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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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unangenehme Stille zu vertreiben:
    „ Ich freue mich voll auf Samstag. Das Konzert wird der Knaller.“
    Martin rümpft die Nase.
    „ Voll mies! Überhaupt keine Metal-Bands dabei. Kein
Manowar
, kein
Maiden
. Mies!“
    Maiden, Manowar? Natürlich nicht. Die sind kacke
!
    „ Black Sabbath? Judas Priest?
Die sind da“, sage ich.
    „ Aber nicht
Maiden
oder
Manowar
“, beharrt Martin.
    Ja, schon klar!
    Ein lauter Ruf erlöst uns von unserem Elend. Klaus kommt, Silvia und Claudia im Schlepptau. Wir stehen im Kreis. Klaus beklagt sich über die vielen Hausaufgaben. Natürlich stimmen wir ihm zu. Silvia berichtet von einem Streit mit ihrer Mutter, weil sie im Haushalt helfen muss, aber ihr großer Bruder nicht. Ich denke an meine Familie, höre nur mit einem Ohr zu. Klaus macht eine blöde Bemerkung, über die er selbst am lautesten lacht. Silvia schlägt nach ihm. Martin kommt anscheinend mit so wenig Aufmerksamkeit nicht lange klar, zieht seine Krücke aus dem Sand, und stößt sie wie einen Billardqueue gegen Silvias Schulter. Sie kreischt, und die beiden Jungs ergreifen die Flucht.
    Nein! Ich kann keinen meiner Freunde in meine Geschichte einweihen.
     
    Nach und nach zerstreuen wir uns. Tina und Silvia sitzen auf der Stange und kichern. Klaus schaukelt. Claudia und Martin stehen beim Fort und stecken die Köpfe zusammen. Die führen doch was im Schilde? Ich sitze oben auf der Rutsche, als die Szene beginnt.
    Claudia ruft Tina. Tina springt von der Stange. Martin geht ihr entgegen. Stapft schwerfällig durch den Sand wie der Marshmallow-Man. Sie leichtfüßig, als könnte sie über Wasser gehen. Die beiden treffen aufeinander. Alle schweigen, starren, warten, was jetzt passiert. Mir gefällt das überhaupt nicht.
    „ Willst du mit mir gehen“, fragt Martin hastig.
    Ich spüre, wie mein Herz für einen Schlag aussetzt.
    „ Nein“, antwortet Bettina, macht kehrt und schwebt davon. Martin wendet sich Claudia zu, breitet die Arme aus, um seine Ratlosigkeit auszudrücken. Claudia flucht.
    Ich lege mich auf den Rücken, damit niemand mich grinsen sieht, und schaue in den Himmel.
     
    Ich sage, dass ich zum Büdchen gehe, und verschwinde. Möchte bei dem, was ich jetzt tun werde, nicht gesehen werden. Es ist ein bisschen wie der Weg zum Pornokino. Erregend, aufregend, aber unter Umständen sehr peinlich, wenn man erwischt wird. Ich gehe durch die Neubausiedlung, die hinter der Bundesstraße liegt, die unser Dorf in zwei Hälften teilt. Hier, jenseits der Bundesstraße, gehört man eigentlich schon nicht mehr richtig dazu. Ein Haus sieht aus wie das andere. Alle weiß gestrichen. Alle mit Garage. Alle mit Vorgarten. Die andere Straßenseite ist unbebaut, weil der Bauer seine Felder nicht verkaufen will. Er wird es tun, wenn die Preise steigen. Aber heute blickt man noch über flaches Land bis zum Nachbarort. Ich erinnere mich nicht genau, wo Josch wohnt. Das vierte Haus, dem ich mich verstohlen nähere, ist es.
Familie Rosenbaum
steht auf dem Türschild. Ich klingle und warte. Mach schon auf, bevor mich jemand sieht! Na endlich.
    „ Ja?“, fragt Frau Rosenbaum in gedehntem Tonfall.
    Sie sieht aus wie ein Klon ihres Sohnes, nur größer und weiblich. Sogar die Frisur ähnelt der von Josch.
    „ Tag, Frau Rosenbaum“, sage ich. „Ist Josch da?“
    „ Oh“, jubiliert sie. „Besuch. Da wird er sich aber freuen.“
    Da bin ich mir nicht so sicher
.
    „ Komm rein, komm rein.“
    Sie tritt beiseite. Im Profil, in der halbdunklen Diele, sieht ihre ausladende Nase aus wie ein Schnabel. Auch ihr singender Tonfall hat was von Vogelgezwitscher, als sie ruft:
    „ Josch? Wo bist du, Liebling?“
    Jeder Vokal wird auf mindestens dreifache Länge gedehnt. Ich finde sie lustig. Sie schiebt mich durch die nächste Türe in einen offenen Essbereich. Rechts führt eine steile Wendeltreppe nach oben.
    „ Er hört nichts. Geh halt rauf.“
    Ich steige die Treppe hoch. Als ich noch mal zurückschaue, steht sie immer noch da, die gefalteten Hände an ihr Kinn gedrückt, mit einem verzückten Blick, als würde ich Josch zum Abschlussball abholen.
    „ Lauf, lauf“, trällert sie.
    In der ersten Etage gibt es vier Türen, im Halbkreis angeordnet. Hinter welcher ist denn jetzt der Zonk? Ich lausche, und höre eine monofone Melodie aus schrill quietschenden Tönen.
Bachs Toccata?
Dann den markerschütternden Schrei einer Frau. Ich weiß, was Josch da treibt. Die Tür zu seinem Zimmer ist die zweite von Links. Ich klopfe, aber die

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