Makers
Jahr 2006 wollte der Jüngste eine Schlacht aus dem Zweiten Weltkrieg nachstellen und war enttäuscht, weil er es mit den Lego-Figuren, die er hatte, nicht konnte.
Damit hätte die Geschichte zu Ende sein können, aber Chapman ist ein Maker. Im Keller seines Hauses in Redmond, Washington, steht eine kleine CNC-Fräse, und er kann mit CAD-Software umgehen. Also begann er, moderne Gewehre in Lego-Größe zu entwerfen. Und weil er es konnte, stellte er sie auch gleich her.
Dazu schickte er zunächst die Daten an seine Desktop-CNC-Maschine, eine für unter 1000 Dollar erhältliche Taig-2018-Fräse, die aus zwei Blöcken Flugzeugaluminium die Hälften der Gießform fräste. Dann legte er die Gießformen in seine manuelle Spritzgießmaschine, bei der Kunststoff mit ganz normalem Propan geschmolzen wird, wie man es vom Campingkocher kennt. Über einen Hebel ähnlich dem einer Wasserpumpe wird der geschmolzene Kunststoff dann in die Form gedrückt. Um denselben ABS-Kunststoff verwenden zu können wie das Original, schmolz Chapman echte Lego-Stücke ein.
Nach einigen Versuchen und Korrekturen hatte er ein paar schöne Prototypen, darunter ein M1-Infanteriegewehr und ein Scharfschützengewehr. Sein Sohn war beeindruckt, und so stellte er ein paar mehr her und verteilte sie an andere »erwachsene Lego-Fans«. Sie wollten mehr davon, und er richtete schließlich eine Website ein, um sie zu verkaufen.
Heute wagt sich seine Firma BrickArms auf ein Territorium vor, das dem dänischen Spielzeugriesen zu heiß war: schwere Waffen im Lego-Format, von AK-47 bis Splittergranaten, die aussehen, als seien sie direkt Halo 3 entsprungen. Die Teile sind komplizierter als die normalen Lego-Artikel, aber sie werden in derselben Qualität hergestellt und online an Tausende Lego-Fans verkauft, sowohl Kinder als auch Erwachsene, die coolere Szenen nachstellen wollen, als mit den Standardpaketen möglich ist.
Lego ist ein Industriebetrieb mit einem Designerteam in einer hochgesicherten Anlage in Billund, Dänemark. Die Ingenieure entwickeln Prototypen und lassen sie dann in speziellen Werkstätten herstellen. Wenn die Prototypen auf Zustimmung stoßen, werden Artikel in riesigen Spritzgießanlagen produziert. Die einzelnen Teile werden zu Paketen zusammengefasst, und die Pakete müssen in monatelanger Arbeit auf Spieltauglichkeit getestet werden, Verkaufspreise müssen kalkuliert werden, und die Pakete müssen ausgeliefert und inventarisiert werden, bevor sie bei Target oder Wal-Mart verkauft werden können. Dieses Ziel erreichen nur Teile, die sich millionenfach verkaufen lassen.
Chapman arbeitet mit anderen Größenordnungen. Er entwirft seine Waffen immer noch mit CAD-Software und stellt die Prototypen mit seinem Desktop-Fabber her. Wenn er mit dem Aussehen der Teile zufrieden ist, schickt er die Datei an einen örtlichen Werkzeugmacher, der Gießformen aus rostfreiem Stahl herstellt. Ein Spritzgießbetrieb in den Vereinigten Staaten stellt dann damit Chargen mit wenigen Tausend Stück her.
Warum lässt Chapman die Teile nicht in China produzieren? Das könnte er, sagt er, allerdings würde das dazu führen, dass »die Produktion der Gießformen länger dauern würde; die Kommunikation wäre schleppend und der Kunststoff von unterdurchschnittlicher Qualität« (sprich billig). Außerdem meint er: »Wenn die Gießformen in China hergestellt werden, wer weiß, was dann mit ihnen geschieht, wenn sie nicht für die eigene Produktion gebraucht werden? Sie könnten dazu benutzt werden, um Teile für einen Sekundärmarkt herzustellen, von dessen Existenz Sie nicht einmal etwas wissen.« Chapmans drei Söhne verpacken die Teile, die er direkt verkauft. Inzwischen verkauft BrickArms auch über Vertriebshändler in Großbritannien, Australien, Schweden, Kanada und Deutschland. Chapman arbeitete 17 Jahre lang als Softwareingenieur, aber die Geschäfte mit BrickArms liefen so gut, dass er im Jahr 2008 kündigte. Inzwischen verdient er mit dem Verkauf von Lego-Waffen genug für ein komfortables Leben für seine fünfköpfige Familie. »An einem schlechten Tag verdiene ich mit BrickArms mehr, als ich jemals als Softwareingenieur verdient habe.«
Wie steht Lego dazu? Die Firma findet es sogar gut. Es gibt inzwischen viele andere kleine Firmen wie BrickArms, zum Beispiel BrickForge oder BrickStix, die alles Mögliche herstellen, von individuellen Action-Figuren bis zu Aufklebern, mit denen man offizielle Lego-Figuren verändern kann. Diese Firmen
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