Make Me Gluecklich
richtig gelingen. Es war, als versuchte ich etwas zu fangen, das mir immer wieder entglitt. Möglicherweise war ich auch nicht bei der Sache – ich weiß es nicht.
Und das gesamte Wochenende über hörte ich nichts – absolut nichts, nicht das allerkleinste bisschen – von meiner Mutter. Oder von den Westerwegs oder irgendwelchen Leuten aus New York – niente , nada .
Im Grunde war ich sauer darüber. Da steht man über eine Woche im Zentrum des Geschehens, macht und managt, hat zu keiner Tages- oder Nachtzeit Ruhe und Frieden – und dann ist alles mit einem Schlag plötzlich vorbei; man hat seine Schuldigkeit getan und kann gehen, und kein Hahn kräht einem auch nur einen allerletzten Seufzer hinterher . . . Aber ich würde nicht angekrochen kommen, sagte ich mir, und um Informationen betteln! Ich hatte meinen Stolz.
Schlimmer aber war, dass zwischen Sven und mir immerweniger funktionierte. Woran lag das bloß? Sven hatte zu keiner Unternehmung Lust, und mein Enthusiasmus war auch nicht ganz echt. Aber ich hatte es wenigstens versucht.
Am Montag schleppte ich mich zur Arbeit – trübsinnig gestimmt, passend zum Wetter, das bereits den November anzukündigen schien. Herr Schubert hatte den Funken von Spontaneität, den er am Freitag überraschend entwickelt hatte, übers Wochenende wieder gründlich erstickt, denn er erwähnte meine Geschichte mit keinem Wort mehr.
Der Dienstag wurde auch nicht viel besser. Am Mittwochmorgen entschied ich dann, dass es so nicht weitergehen konnte. Was sollte denn der Unsinn?! Das hier war doch mein eigentliches, echtes Leben, und das musste ich anpacken. So wie es jetzt lief, war nicht gerade viel fun dabei.
Ich legte also im Laden eine freundliche Miene auf, lächelte die Kunden an und dachte über eine Strategie nach, der Liebe zwischen Sven und mir neues Leben einzuhauchen. Irgendwann gegen Mittag fiel mir ein, dass es exakt – womöglich bis auf die Minute – zwei Wochen her war, dass meine Mutter die ganze Geschichte ins Rollen gebracht hatte mit ihrem ungewöhnlichen Anruf hier im Laden. Wahnsinn – war ich froh, dass dieser Stress endgültig vorbei war! Nichts als Ärger und Anstrengung . . . Ich stellte den neuesten Mankell direkt neben Mälzer, Tim. Herr Schubert war im Hinterzimmer und trank dort Kaffee mit einem Vertreter.
Ich griff unauffällig zu meinem Handy. Nur ganz kurz mal hören, nur so nebenbei.
»Tessner, ja bitte?!« Meine Mutter ging sogar mit professionellem Flötenton an ihr Privathandy.
»Ich bin’s, Nora. Ich wollte mich nur mal melden . . .«
»Oh, ja. Das ist schön, Schätzchen . . .« Sie wirkte einbisschen überrumpelt. »Ja . . . wie geht’s dir denn? Alles in Butter? Verkaufst du viele Bücher?!«
Was war mit ihr? Sie redete so komisch, gar nicht übersprudelnd und exaltiert wie sonst . . . Hatte sie Besuch oder warum war sie so zurückhaltend?
»Ist jemand bei dir? Soll ich ein anderes Mal anrufen . . .?«
»Nein, nein . . . alles bestens! Ich . . . wollte dich sowieso anrufen, heute oder morgen! Also, da trifft sich das doch gut. Was machst du denn gerade, kannst du denn telefonieren?«
Das war das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass sie danach fragte. Da war definitiv etwas im Busch.
»Du stellst seltsame Fragen, Eliane Tessner. Was ist los? Was verheimlichst du mir?«
»Was sollte ich denn . . . wie kommst du denn darauf?! Ich war gerade in Gedanken, das ist alles. Es gibt eine Menge Dinge zu bedenken, neue Entwicklungen, neue Pläne . . .«
»Pläne? Entwicklungen? Mama – hat das irgendetwas mit der letzten Woche zu tun? Dann erzähl’s mir!«
»Das wollte ich doch gerade, Schätzchen, sei nicht so ungeduldig! Also, was mir Sorgen gemacht hat, weißt du ja, war der Film . . . Ich habe am Samstag mit Sabine zu Abend gegessen – Leutberger natürlich –, und sie hat kein Blatt vor den Mund genommen. Sie hat gesagt, in New York sei schon ein etwas chaotischer Eindruck entstanden, und da wir ja auch nicht nach Afrika könnten, zumindest noch nicht, um diesen Eindruck zu korrigieren, würde im Moment das Bild von Matches als Versuchsanlage für Geschlechtermischungen entstehen.«
» Bitte?! Hat sie das wörtlich so gesagt? Die hat doch . . .«
». . . nicht ganz Unrecht, fürchte ich! Ich habe ein paar Aufnahmen gesehen aus der letzten Woche – Schätzchen, du kannst überhaupt nichts dafür, versteh mich nichtfalsch! –, aber das wirkt schon . . . na ja: ungut , verstehst du? Denise, die immer einen Flunsch
Weitere Kostenlose Bücher