Make Me Gluecklich
Verzweifeln. Montagmorgen, und wir saßen im Hotel beim Frühstück und beharkten uns gegenseitig, als habe es nie einen harmonischen Grillabend in Queens gegeben . . . Die Einzigen, die sich wie immer heraushielten, waren Peter und Esther. Dafür kramten sie unter dem Tisch schon wieder unauffällig nach Kamera und Tongerät.
Ich konnte mich kaum auf die impertinenten Fragen der Leutberger konzentrieren, weil Denise und ihre Mutter zwischendurch kleine gereizte Dialoge führten – etwas, was ich bei ihnen noch nicht erlebt hatte. Eben hatte ich auf Nachfrage gestanden, dass wir heute nur einen einzigen Termin hatten – Steven, den Presseamtsmitarbeiter. Biggy gefiel das ganz und gar nicht, aber Denise schien es egal zu sein – was wiederum Biggy ärgerte. Die Leutberger hatte mich schon x-mal nach weiteren Plänen, dates und Männern gefragt und immer wieder wissen wollen, was ich machen würde, wenn Denise nun keiner gefiel . . .
Irgendwann reichte es mir. Ich nahm meine ganze Kraft für ein Lächeln zusammen (die Kamera lief inzwischen) und verkündete, dass ich gleich ins Büro ginge, um Weiteres zu regeln. Außerdem stünde ja noch ein absoluter Traummann in der Startbox, den noch keiner zu Gesicht bekommen habe: Donald! Don James, Herr über eine Kette schicker Boutiquen in Manhattan, sensibel und erfolgreich, musisch begabt und weltgewandt, gut aussehend und außerdem sehr interessiert an – Denise!
Als ich fertig war, staunten alle, und mir brach der Schweiß aus. Hoffentlich hatte ich mich jetzt nicht um Kopf und Kragen geredet . . . Wenn Don absagte, weil er ein verdammter Sturkopf war, wäre guter Rat teuer. Also durfte er nicht absagen . . . ich nahm mir vor, ihm notfalls auch die Füße zu küssen, falls das etwas änderte.
Dann flüchtete ich.
Diesmal stand nicht Raoul am Pult in der Fifth Avenue, sondern ein baumlanger Schwarzer, der erst wissen wollte, wer ich war, bevor er mich nach oben ließ.
Im Aufzug fiel mir wieder ein, dass ich ja noch eine weitere unangenehme Aufgabe vor mir hatte: diese leidige Anwaltsgeschichte. Darauf hatte ich heute früh noch weniger Lust als darauf, fremde Männer auf Teufel komm raus zu einem date zu überreden, aber was blieb mir übrig? Meine Mutter hatte beschlossen, diesen Brannigan fertigzumachen, und dieser Gedanke hatte nun mal eine gewisse Logik.
Es war ein noch ungewohnter Anblick, dass bei Mr. & Mrs. Right richtig was los war. Ein junger Mann öffnete mir die Tür und begrüßte mich freundlich, als er erfuhr, wer ich war – bis mir einfiel, dass ich mit dem Feind ja nicht auf zu engem Fuße stehen sollte. Ich ließ ihn stehen und hastete an den offenen Büros vorbei in Richtung Hinterzimmer. Gott sei Dank waren weder die schöne Katherinenoch ihr Hengst Brannigan zu sehen. (Lagen sie noch im Bett – zusammen?!)
Brooke war schon da, hatte für Kaffee und Donuts gesorgt. Ich wünschte für einen Moment, sie beherrschte auch den Umgang mit ihren Arbeitsmaterialien so zuverlässig und souverän, dann hätte ich ein paar Schwierigkeiten weniger gehabt . . .
Don hatte noch nicht angerufen. Was noch kein Beinbruch war, denn es ging erst auf halb zehn zu, war also noch ziemlich früh.
Brooke und ich begannen damit, eine Art Notfallplan zu entwickeln – das hatte ich mir auf der Fahrt überlegt. Wenn Don platzte und auch das mit Steven nichts wurde, musste ich für die letzten zwei Tage improvisieren. Deshalb suchten wir aus den einschlägigen Magazinen und Zeitungen Hinweise auf Single-Partys, speed dating sund angesagte Internet-Cafés heraus, wo die Leute gegenseitig miteinander chatteten, während sie im gleichen Raum saßen (davon hatte ich mal gelesen). Brooke hatte von all diesen Dingen keine Ahnung, das wurde schnell klar. Hatte sie bisher wohl auch nicht gebraucht, bei der Art, wie meine Mutter den Laden führte. Wäre ich hier verantwortlich gewesen, dachte ich bei mir, hätte ich da mal die eine oder andere neue Methode eingeführt . . .
Doch weil die Woche gerade erst angefangen hatte, war das Angebot nicht sehr üppig, um nicht zu sagen: nicht vorhanden. Enttäuscht schlug ich schließlich vor, uns ein bisschen um Greg zu kümmern, solange wir auf Dons Anruf warteten.
Brooke tippte am Computer herum (ich rechnete nicht mit einem Erfolg), als sie plötzlich aufquietschte.
»Oh, Miss Tessner! Eine Mail!« Sie war nicht dazu zu bewegen, mich Nora zu nennen.
»Eine Mail? Für wen?« Ich war genauso aufgeregt wie sie. Man stelle
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