Make Me Gluecklich
glücklich stellte sich dann aber die Tatsache heraus, dass wir zehn Minuten zu spät kamen.
Steven war sauer, auch wenn er zu höflich war, seine Laune deutlich zu zeigen. Er erklärte stattdessen, dass er in einem engen Zeitkorsett arbeite und nur eine Mittagspause von 45 Minuten habe . . . eigentlich sei er ja davon ausgegangen, dass er Denise am Sonntag treffen würde, so habe er das mit meiner Mutter vereinbart. Er lächelte freundlich. So, und das Fernsehen sei nun auch nicht dabei, aha . . .
Puh – so viel Kritik auf einmal! Denise sah mich betreten an. Ich war ein bisschen erstaunt, dass sie die hübsch verpacktenSticheleien überhaupt verstanden hatte – ihr Englisch war offenbar doch besser, als ich gedacht hatte.
Auf jeden Fall funkte es zwischen Steven und ihr überhaupt nicht. Die beiden luden uns sogar ausdrücklich ein, bei ihrem kurzen Gespräch im Park des Civic Center dabei zu sein, und letztendlich parlierte Steven mehr mit Biggy als mit ihrer Tochter.
Die schüttelte sich wie ein nasser Hund, als wir schließlich unverrichteter Dinge wieder in den Bus kletterten. »Datt war doch nun der Letzte, oder?!«, sagte sie und klang fast ein wenig erleichtert.
»Na . . .«, erwiderte ich, »uns bleibt natürlich noch der Beste, und außerdem haben wir ja noch eine große Kartei . . .«
»Ach ja«, murmelte Denise.
Biggy sagte nichts, sah aber mit mürrischem Gesicht aus dem Fenster. Raf, der uns zwar nicht verstand, von unseren Mienen aber ablesen konnte, wie es um uns bestellt war, begann, ein Liedchen zu pfeifen. Und unvermittelt, als wäre es ihm eben eingefallen, richtete er Biggy herzliche Grüße von Stan aus; dieser sei am Morgen extra noch mal zu ihnen gekommen, um den Auftrag zu erteilen . . .
»Ach, was!«, sagte Biggy und sah schon nicht mehr so mürrisch aus.
Als Raf uns schließlich vor dem Hotel aussteigen ließ, war die Stimmung schon wieder gelockert. Meine beiden Schutzbefohlenen plauderten munter mit ihm und erwogen die Frage, sich noch einmal zu treffen, bevor wir übermorgen abreisten.
Meine Laune dagegen war deutlich schlechter. Wenn die Leutberger nun wieder aufgetaucht war, würde sie mir gleich die Hölle heiß machen: »Wie – der letzte Kandidat?«, »Was – Sie müssen nochmal von vorne anfangen?«, »Wie erklären Sie sich denn, dass es überhaupt nicht gefunkthat?« Das Ablenkungsmanöver mit der Klage gegen Mr. Right würde wahrscheinlich nicht funktionieren, angesichts dieses Flops mit den Männern für Denise . . . Verflucht.
Unwillkürlich wanderte mein Blick nach oben, schweifte über die Fassade des Bürogebäudes, in dem sich meine Probleme versammelt hatten und händereibend auf mich warteten. Eigentlich ein hässliches Haus, dachte ich, auch wenn es zehnmal an der Fifth Avenue lag . . .
Halt – was war das ?! Ich spähte mit zusammengekniffenen Augen in den schmalen, kaum zwei Meter breiten Spalt zwischen »meinem« Gebäude und dem Nachbarhaus. Oben, irgendwo zwischen dem ersten und zweiten Stock, auf der eisernen Feuerleiter, war ein heller Fleck zu sehen. Das Kleiderbündel, so sah es aus, lag auf dem Absatz vor der Leiter, und es hatte, wenn man genauer hinsah, die Form eines menschlichen Körpers.
Verblüfft ging ich meinem Verdacht nach und trat ein paar Schritte in die Gasse hinein. Als ich unter dem Gitter stand und durch die rostigen Stäbe nach oben schaute, erkannte ich sofort den hässlichen hellblauen Blazer, den die Leutberger im Wechsel mit der schwarzen Jacke trug.
Mein Gott. Die Frau lag da oben und war krank, bewusstlos oder vielleicht sogar tot.
»Hallo! Frau Leutberger! Hallo!« Etwas Klügeres fiel mir nicht ein.
Durch mein Rufen aufgeschreckt, kamen jetzt auch Denise, Biggy und Raf angelaufen.
»Was is denn . . .«
»Um Gottes willen!«
»Das ist ja . . .«
Das Bündel rührte sich nicht, und wir vier sahen uns für einen Augenblick sprachlos an.
In dieser Sekunde hörten wir plötzlich ein Geräusch: ein röhrendes Schnarchen, gefolgt von einem gurgelndenSchmatzen. Zum Schluss kam ein hohles Plopp, das irgendwie an ein altersschwaches Abflussrohr erinnerte.
Wir standen wie vom Donner gerührt. Dann fing Denise an zu kichern.
Eine halbe Stunde später hatten Raf, Peter und der zur Stelle geholte Hausmeister die Leutberger von der Feuerleiter heruntergeholt.
Es stellte sich heraus, dass sie bei der Verfolgung von Brannigan und mir geglaubt hatte, über die Feuertreppe schneller zu sein; jedenfalls war sie
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