Make Me Gluecklich
irgendwo unterwegs hinausgeklettert, vermutlich beflügelt von zu viel Prosecco. Als sie dann bemerkt hatte, dass die Leiter vier Meter über dem Erdboden aufhörte, hatte sich das Fenster nicht mehr öffnen lassen. Also hatte sie sich auf den unteren Absatz der Treppe gesetzt in der Hoffnung, jeden Moment werde jemand auftauchen und sie befreien. Und darüber war sie wohl eingeschlafen.
Natürlich war ihr die Sache peinlich. Zwar hätte sie den Fehltritt niemals zugegeben, aber in einer ungewohnt zurückhaltenden Art ließ sie verlauten, dass sie ins Hotel zurück wollte, um »früher Schluss zu machen«. Sie fragte noch nicht einmal, was denn bei Steven herausgekommen war oder was es mit der Entführung durch Mr. Brannigan auf sich hatte . . . Hätte ich geahnt, was Alkohol bei ihr anrichtete, hätte ich sie längst schon mal abgefüllt.
Ich schickte das Fernsehteam mit Raf zurück ins Hotel und wandte mich Biggy zu, die mich zu einem Gespräch in den Salon gebeten hatte.
Es saßen schon zwei Kunden von Mr. Right da, zwei verschüchtert wirkende Menschen, die in einer Ecke stumm vor Kaffee und Keksen hockten und sich hin und wieder heimlich beäugten. Biggy und ich verzogen uns in die entgegengesetzte Ecke.
»Also«, keuchte Mama Westerweg, die immer noch unter der Aufregung der letzten beiden Stunden litt, »jetzt mal im Ernst: Es ist ja eigentlich nix rausgekommen bis jetzt. Darf man doch so sagen oder . . . ohne dass Sie gleich beleidigt sind. Ein oder zwei waren ja dabei, da hätte ich gesagt, die wären was – aber die Denise hat ihren eigenen Kopf. Aber die ganze Sache hat mich nun mal 8.000 Euro gekostet, so ungefähr, und da will man ja auch so eine Art Ergebnis, stimmt’s?! Anders ausgedrückt, Nora – darf ich doch sagen, ne? – wir wollen den Don oder Dan oder wie er heißt. Und möglichst noch einen oder auch zwei andere. Datt muss noch drin sein, finde ich. Wenn das dann nix wird, dann ist es eben so, dann haben wir wirklich alles versucht. Sehen Sie das nicht auch so, Frau Tessner?«
Ich unterdrückte den millionsten Seufzer dieses Tages. »Ja, im Prinzip haben Sie sicher recht. Ich habe nur den Eindruck, dass Denise . . . irgendwie die Lust verloren hat, und da ist es natürlich auch schwer . . .« Das war nun keine Ausrede; es kam mir wirklich so vor.
»Die Denise! Ja, mein Gott, vielleicht irgendwie schon, aber . . . mein Günter sagt, das Kind besinnt sich schon wieder – spätestens wenn wir auf dem Rückflug sind, und dann ist es zu spät! Also muss man ihr vorher zum Glück verhelfen, oder?! Er kennt seine Pappenheimer, sagt mein Günter, und er weiß, datt sich die Denise hinterher schwarz ärgern wird!«
Dieser Günter hatte ja auch etwas von einer Nervensäge. Telefonierte Biggy eigentlich jeden Tag stundenlang mit ihm? Ich nickte langsam und sah, wie die kleine stämmige lady in der anderen Ecke endlich wagte, dem schüchternen Mann auf dem Sofa gegenüber die Zuckerdose zu reichen.
»Wo ist eigentlich Denise?«, fragte ich abgelenkt.
Biggy sah mich erstaunt an, als hätte sie die Abwesenheit ihrer Tochter eben erst bemerkt. »Keine Ahnung! Vielleichthinten bei Brooke? Vorhin hat sie nochmal mit dem Brannigan geredet. Ist ja auch ein charmanter und properer Kerl, wie? Der könnte mir auch gefallen für die Denise, gut aussehen tut er und er ist sooo nett, und immer gut angezogen . . .«
Unwillkürlich verengten sich meine Augen. Über Brannigan wollte ich als Allerletztes sprechen! Er schleimte sich ganz schön bei meinen Kunden ein, wie es aussah, tat aber dann so, als wäre er ganz Enthusiast und Weltverbesserer – pah!
»Apropos«, sagte ich. »Diese Sache mit dem Anwalt, die Sie ja vorhin mitbekommen haben . . . das hat auch etwas damit zu tun, dass Sie nicht ganz zufrieden sind; wir glauben, Brannigan könnte unsere Datei . . . nun ja, manipuliert haben. Aber es ist nur ein Verdacht . . .«
»Ja, aber, das glauben Sie doch nicht im Ernst! So ein netter Mensch, Nora! Datt kann ich mir beim besten Willen . . .«
Ich hob die Hände, um sie mir in Unschuld zu waschen. »Ich weiß es nicht, ich sage, es ist nur ein Ver dacht ! Aber wie auch immer, wir sollten jetzt überlegen . . .«
Plötzlich stand Brooke vor uns; sie schwenkte einen kleinen Zettel und hatte ein erleichtertes Lächeln auf dem Gesicht.
»Miss Tessner, es ist Don! Er hat angerufen und sagt, er will – ich meine, er will das date ! Er ist einverstanden, und er sagt, es geht auch heute noch,
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