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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Handbewegung.
„Was spielt das für eine Rolle?“
    „Ich würde es gern herausfinden“,
gesteht Braun.
    „Warum bin ich wohl zurückgekehrt?
Warum?“ Nori spricht laut, brüllte fast. Der Zorn in seiner Stimme ist unüberhörbar.
    „Sagen Sie es mir!“, fordert Braun.
    Die Leuchtstoffröhrenstarter
klicken. Kaltes Licht erhellt den Raum. Nori steht auf, starrt an die Decke:
    „Denken Sie nur an die vielen
Föhnfrisuren. Das ganze Haarspray. Ich wette, die brannten wie lebende
Fackeln.“ Er lacht bitter. „Mitten im großen Finale. Feed the world –
Bumm – steht alles in Flammen. Und sie waren alle da. George Martin, Bono Vox,
David Bowie, Nick Rhodes, Paul Young, Midge Ure. Alle! Niemand, der auf der
Bühne stand, hat es geschafft. Holzkohlen! Bei der Panik im Stadion sind
Zigtausende totgetrampelt wurden. Minuten später die gleiche Scheiße in
Philadelphia.“
    „Fühlen Sie sich dafür
verantwortlich?“
    „Sie haben ja überhaupt keine
Ahnung. In diesen wenigen Stunden bin ich ein Teil eines wundervollen, großen
Ganzen.“
    „Bin?“
    „Hätte ich das Ganze doch im
Fernsehen verfolgt, wie Millionen andere auch. Milliarden. Meine Mutter hätte bestimmt
Käsepicker gemacht.“
    „Sie sahen es nicht im Fernsehen?“
    „Auf Video. Unzählige Male. Es ist
so wundervoll, wenn die britische Hymne gespielt wird, die Königsfamilie Einzug
hält. Mittendrin Bob Geldof. In Jeans.“
    „Ich verstehe Ihre Trauer. Aber das
Konzert hätte geendet. Jedes Konzert endet.“
    „Es war nicht das Ende des
Konzertes. Es war das Ende meiner Kindheit, das mich zurückkommen ließ. Denken
Sie doch nur an all die wundervolle Musik, die nie gemacht wurde. Wo sind die
Songs, die nie jemand schrieb? Es gibt Tage, Doc, da glaube ich, die Leere
nicht mehr ertragen zu können. Was blieb, war von allem nur das Zweitbeste. Die
ganze Welt ist voller B-Seiten. Ich glaube sogar, viele hätten es nicht mal
aufs Album geschafft. Und wenn doch mal ein Hit dabei ist, der das Zeug zum
Klassiker hat, merkt es niemand. Weil niemand richtig hinhört.“
    „Wenn ich nicht wüsste, dass Sie
von Musik sprechen, ich würde glauben, Sie sprechen über Menschen“, merkt Braun
an.
    Nori lacht. Doch dann bricht seine
Stimme. Seine Augen werden glasig. Er weint, versteckt die Tränen in seiner
Armbeuge.
    „Ich war doch nur ein Kind.“
    Braun schweigt, wartet ab.
    „Ich wollte doch nicht, dass er
stirbt.“
    „Wer ist gestorben?“, fragt Braun.
    Nori hebt den Blick.
    „Ich wollte dabei sein. Verstehen
Sie? Ich nahm den Wagen meines Bruders, um nach London zu fahren. Es war der
Freitag. Er wollte mich suchen. Mein Vater! Er hätte sich nie betrunken ans
Steuer gesetzt. Aber er wollte mich doch suchen. Es gab einen Unfall. Papa
verbrannte in seinem Wagen!“
     
    Mein Vater ist noch nicht zurück.
Meine Mutter und ich essen nicht mehr ganz frisches Weißbrot mit Wurst, die den
Namen Aufschnitt noch verdient. Kein Formfleisch in Plastik. Und endlich
gelingt es mir, ein richtiges Gespräch mit ihr zu führen. Ich fang an, berichte
von der geplanten Fete am Freitag. Sie lächelt und sagt, dass sie das schön
findet. Sie selbst hatte nie die Gelegenheit dazu, als sie so alt war wie ich.
Aber allzu spät sollte es nicht werden. Das solle ich mir aufheben, bis ich
älter bin. Ich grinse. Bei meiner Mutter muss immer alles steigerungsfähig
bleiben. Warum, weiß ich nicht. Ich lege mir noch eine Scheibe Wurst aufs Brot.
Nicht weil ich Hunger habe. Ich will, dass das Abendessen noch nicht endet. Sie
erzählt mir von den Eheproblemen eines befreundeten Ehepaars, mit denen meine
Eltern seit vielen Jahren im Kegelklub sind. Ich erzähle von meiner
Tanzeinlage im Zoo, und sie kann es kaum glauben. Ich gerade auch nicht mehr.
Wir lachen so laut, dass ich die goldenen Füllungen in ihren Backenzähnen sehen
kann. Und endlich erkenne ich sie wieder, die Frau, an die ich mich später
erinnern werde, wenn alles den Bach runter gegangen ist.
    „Warst du schon mal in England?“,
wechsle ich das Thema.
    „Da versteht mich doch keiner“,
sagt sie. „Ich würde so gerne Englisch lernen.“
    Mach doch, denke ich.
    „Wie lange man wohl mit dem Zug
dahin braucht?“, sinniere ich laut.
    „Das weiß ich nicht. Dein Vater
fährt nicht gerne Zug.“
    „Erstmal muss man ja nach Calais“,
plappere ich weiter.
    „Was willst du denn jetzt in
Frankreich? Morgen ist Schule!“
    „Und dann mit der Fähre rüber.“
    „Wir fahren ins Sauerland. Ist doch
auch

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