Makers
Podcasting-Software einen Namen machen wollte.
Ein Jahr verging, Apple integrierte seine eigene Podcasting-Software in iTunes, und Odeo war offensichtlich in Schwierigkeiten. Der Firmengründer, Evan Williams, erkundigte sich bei den Angestellten, ob einer von ihnen eine andere Geschäftsidee hätte. Dorsey hatte zufällig eine: Es ging dabei um ein Konzept, das er einige Jahre zuvor entwickelt hatte, und bei dem es um Status-Updates in Echtzeit ging. Er hackte gemeinsam mit seinen Odeo-Kollegen Noah Glass und Florian Weber sowie einem bezahlten Programmierer ein Stück Software zusammen, das es Menschen erlaubte, Nachrichten im SMS-Stil an andere Nutzer zu senden, die sich als »Followers« angemeldet hatten. Sie nannten diesen Dienst Twttr. Williams und dem Rest des Teams gefiel die Sache. Sie gaben Odeo auf, verteilten das verdiente Geld an ihre Investoren und begannen mit dem Twttr-Konzept eine neue Firma. Sie nannten sie Twitter. Der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte.
Dorsey hatte es endlich geschafft. Aber Williams leitete Twitter, und Dorsey wollte seine eigene Firma. Er kontaktierte seinen früheren Chef, McKelvey, und sie beschlossen, gemeinsam eine neue Firma zu gründen. Sie hatten ein paar Ideen, worum es dabei gehen sollte, am liebsten irgendwie um Handys. Aber Dorsey hatte eine Wettbewerbsvereinbarung unterschrieben und durfte nichts machen, das Twitter auch nur irgendwie ähnelte. Das schloss ziemlich viel aus (McKelvey kommentierte das trocken mit: »Twitter hat noch viel vor«). Also suchten sie nach einem anderen großen Problem, das sie lösen konnten.
McKelvey erzählte, er habe damals gerade Probleme gehabt, den Verkauf eines Glasprodukts übers Telefon abzuschließen. Eine Frau in Panama wollte einen Wasserhahn aus Glas, der über 20000 Dollar kostete, für ihr Badezimmer kaufen, aber sie hatte nur eine American-Express-Karte, die McKelvey nicht annehmen konnte. Er befürchtete schon, die Beschränkungen der Kreditkartenindustrie würden ihm dieses Geschäft verderben. Und in diesem Moment wusste er plötzlich, was seine und Dorseys Firma machen sollte: Das Bezahlsystem revolutionieren.
Diese Idee führte ihn mit seinem Plastikwürfel schließlich in den TechShop. Dieser kleine Plastikwürfel enthielt ein Lesegerät für Kreditkarten (ein Magnetkopf aus einem Kassettenrekorder), das man in die Audiobuchse eines iPhones einstecken konnte. Wenn jemand eine Kreditkarte durch das Gerät zog, wurde ein Tonsignal erzeugt, das die Software im Handy erkannte, in verwertbare Daten übersetzte und an eine Website verschickte, wo der Bezahlvorgang per Kreditkarte eingeleitet wurde. Dadurch ersetzte das Telefon ein klobiges und teures Kassenterminal. Jeder konnte überall Kreditkarten als Zahlungsmittel annehmen. Man brauchte dazu nur ein Handy und dieses kleine Lesegerät aus Plastik. McKelvey und Dorsey nannten ihre neue Firma Square, weil ihr kleines Gerät eben quadratisch war.
Anders als die bisherigen Firmen von McKelvey und Dorsey verband Square Hardware und Software. Der kleine Stecker fürs Handy stand für die Atome, und die Handy-App und die Webdienste, die darauf aufsetzten, waren die Bits. Damit waren sie in der Elektroindustrie angekommen, ob es ihnen gefiel oder nicht.
Dorsey gefiel es nicht. Er war Programmierer und überzeugt, dass das Problem auch allein durch Software gelöst werden konnte, indem man die Nummern von der Kreditkarte über die Handykamera einlas. Das war jedoch leichter gesagt als getan. »Das stellte sich sogar als richtig schwierig heraus«, sagt McKelvey. »Wenn man die Karte nicht im genau richtigen Winkel vor die Kamera hält, sind die Zeichen nicht lesbar.« Die beiden gerieten darüber in Streit und brachten immer technischere Argumente vor, warum ihre jeweilige Lösung die bessere war. McKelvey sah nur eine Möglichkeit: »Ich musste den Prototyp der Hardware bauen, um ihn davon zu überzeugen, dass Hardware die bessere Lösung war.«
Also ging McKelvey in den TechShop und baute mehrere Testgeräte des Kreditkartenlesers. Tatsächlich hatte er schon ein paar Monate zuvor damit begonnen in der Studentenwerkstatt der Washington University in St. Louis, wo er Glasbläserei unterrichtet. Aber Dorsey und Square waren in San Francisco, und um den Streit zu gewinnen, war McKelvey ins Silicon Valley gekommen, um seinem Gerät den letzten Schliff zu geben.
Die ersten Square-Geräte waren handgemacht. Die nächsten stellte McKelvey mit den CNC-Maschinen
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