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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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du uns für arm?“ fragte Sam.
    „Eine Trillion Dollar Bruttosozialprodukt für Nordamerika war für 1975 arm, und für heute ist es zehnmal so arm, weil es nicht ausreicht, um das anzupacken, was wirklich möglich ist. Das ist alles relativ.“
    „Laßt mich meinen Gedanken zu Ende bringen“, sagte Richard. „Der Konflikt zwischen Materialknappheit und steigenden Bevölkerungszahlen hat zu der Störung der bürgerlichen Ordnung durch Revolutionäre geführt.“
    „Erzählt mir“, sagte Sam, „wie ihr mit der Langeweile der Wohlhabenden fertig werden wollt?“
    „Makroleben würde Abenteuer von jeder Art und Intensität zulassen, aber ohne diese Art von kreativem Aufruhr, der mit dem ökonomischen Umfeld in Konflikt kommt. Wer mit dem allgemeinen Zustand nicht zufrieden ist, kann jederzeit seine eigene Makrowelt gründen. Auch natürliche Welten könnten möglicherweise eine recht große Zahl von Unzufriedenen anziehen.“
    „Die konstruktive Qualität der Idee des Fortschritts will ich euch ja zugestehen“, sagte Sam, „aber ich habe den Eindruck, daß das übergeordnete Muster oder die Richtung des Fortschritts für das Makroleben nach wie vor undurchschaubar bleiben wird.“
    „Richtig“, sagte Richard, „aber das menschliche Leben geht in seiner Spanne zu schnell an und aus, um ein Muster entdecken zu können. Die Gesamtheit der überlieferten Geschichte ist zu wenig.“
    „Sowohl die Spanne des menschlichen als auch des sozialen Lebens muß vergrößert werden“, sagte Orton.
    „Vielleicht“, sagte Sam. Ihm gefiel die Neuheit der Unterhaltung, die Art, in der ihr Ich hinter den Themen zurücktrat. „Worüber ich mir allerdings noch Gedanken mache, ist die Individualität. Euch scheint ein Massenorganismus vorzuschweben.“ In einem Philosophie-Seminar würden die Rivalitäten direkt unter der Oberfläche schlummern und die Art der Diskussion bestimmen.
    „Makroleben, das ist: die Bedürfnisse des Individuums in Großbuchstaben festgehalten“, sagte Richard. „Ich glaube, in einer Interpretation von Stapledon steht, daß die am weitesten fortgeschrittenen Gesellschaften auf das Individuum einen ebenso großen Wert legen wie auf die Gruppe.“
    „Die Erkenntnis oder Neuerung eines Individuums“, sagte Orton, „kann mit Leichtigkeit auf die gesamte Gruppe übergehen und ihren Gesamtcharakter bestimmen. Individuen sind Quellen.“
    „Symbiotische Verbindungen“, sprach Richard weiter, „zwischen Individuen und zwischen der Gemeinschaft und der Welt entwickeln sich. Die Gemeinschaft befindet sich in Bewegung auf eine allumfassende Bewußtwerdung des Selbst und der Welt.“
    „In gewisser Beziehung“, sagte Orton, „sind wir Teile eines kollektiven Bewußtseins, da wir physische Vergangenheit und Entwicklung, die körperliche Struktur und, in der Sprache, einen geistigen Raum miteinander teilen. Unsere individuellen Fertigkeiten gehören sofort der Gesellschaft, die sie anerkennt. Wir können nur im Unterschied zu anderen Individuen sein. Individualität ist nur in solchen Gesellschaftsformen ein Problem, in denen eine bestimmte Art von Individualität anderen Arten vorgezogen wird. Das steht meiner Ansicht nach schon lange außer Frage.“
    Der Kellner brachte den Cognac und Gläser, goß das Getränk ein und ging weiter. Sam nahm sein Glas und nippte daran.
    „Makroleben in rudimentärer Form gibt es schon heute“, sagte Orton. „Neben Asterom gibt es die Minensiedlungen in den Asteroiden, verschiedene Beobachtungs- und Forschungsstationen, die Siedlungen auf dem Mars und auf Ganymed – jeder Ort, an dem Menschen in hochkomplizierten, von Menschen hergestellten Ökosystemen leben. Man könnte sich leicht vorstellen, daß ein so geartetes System in einem kleinen Raumschiff funktioniert, aber auf der Erde haben wir lange die Wände nicht erkannt, und manche von uns sind nicht in der Lage, jenseits von ihnen etwas wahrzunehmen.“
    Was Orton und Richard sich da vorstellten, dachte Sam, war eine historische Geburt – so würde man es nennen müssen –, bei der die Erde und die Sonne als Eltern fungierten. Man mußte in einem Maßstab von Jahrhunderten denken, wenn man erkennen wollte, worum es hier ging. Eine kreative Sozialplanung mußte eingeleitet werden, um eine Menschheit zu schaffen, die die halbherzig technologisierte Menschheit der letzten beiden Jahrhunderte ersetzen konnte und die in der Lage war, ihren Platz in der Realität zu konsolidieren und zum erstenmal eine

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