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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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anstrengen, mich überhaupt zu erwischen.

Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich gerädert auf. Ich hatte mich mit Ohropax zugestöpselt, damit ich bei nächtlichem Klingeln nicht etwa in Versuchung geführt würde, aber niemand hatte versucht, mich anzurufen, noch nicht einmal aus Versehen. Sven konnte manchmal ganz schön gemein sein.
    Trotz der Aussicht auf New York schmeckte mir das Frühstück nicht. Wahrscheinlich deshalb, weil mein Reisepass abgelaufen war, wie ich vorhin beim hektischen Check aller wichtigen Papiere festgestellt hatte. Das bedeutete, einen lästigen Besuch beim Bürgeramt einzuschieben. Und zwar schnell, denn wer wusste schon, ob nicht ausgerechnet heute die Angestellten im öffentlichen Dienst streikten.
    Marie hatte einmal die Theorie aufgestellt, dass die Gewerkschaften insgeheim das Alphabet durchstreikten: nach den Ärzten, den Busfahrern, den Chemielaboranten (die hatte ich irgendwie verpasst) und den DHL-Kurieren waren demnach jetzt die Erzieherinnen und die Fluglotsen an der Reihe. Bei der Theorie wäre ich gerettet, denn dann wären die Bürgeramtsangestellten schon mindestens in der Schlichtungsphase. Silke jedoch schwor Stein und Bein, dass immer die streikten, die man gerade am dringendsten brauchte. In dem Fall konnte ich mir New York gleich abschminken . . .
     
    Ich hatte noch eine Stunde bis Ladenöffnung. Also musste ich mich beeilen.
    Mit fliegenden Haaren düste ich ins Rathaus und war kurz nach acht im Bürgeramt. Leider saßen schon mindestens fünfzehn Leute im Wartesaal herum – hatten die denn nichts Besseres zu tun? Aber gestreikt wurde immerhin nicht.
    Ich setzte ein charmantes Lächeln auf und trat zu der Dame am Empfangstresen.
    »Entschuldigen Sie – guten Morgen! Ich habe da ein kleines Problem . . .« Ich senkte die Stimme etwas, damit sich bei den Wartenden keiner über meine Vorzugsbehandlung, die gleich folgen würde, aufregen konnte. »Ich muss ganz überraschend in die USA und habe vorhin festgestellt, dass mein Pass abgelaufen ist. Ich brauche also so eine kurzfristige Verlängerung, Sie wissen schon. Und zu allem Übel . . .« – ein hoffentlich verzweifelt-süßer Augenaufschlag – »muss ich trotzdem pünktlich bei der Arbeit sein! Mein Chef ist furchtbar pingelig und imstande . . . na ja . . .« Zu was genau er imstande war, überließ ich ihrer Phantasie. Eine solche Andeutung reichte sicher, um jedem Angestellten auf der Welt einen kalten Schauer über den Rücken laufen zu lassen.
    Die Dame mit der Topffrisur, hübsch hinter ihrer hohen Theke verschanzt, zuckte mit keiner Wimper. Wortlos streckte sie mir ihre offene Hand entgegen – was wollte sie mir damit sagen? Dass wir alle hilflos seien im Angesicht höherer Gewalt? Dass sie mir solidarisch die Hand reichte angesichts unseres gemeinsamen Schicksals?
    Ach nein, sie wollte bloß meinen Pass sehen und blätterte schließlich irgendwie desinteressiert darin herum, bevor sie mich ansah. »Und?«, fragte sie. Irgendetwas in ihrer Stimme gefiel mir nicht.
    »Na ja, ich wollte . . . könnten Sie mir vielleicht helfen, damit ich ein bisschen schneller drankomme?«, flüsterte ich.
    »Sie wollen, dass ich Sie an all den Leuten hier vorbeischleuse?!«, dröhnte sie. »Weil Sie’s eilig haben?«
    Ich spürte Blicke in meinem Rücken wie Dolchstöße. »Ausnahmsweise . . .«, wisperte ich. Es war bereits das Rückzugsgefecht.
    »Ts, ts . . .« Sie schüttelte den Kopf und starrte wieder in meinen Pass, als hätte sie so etwas noch nie gesehen. »Sie haben heute aber nicht Ihren besten Tag!«
    Was war denn das? Jetzt wurde sie auch noch beleidigend! Hätte ich mehr Zeit und bessere Nerven gehabt, hätte ich darauf bestanden, mit ihrem Chef zu sprechen.
    »Ist ja gut«, zischte ich. »Ich ziehe mir eine von Ihren Losnummern!«
    Ich riss ihr den Pass aus der Hand und wandte mich ab, um mir am Automat neben der Tür eins dieser Kärtchen zu ziehen – vermutlich mit der Zahl 326. An der Anzeigetafel leuchteten gerade die 111 und die 112. Saßen die Leute noch von gestern Abend hier?
    »Ähm . . .«, knarzte es hinter mir.
    Was wollte die Alte denn jetzt noch?! Ich drehte mich um.
    »Wenn Sie so viel Zeit haben, bitteschön! Wir hindern keinen daran, seine Vormittage in unserem Warteraum zu verbringen. Aber wenn Sie was Besseres zu tun haben, nur falls , dann gehen Sie doch einfach wieder. Und vielleicht zur Arbeit oder so was. Ihr Reisepass ist nicht abgelaufen.«
    Wie bitte? Ich blätterte hastig in

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