Make Me Gluecklich
am frühen Abend, und . . .«
»Wunderbar!«, jubelte ich. Ich freute mich wirklich. Das Sahnestückchen – jetzt konnte alles gut werden. »Haben Sie einen Termin ausgemacht? Wann, wo?«
Brooke reichte mir den Zettel und sagte gleichzeitig: »Ja, noch nicht richtig; wir haben uns darüber unterhalten, was früher Abend ist, und ich meinte, es ist ab fünf, aber er sagt, er findet, es ist erst ab sechs . . .«
Auf dem Zettel stand nur ein einziges Wort: Don. Ich sah Brooke verwirrt an. »Don?«
»Ja, Don, genau. Das habe ich ja aufgeschrieben! Don.«
»Ja, aber – der Termin?«
»Ja, den sollen Sie lieber ausmachen, dachte ich . . . weil ich doch nicht genau weiß, was Ihre Pläne für heute Abend sind, und die von Biggy und Frau . . .«
»Ach so, okay. Na gut. Kann ich ihn gleich zurückrufen? Wo ist er denn jetzt?«
»Na, am Telefon. Er wartet . . .«
»Sie meinen, er ist jetzt am Telefon? Er wartet in der Leitung?!«
»Ja, natürlich. Ich sagte ihm . . .«
Ich war schon aufgesprungen. Unhörbar fluchend eilte ich aus dem Salon, vorbei an dem Pärchen, das jetzt auf den Kanten seiner Polsterstühle hockte und sich schüchtern anlächelte.
Don hatte noch nicht aufgelegt. Wir vereinbarten einen Termin um sechs, und er schlug ganz unkompliziert die Bar des »Skyline«-Hotels vor; ich dankte ihm überschwänglich.
Kaum hatte ich aufgelegt, klingelte das Telefon wieder. Es war Mr. Glitz, der Anwalt. Er sagte, er habe noch keine Reaktion auf sein Schreiben bekommen, er hoffe, ich sei zufrieden mit seinen Formulierungen, und er habe außerdem noch überlegt, ob nicht ein weiteres Schreiben sinnvoll sei. Im Grunde fehle im ersten Brief eine Summe für eine eventuelle Schadenersatzforderung, zwei bis vier Millionen Dollar vielleicht . . .
Ich schnappte nach Luft. Weil er mich missverstand, entschuldigte sich Mr. Glitz tausendmal und verbreitete sich darüber, dass es manchmal psychologisch effektiver sei, einen zweiten, unerwarteten Brief hinterherzujagen. Er bat mich händeringend um einen Termin, bei dem wirdas alles besprechen konnten – unbedingt heute Abend noch, da wir ja unter Zeitdruck seien.
In meinem Hirn machte es Klick. Ich bestellte Mr. Glitz für halb neun in die »Skyline«-Bar. Fairerweise sagte ich ihm, ich würde ihm dann auch eine Klientin vorstellen, und wir könnten einfach ein Glas zusammen trinken. Mr. Glitz war sehr erfreut.
Als ich aufgelegt hatte, kam ich mir trotzdem schäbig vor.
Wir wollten ins Hotel zurück; zwei Stunden blieben uns bis zur nächsten Runde, und ich fühlte mich auch wie ein Boxer kurz vor dem technischen K.o.. Als ich mit Biggy vor den Aufzügen stand, fürchtete ich, Brannigan oder sonst wer könnte hinter mir auftauchen und mich zur nächsten Scharade zwingen. Ich brauchte eine kurze Pause von der Rolle der »toughen Geschäftsfrau«, der »sensiblen Partnervermittlerin« oder des »Gerne vor der Kamera herumhopsenden Organisationstalents« und war heilfroh, dass Raf uns nun zum Hotel bringen würde.
Wir fanden Denise unten am Doorman-Pult, im Gespräch mit Raoul, eisten sie los und bestiegen draußen den Van. Ich lehnte mich in die abgewetzten Polster zurück und dachte an Sven. Zum ersten Mal lag kein rechter Trost darin.
Der Aufzug im Hotel knirschte und ruckelte, während er mich nach unten trug. Automatisch musste ich an den anderen Aufzug denken, den ich heute in der Fifth Avenue benutzt hatte . . . und wie ich da neben dem Mann gestanden hatte, den alle so zu mögen schienen und der trotzdem mein Gegner war. Er hatte mich entführt, das durfte man ruhig so ausdrücken, und er hatte meine Mutter betrogen und vielleicht noch Schlimmeres. Seine Hand auf meinem Arm, seinen Duft hatte ich erst später wahrgenommen, wahrscheinlich war ich am Anfang noch zu aufgeregt gewesen. Er und die schöne Katherine – ein Bilderbuchpaar, das musste ich zugeben, natürlich alles reine Oberfläche, sie blond und er mit diesem schwarzen Haar, das ihm manchmal in die Augen fiel . . .
Die Aufzugtür öffnete sich im Erdgeschoss und ein Haufen eben eingetroffener Touristen, die sich hineindrängelten, holte mich in die Gegenwart zurück. Ich schlüpfte zwischen den dicken Koffern hindurch und ging am Souvenirstand vorbei in Richtung Hotelbar. Es war reichlich Betrieb für Montagabend, aber vermutlich gab es in New York City nie eine Pause. Ich kam am Frühstücksraum vorbei, der ab mittags zum regulären Restaurant wurde, wo man Steaks, Burger und
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