkehren.
    Unmittelbar vor mir stand mit biestiger Miene mein Chef.
    »Mama«, sagte ich, »ich muss jetzt aber wirklich aufhören. Wir reden ein andermal, ja?« Und ich legte ohne Umschweife den Hörer auf die Gabel.
    »Frau Tessner«, sagte Herr Schubert, »jetzt ist es genau vier Uhr. Wenn Sie mir auf der Stelle endlich erzählen, was es mit Haft, Millionen von Dollar und einem Haufen falscher Männer auf sich hat, dürfen Sie eine Stunde früher nach Hause gehen.«
     
    Um fünf stand ich tatsächlich auf der Straße, mit nichts als einer lächerlichen Handtasche im Arm. Ich hatte zwar meinen alten Wohnungsschlüssel, aber natürlich keinenvon der neuen Wohnung und auch keinen Koffer. Sven hatte das Ding garantiert völlig vergessen und mit zur Arbeit genommen.
    Der bleifarbene Oktoberhimmel ließ ein paar einzelne Tropfen fallen. Ich schniefte ein bisschen und trottete dann los in Richtung Vorbergstraße.
    Seltsamerweise deprimierte mich meine kleine, eigentlich so gemütliche Wohnung noch mehr. Auf dem Sisalboden meines winzigen Flurs türmten sich eklig-bunte Werbeblättchen aus dem Briefschlitz, mein Ficus hatte trotz Wasserbads die Hälfte seiner Blätter verloren, und im Hof hatte irgendjemand eine der Kellertüren offen gelassen, sodass der Wind mit den rostigen Scharnieren ein monotones Klagelied spielte.
    Ich legte mich ins Bett, weil ich hundemüde war, und konnte doch nicht schlafen.
    Um halb sieben rief Denise an, und ich begrüßte diese Töne aus einer anderen Welt beinahe euphorisch. Gerne käme ich in einer Stunde im Hotel vorbei, und ja, ich hätte überhaupt nichts gegen den Italiener auf der anderen Straßenseite.
    Ich blieb noch einen Moment liegen und starrte an die Decke. Denise erwartete nachher von mir, für sie die Kastanien aus dem mütterlichen Feuer zu holen; aus unerfindlichen Gründen hielt sie mich tatsächlich für eine Frau »vom Fach« . . . Als ob ich von Liebe etwas verstünde! Was mein eigenes Gefühlsleben anging, bekam ich kaum etwas auf die Reihe, schien mir.
    Aber was Denises Liebesglück anging, da kam mir plötzlich eine Idee. Ich rollte mich aus den Federn und griff zum Telefon.
     
    »War datt lecker!« Biggy schloss die Augen, während sie den letzten Bissen ihres Desserts genießerisch kaute. »Kann ich einem von euch noch was bestellen?«
    Denise und ich winkten ab. Wir hatten ausgiebig und gut geschlemmt, in diesem »Italiener auf der anderen Straßenseite«, der sich als Ein-Stern-Restaurant erwies und in dem man keine zwei Minuten vor seinem halb leeren Weinglas saß.
    Bisher hatten wir – außer dem Essen – meine letzten Erlebnisse in New York durchgekaut, außerdem meine Aussichten auf ein bis zwei Millionen Dollar (»Also nee, datt hätte ich von diesem tollen Mann ja nicht gedacht, was, Denise?!«) und die Frage, wer von uns denn wie gut in dem

Weitere Kostenlose Bücher