Make Me Gluecklich
es.
Miss Miller hatte dieses überwältigende Blond auf dem Kopf, das aussieht wie Sonne und Seide zusammen, und das auch noch in beträchtlicherr, schwungvoll lockiger Länge. Sie hatte diese strahlenden blauen Augen, die man in der Werbung immer für eine reine Computerleistung hält, aber da sie ja live vor uns stand, musste ich an ihre Existenz glauben. Miss Miller hatte außerdem ein einnehmendes Lächeln, kein Hundertstel Gramm zuviel auf den Rippen und ein rotes Prada-Kleidchen, das mindestens 600 Dollar gekostet haben musste.
Ich konnte sie von der ersten Sekunde an nicht leiden.
Miss Miller begrüßte uns herzlich. Ja, sie war durch Kollegin Brooke natürlich über unseren Besuch informiert,freute sich sehr, Gäste aus Deutschland begrüßen zu dürfen, und wollte uns jederzeit gern mit Rat und Tat zur Seite stehen, falls wir etwas brauchten. Und wir sollten sie doch bitte Katherine nennen, sie würde sich freuen.
Ich sagte ihr, wir bräuchten nichts weiter als den Hinweis, wo die Räume von Matches Worldwide seien, dann kämen wir schon ganz wunderbar zurecht, dankeschön.
Miss Miller – Katherine! – deutete nach rechts den Flur hinunter. »Und dann die linke hintere Tür«, flötete sie. »Aber . . . es ist noch niemand da, wissen Sie.« Sie wurde fast ein bisschen rot, als wäre sie schuld daran. Was hatte sie mit Brooke gemacht?!
Bevor ich ihr den Arm auf dem Rücken verdrehen konnte, mischte sich Frau Leutberger ein. »Niemand da?«, fragte sie in süffisantem Ton, wie ich fand. »Vielleicht sitzt die Sekretärin in diesem Bus, der für uns zu langweilig war, und sucht uns überall?!«
Ich biss die Zähne zusammen und lächelte. »Es kann sich nur um ein Missverständnis handeln. Das klären wir sofort, keine Sorge!« Ich wandte mich an Miss Miller. »Gibt es hier eine Möglichkeit, wo unsere Kunden und das Team einen Moment warten können? Ich könnte dann rasch die notwendigen Punkte klären . . .«
Katherine warf mir einen zweifelnden Blick zu, der mir nicht gefiel, nickte aber eifrig. Es gab selbstverständlich eine Möglichkeit. Mr. & Mrs. Right hatte einen weitläufigen Raum voller Sofas und kleiner Tischchen, wo sich Klienten offensichtlich bereits beim Warten näher kommen konnten oder wo vielleicht auch schicke dating -Partys gefeiert wurden. Wie die ganze Agentur war auch dieses Zimmer großzügig und elegant eingerichtet. An den cremefarbenen Wänden hing moderne Kunst, zwischen den braunledernen Sitzgruppen standen kleine Bronzeskulpturen auf erhöhten Podesten. Es sah aus wie in einer Anwaltskanzlei oder im Wartezimmer eines teuren Arztes;nur die kleine Bar in einer der Ecken wies auf einen anderen Zweck des Raumes hin. Auf polierten Holzregalen standen Tassen, Kannen und eine schicke, teure Espressomaschine. Ein chromglänzender kleiner Kühlschrank enthielt vermutlich Getränke und Eiswürfel; Flaschen mit Alkoholika waren allerdings nicht zu sehen – puritanisches Amerika.
Hier konnte ich die anderen ruhig einen Moment warten lassen, dachte ich mir. Aus irgendwelchen Gründen hatte ich Bedenken, sie einfach so mit ins Büro von Matches zu nehmen, wenn niemand dort war. Ich betete, dass Katherine keine Zicken machen würde und mich überhaupt alleine dort hineinließe – sie kannte mich ja schließlich nicht.
Aber sie war gnädig – oder auch nur gut gebrieft. Sie ließ ihre weißen Zähne aufblitzen und sagte, ich solle nur vorgehen, sie komme gleich nach, um mir zu helfen, falls nötig. Sie wolle nur eben einen Kaffee machen, um die Wartezeit zu versüßen . . . Wie es denn mit einem Cappucino wäre oder einem Latte Macchiato?
Warum legte sie sich denn so ins Zeug? Was hatte sie – oder Mr. Right – denn mit der ganzen Sache zu tun? War es die Gegenwart einer ständig laufenden Kamera, von der Miss Miller gewusst und für die sie sich besonders hübsch gemacht hatte? Mich machte es ein bisschen kirre, wenn ich ehrlich war, diese dauernde Gefahr, für die Nachwelt festgehalten zu werden – und das Gefühl, neben einer wie Katherine ziemlich abzustinken, war auch nicht gerade prickelnd. Es wurde Zeit, dass ich hier wegkam.
Ich klemmte mir die Handtasche fest unter den Arm und begab mich in den Flur, der zu den hinteren Räumen führte.
Nirgendwo war jemand zu sehen. Die Türen zu den anderen Räumen standen offen: normale Büros, eine Küche,ein kleiner Besprechungsraum. Auf einem Schreibtisch war ein Computer eingeschaltet, offensichtlich hatte Miss Miller
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