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Makers

Makers

Titel: Makers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Anderson
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ergänzen mit ihrem Angebot den dänischen Riesen.
    Damit lösen sie gleich zwei Probleme für Lego: Erstens stellen sie Produkte her, die nie in den Mengen gekauft würden, die eine volle Produktion durch Lego rechtfertigten, aber von den anspruchsvollsten Lego-Kunden dennoch nachgefragt werden. Dies ist der »Long Tail von Lego«, und einen solchen Nischenmarkt gibt es bei Plastikspielzeug genauso wie bei Musik und Filmen. Die vielen Kleinfirmen, die Lego umkreisen wie Planeten eine Sonne, füllen gemeinsam die Lücken im Markt, sodass Lego sich weiterhin auf die Kassenschlager konzentrieren kann, die die Firma bei ihrer Größe braucht.
    Zweitens halten Firmen wie BrickArms dadurch, dass sie Produkte speziell für ältere Kinder herstellen, diese Kinder einige Jahre länger in der Lego-Welt, von acht oder zehn Jahren möglicherweise bis zwölf. Das erhöht die Chance, dass sich aus dem spielerischen Umgang eine echte Obsession mit Lego entwickelt, die sich vielleicht bis ins Erwachsenenalter hält (kein Witz – Bausätze für berühmte Gebäude aus der »Architektur«-Reihe von Lego werden in Buchhandlungen und Museumsshops für 100 Dollar das Stück verkauft). Diese Erwachsenen kaufen dann die aufwendigeren Bausätze, etwa den Todesstern oder den Sternenzerstörer aus Star Wars , die beide aus über 3000 Teilen bestehen und 400 Dollar kosten.
    Daher ignoriert Lego den Schwarm von Zubehöranbietern, solange sie keine Markenrechte verletzen und immer einen Hinweis beifügen, dass scharfkantige oder leicht zu verschluckende Spielzeuge von kleinen Kindern fernzuhalten sind. Stattdessen hat Lego sogar informelle Leitlinien herausgegeben, in denen steht, welche ungiftigen Kunststoffe am besten geeignet sind und dass Löcher in Teile gebohrt werden sollten, die leicht verschluckt werden können, um die Erstickungsgefahr zu verringern.
    BrickArms und Konsorten sind Beispiele dafür, wie Maker-Firmen Nischenmärkte bedienen, die von der herkömmlichen Massenproduktion nicht vollständig abgedeckt werden.
    Das Industriemodell des 20. Jahrhunderts war für den Massenmarkt optimiert. Aber zumindest aus der Sicht des 21. Jahrhundertshatte das auch seine Nachteile. Henry Fords leistungsfähige Verfahren zur Massenfertigung mit standardisierten austauschbaren Teilen, Fertigungslinien und einförmigen Arbeiten waren unschlagbar wirtschaftlich und brachten den einfachen Konsumenten hochwertige Waren. Aber das System war auch tyrannisch – »jede Farbe, solange sie schwarz ist« – und unflexibel. Die Preisunterschiede zwischen Produkten aus kleinen und jenen aus großen Serien waren so riesig, dass die meisten Käufer sich entscheiden mussten, ob sie bezahlbare Produkte haben wollten oder eine große Auswahl. Beides ging nicht, und die billigen, massenproduzierten Produkte schlugen die Auswahl jedes Mal.
    Die langen Rüstzeiten der Maschinen in der Massenproduktion führten dazu, dass Produkte mehrere Jahre bevor sie in den Handel kamen, entwickelt werden mussten, und die Entwicklungskosten stiegen, als die Konsequenzen von Fehlentwicklungen in der Massenproduktion immer größer wurden. (Bestes Beispiel hierfür ist der Edsel, ein Auto, das die Innovationen bei Ford um Jahrzehnte zurückwarf.) Das ist heute immer noch so: Der örtliche Möbelschreiner kann nur mit IKEA konkurrieren, indem er an die Wohlhabenden verkauft. Mit jedem Billy-Regal da draußen (und ich habe selbst einige) sagt der Markt, dass er auf eine Auswahl unter verschiedenen Regalen pfeift, wenn er dafür mehr zahlen muss.
    Eine schwerwiegendere Folge des Siegeszugs der Massenproduktion war der Niedergang der Kleinindustrie. Wie im Einzelhandel, wo die örtlichen Fachhändler von Wal-Mart verdrängt wurden, verdrängten (oder übernahmen) die Big Five aus Detroit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Dutzende von Autoherstellern. Dasselbe geschah in der Textil- und Keramikbranche, der Metallwarenindustrie, in der Sportausrüstung und zahllosen anderen Industriebranchen. Sie alle erlagen dem Lockruf der Niedriglöhne im Ausland, während im Inland zur selben Zeit der Lohndruck die Beziehungen zu den Gewerkschaften immer weiter vergiftete.
    Viele kleinere Betriebe verloren den Konkurrenzkampf zu Recht: Ihre Produkte waren nicht besser als die importierten Waren, und ihre Kosten waren nicht wettbewerbsfähig. Aber andere mussten aufgeben, weil sie ihre Vertriebskanäle zu den wenigen Konsumenten verloren, die ihre speziellen Waren (oder einfach heimische

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