Makroleben
Möglichkeiten zulassen. Eine Kultur, die an einen Planeten angebunden ist, erreicht immer wieder einen Punkt der Instabilität und versucht, sich unter Berücksichtigung der größten drohenden Gefahr und der Schwierigkeiten zu organisieren, die sich erheben. Wir sind noch immer eine solche Kultur.“
„Uns scheint es aber endlich ganz gutzugehen.“
Blackfriar schnaubte. „Das ist wahr – aber überlege dir jetzt einmal, wieviel von diesem Erfolg durch den Teil der Menschheit ermöglicht wird, die außerhalb des Planeten lebt und arbeitet. Wir mögen vielleicht aus unserer industriellen Kindheit herauswachsen, aber das Überleben der Menschheit scheint mir noch immer zu unsicher. Die Erde ist zu flüssig, geologisch gesehen zu verwundbar und letzten Endes zu einschränkend. Mit der Zeit wird sie vollständig abhängig von der außerweltlichen Industrie werden. Das Land wird den städtischen Wohnräumen im Weltall nichts von dem liefern können, was sie brauchen, außer vielleicht Nostalgie.“
„Wir brauchen eine Natur, die wir selbst geplant haben“, sagte Richard. „In ihr ist der Bereich der Natur nichts als ein Garten. Die Allianz zwischen Mensch und Natur führt zu einem lähmenden Gleichgewicht, weil Planeten physisch beschränkend sind.“
„Meint ihr die Klein-ist-schön-Bewegung des letzten Jahrhunderts“, sagte Sam, „die Idee des Null-Wachstums? Die statische Gesellschaft, die ihr befürchtet, ist doch keine Gefahr mehr, seit wir den Planeten verlassen haben.“
„Wir haben aber zwölf Milliarden Menschen, die immer noch halbwegs zwischen der Natur und der Natur, die wir für uns machen können, existieren. Wir könnten zurückfallen.“
„Eine reife Gesellschaft“, sagte Orton, „erreicht wie ein reifes Individuum das Stadium der Fortpflanzungsfähigkeit. Makroleben wird unser lebenstüchtiger Nachwuchs sein. Innerhalb seines Rahmens können beliebig viele soziale Experimente angestellt werden – wir haben in unserer Geschichte noch nie in großem Maßstab mit Sozialformen experimentiert –, und jedes wird beweglich genug sein, um niemals mit anderen in Konflikt zu treten. Hier auf der Erde haben die verschiedenen Kulturen dazu geneigt, einander auszuschließen. Mit Makroleben ist eine Qualität erreicht, mit der alle anderen, alle Subkulturen, eingeschlossen werden können.“
„Bedenke bitte“, sagte Richard, „daß organisches Leben von einem winzig kleinen Teil zu einem solchen Organismus heranwächst, wie es der Mensch ist. So wird Makroleben die Teile der vorher bestehenden biologischen und sozialen Strukturen benutzen, um größere multiorganismische Teile zu bilden und aus der Erde und ihrem Sonnenraum herauswachsen. Diese Teile werden in das Universum hineinwachsen und die Existenz zu einem Umfang ausweiten, der dem Umfang des Universums entspricht.“
„Und ihr betrachtet unsere dreidimensionalen Städte und Asterom als Schritte auf dem Weg zu diesem Ziel?“ Sam lächelte. „Ich glaube, du hast das Zeug zu einem Stammvater, Orton, und das färbt auf Richard ab.“
„Welcher Idiot würde schon kleinlich träumen, wenn er überhaupt träumt, und wer wollte sich mit Träumen zufriedengeben?“ fragte Orton. „Die Themen, über die wir uns unterhalten haben, bedeuten eine grundsätzliche Überprüfung des Lebens und der Existenz.“
„Das ist ein weites Feld.“
„Worum es beim Leben geht“, sagte Richard plötzlich, „ist es, über reine Wiederholung hinauszugehen. Neuheit als Selbstzweck auf der anderen Seite ist chaotisch. Wir brauchen unbedingt vereinheitlichende Vorgehensweisen, die die Verknüpfung alter Errungenschaften mit neuen Entwicklungen gestatten. Die erhaltene Vergangenheit würde so die Basis für die Entstehung signifikanter Erneuerungen. Wenn das auf einer zuverlässigen Grundlage durchgeführt wird, Sam, dann wäre das echter Fortschritt.“
„Sprich weiter, das hört sich interessant an.“
„Fortschritt ist eine Spannung zwischen der Vorstellung von Perfektion und der Vorstellung, daß die Suche und nicht das Resultat wesentlich ist. Makroleben umfaßt beide Vorstellungen, schaltet aber die Tyrannei der Bemühung um materielle Sicherheit aus und zerstört den Konflikt dieser uralten Beschäftigung mit der Suche nach persönlicher Befriedigung. Das Universum ist sehr reich, und warum sollten wir dann arm sein?“
„Die Armut hält uns davon ab, die Realität in ihrem ganzen Umfang zu erfassen“, fügte Orton noch hinzu.
„Hältst
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