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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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manchmal so, als wäre ich zweigeteilt. Da ist der Kopf, da ist der Bauch. Aber die beiden sind sich nie einig. Welchen Grund gibt es, immer Angst zu haben?“
    „ Angst ist ein ganz natürliches Gefühl. Eine Warnung sozusagen“, erklärt Braun.
    Nori verdreht die Augen:
    „ Doc, ich bin kein Idiot! Ich weiß mehr über Angst als die meisten. Ich meine, welchen Sinn hat eine Alarmglocke, die immer klingelt? Verstehen Sie? Meine Angst läuft Amok!“ Ruhiger fährt er fort. „Seltsam ist, dass ich mich besser fühle, wenn ich gut angezogen bin. Irgendwie...“, er sucht nach dem richtigen Wort. „Überlegen. Ist das nicht unglaublich oberflächlich?“
    „ Ich denke, das ist normal“, sagt Braun. „Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Abgrenzung. Aber auch nach Zugehörigkeit.“
    „ Meinen Sie? Ist es auch normal, wenn man sich vierzehn Mal den gleichen Anzug kauft? Keiner schneidert so wunderbare Anzüge wie die Italiener, wissen Sie? Alle in Schwarz. Immer mit einer schmalen Lederkrawatte. Meine Stiefeletten sind immer geputzt.“
    „ Sie achten auf Ihr Äußeres. Das ist eine gute Eigenschaft.“
    „ Ja, das tue ich. Aber ich mache das nicht für mich! Ich trage eine Rüstung. Die Blicke der Anderen treffen mich wie Messerklingen. Jedoch dringen die Klingen nicht bis in meine Seele, wenn ich die maßgeschneiderte Rüstung aus Schurwolle trage. Meine Haut ritzen sie trotzdem. Verstehen Sie das?“
    „ Es freut mich, das Sie mich an Ihrem Inneren teilhaben lassen“, entgegnet Braun.
    „ Du kannst nicht verhindern, dass die Vögel der Trauer über deinem Haupt kreisen. Aber du kannst verhindern, dass sie ihr Nest in deinem Haar bauen.“
    „ Was bedeutet das?“
    „ Das ist ein japanisches Sprichwort. Meine Mutter hat es mal in einer Frauenzeitschrift gelesen, und ab da bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zitiert. Sie hat mir aber nie verraten, wie das geht. Ich glaube, sie wusste es selbst nicht.“
    „ Sie glauben, Ihre Mutter war eine traurige Frau?“
    „ Wissen Sie, warum meine Ehe gescheitert ist?“, wechselt Nori das Thema.
    „ Wissen Sie es?“
    „ Ich glaube, es zu wissen. Weil ich als Kind gelernt habe, mich unsichtbar zu machen. Nein, vielleicht wäre ,unberührbar‘ passender. Ich bin ein Unberührbarer.“
    „ Möchten Sie mir das erklären?“
    „ Denken Sie, dass Sie mich kennen, Doc? Wissen Sie, wer ich bin?“
    „ Ich gewinne langsam einen Eindruck, denke ich.“
    „ Da sind Sie mir um einiges voraus!“
    Nori lacht bitter.
    „ Eltern sind in den Augen eines Kindes Giganten. Allmächtige Wesen!“ Nori sagt das energisch. Dann senkt er die Stimme wieder. „Ich habe immer den Eindruck, nicht richtig zu sein, Doc. Immer! Ich meine, ein Mensch sollte doch um seiner selbst Willen geliebt werden – nur weil er da ist! Oder?“
    Braun bemerkt die Traurigkeit in Noris Augen und unterbricht ihn nicht.
    „ Meine Frau sagte, als sie mich verließ, ich wäre ein emotionaler Krüppel. Dass es mir unmöglich wäre, tiefe emotionale Bindungen aufzubauen. Liebe ist nur ein Wort für mich, sagte sie. Ich habe meine Ehe auf dem Gewissen. Die Nähe. Ich konnte ihre Nähe nicht ertragen! Obwohl ich sie geliebt habe. Ich fürchte, das tue ich immer noch. Was bin ich für ein Waschlappen, der es seiner Frau nicht mal richtig besorgen kann?“
    „ Haben Sie Erektionsstörungen?“
    „ Jetzt werden Sie mal nicht albern! Es ist nur so, dass es mir schwerfällt, meine Lust zu zeigen. Ich will keiner von diesen Schwanzdenkern sein!“
    „ Sexuelle Lust ist nicht primitiv, wenn Sie das meinen. Sie ist natürlich.“
    „ Schatz, heute nicht, ich habe Kopfschmerzen! Bamm! Als hätte sie mir voll in die Eier getreten! Diese dusselige Kuh.“
    Nori senkt den Blick, starrt mit leeren Augen auf die Tischplatte.
    „ Wusste Ihre Frau von Ihren Schwierigkeiten?“
    „ Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?“
    „ Ich denke, eine Große. Für Sie!“
    Nori schaut auf.
    „ Ich gehe nur raus, wenn ich muss. Am liebsten nur im Dunkeln. Ich hasse den Sommer. Diese elendig langen Tage. Ich gehe zum Kiosk. Zigaretten holen. Da stehen drei betrunkene Teenager. Einer sagt was. Alle lachen. Ich werde die nächsten achtundvierzig Stunden an nichts anderen denken können als daran, wie ich mich an ihnen räche. Für die Respektlosigkeit. Ja, genau!“
    Nori springt auf, haut mit der flachen Hand auf den Tisch. „Welche verschissene Respektlosigkeit, wollen Sie wissen? Ich weiß es

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