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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Tausende marschieren in Richtung Stadion. Die Straßen sind verstopft. Die Leute stehen vor ihren Häusern und winken uns zu. Netter als ihr Ruf, die Engländer! Aber kein Parkplatz in Sicht. Wick, der alte Fuchs. In bestechend gutem Englisch fragt er eine alte Dame, ob wir in ihrer Einfahrt parken dürfen.
    „ You’re welcome.“
    Echt?
God save the Queen
.
    Ich will wissen, ob die Jungs jetzt auch zum Stadion gehen.
    „ Stadion?“, stutzt Zip. „Wir haben gar keine Karten. Nein, wir bleiben hier und machen Party.“ Zischend öffnet er seine nächste Bierdose.
    Dann ist das jetzt der Moment des Abschiedes. Wir klatschen uns ab, umarmen uns, schwören uns die Treue. Zip sagt, wir sollen wiederkommen, wenn wir mit zurück wollen. Ich nicke.
    Bettina und Josch umarmen sich. Ich schüttle Josch die Hand. Er sieht mich nicht an. Ich hatte mir vorgenommen, mich bei ihm für seine Hilfe zu bedanken. Aber jetzt, wo es soweit ist, kriege ich es nicht hin. Josch drückt mir seinen 50-DM-Schein in die Hand.
    „ Vielleicht kannst du den brauchen“, murmelt er.
    Dann greift Tina meinen Arm und zieht mich weg. Sie lacht, und sie hat recht. Denn trotz allem ist es der Wahnsinn, hier zu sein. Hand in Hand laufen wir los. Es ist wie in einem Videoclip. Vielleicht
Take on me
von
a-ha
. Vorbei an Breakdancern an den Straßenecken, die zur Musik von
Grandmaster Flash
aus ihrem Ghettoblaster abgehen. Vorbei an Straßenmusikern mit Trommeln und Gitarren. Biertrinkende Engländer mit breiten Schnurrbärten und Muskelshirts. New Waver und Gothics, die sich in Häusereingängen zusammendrängen und sich vor der Sonne verstecken, die ihren blassen Teint verbrennen will. Punks mit Hunden, die Halstücher tragen. Bobbys, die sich geduldig von betrunkenen Teenagern fotografieren lassen. Ich bin atemlos, überwältigt. Bettina brennt, zieht mich weiter mit sich, wenn ich stehen bleibe und schaue, mir die Menschen ansehe, denen ich heute das Leben retten werde. Und dann stehen wir vor dem Stadion.
    Bettina muss es erfahren.
    „ Das hier“, erkläre ich, „ist das Tadsch Mahal des Rock ’n’ Roll. Das Camelot des Pop. Gottes grüne Wiese. Geweihter Boden.“
    „ Schon gut!“, lacht sie.
     

    Der Schwarzhändler will 200 britische Pfund. Für eine Karte. Danke, Mann, nichts zu machen. Verflucht – so nah und doch so fern. Eine afrikanische Tanztruppe zieht an uns vorüber. Ihr kehliger Gesang geht mir auf die Nerven, aber Bettina ist ganz begeistert. Ich bitte sie, sich auf die Sache zu konzentrieren. Sie erwidert, ich solle mich nicht aufführen wie ihr Vater. Das stimmt. Ich werde immer unfair, wenn ich unter Druck stehe.
    „ Entschuldige“, sage ich zu Bettina. Fühlt sich gut an.
    „ Schwamm drüber“, erwidert sie.
    Hilfe suchend schaue ich über den Parkplatz. Aber wo soll hier Hilfe herkommen? Aus dem Stadion schallt die Musik zu uns herüber.
U2
spielt. Dann ist es jetzt kurz nach 17 Uhr Ortszeit. Es ist noch früh genug. Um 21:54 Uhr wird die
Band Aid
die Bühne betreten. 180 Sekunden später passiert es dann.
    Wenn Josch nur hier wäre. Dem würde bestimmt etwas einfallen, diesem Teufelskerl.
    „ Lass uns mal um das Stadion gehen“, schlägt Bettina vor. Mir erscheint das sinnlos. Aber eine bessere Idee habe ich auch nicht.
    Weit kommen wir nicht. Der Bereich hinter der Bühne ist bereits außerhalb des Stadions großzügig abgesperrt. Zäune mit blickdichten Folien. Eine große Einfahrt wird von Polizisten bewacht. Viele Zuschauer säumen den Weg hinein wie beim Zieleinlauf eines Marathons. Autogrammjäger. Man müsste eine Maus sein oder unsichtbar, um da durchzukommen.
    Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich mir keine Gedanken gemacht habe, wie ich da reinkomme. Ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich geglaubt, dass wir es überhaupt bis hierher schaffen. Bettina fasst mich bei den Händen und blickt mir tief in die Augen:
    „ Ich frage dich das jetzt nur einmal: Ist all das, was du erzählt hast, dein voller Ernst?“
    Ihr Blick geht tief. Aber ich halte ihm stand, weil ich immer aufrichtig zu ihr war.
    „ Jedes verdammte Wort!“
    „ Dann ist das hier jetzt für dich, Nori.“
    Sie lässt mich los, schreitet in die Gasse der Autogrammjäger. Ihr Gang hat etwas Erhabenes. Wie eine Königin auf dem Weg zum Schafott. Würdevoll bis zum Schluss. Als ich ahne, was sie tun wird, ist es schon zu spät. Bettina hebt den Arm, zeigt auf die Einfahrt und brüllt „George Michael!“ Dann rennt sie los.
    Es geht ein

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