Makroleben
Nachtseite zu sehen. Vier brachten Bilder des Raums zwischen Erde und Mond und des Mondes selbst.
Orton hustete und schuf damit in dem Raum mit seinen harten Flächen ein Echo.
Alard lehnte sich nach vorne und sagte: „Wie ihr erkennen könnt, hat die Erdatmosphäre ein merkwürdiges Glühen angenommen.“
Der gelbweiße Schimmer war vor weniger als vierundzwanzig Stunden plötzlich aufgetreten. Er war von unterschiedlicher Intensität, pulsierte einmal weiß und dann wieder gelb.
Wenn ich mich mehr für Jack interessiert hätte, sagte Sam sich selbst, wäre es mir vielleicht gelungen, ihn davon zu überzeugen, daß er sich mit dem Problem Bulerit auseinandersetzen mußte. Vielleicht hätte ich ihm das Leben gerettet.
„Die Funkverbindung ist jetzt vollständig abgerissen“, sagte Alard. „Diese Decke ist keine Folge des Atomkriegs, das ist klar. Wir haben ihre ballonartige Ausdehnung vermessen. Irgend etwas hat das elektromagnetische und das Gravitationsfeld verändert, so daß es zu dieser Anomalie gekommen ist.“
Sam hatte den Verdacht, daß auch das von der Anwesenheit des Bulerits bewirkt worden war.
Er hörte hinter sich Schritte. Mike Basil setzte sich neben ihn.
„Mr. Basil hat einige Untersuchungen durchgeführt“, sagte Alard. „Können Sie uns etwas mitteilen?“
Mike fuhr sich mit der Hand durch sein schütter werdendes braunes Haar und lehnte sich zurück.
„Schaut euch das an!“ sagte Orton, als Basil gerade anfangen wollte zu sprechen.
Die Membrane um die Erde war nun deutlich größer als die Erdatmosphäre. Sterne schimmerten durch den Rand des Glanzes – Streifen, als hätte jemand sie verschmiert.
Alard schaltete die Hörverbindung mit der Erde an. Er erfüllte für einen Moment den Raum mit maschinenartigem metallischen Gebrüll von Millionen von Stimmen, bis er die Verbindung wieder unterbrach.
„Immer noch kein Funkkontakt“, sagte er.
Sam erkannte plötzlich auf allen Schirmen ein deutliches Bild der Erde. Das Feld war durchsichtig geworden und hatte nur einen silbrigen Glanz in der Atmosphäre hinterlassen. Das Bild von der Oberfläche jedoch wirkte verzerrt, vergrößert, als würde man durch ein Stück Glas voller Schlieren sehen.
Die Erde schwebte majestätisch und still in ihrem Gefängnis.
Ein riesiger Funke brach über Nordamerika aus und verschwand über der arktischen Tundra – immer wieder war das zu sehen. Während der halben Stunde, die sie zusahen, überzog sich die Erdkugel mit einem furchterregenden System elektrischer Arterien, die gleißend hell innerhalb der optischen Verzerrung des Mantels leuchteten.
„Die Rotationsgeschwindigkeit hat deutlich zugenommen“, sagte Alard, als er auf den Sichtschirm des Computers sah.
Mit einem Gefühl der Verzweiflung machte sich Sam klar, daß dies das Ende der Rettungsmanöver auf der Erde bedeutete.
Der Schirm beherrschte mehr und mehr Sams Leben im Verlauf des nächsten Monats, denn von dort aus begegnete Asterom jeder neuen Entwicklung der Krise. Sam saß mit Orton, Richard und Margot davor und beobachtete und kommentierte zusammen mit den zahllosen Beamten und Sprechern, die täglich die Halle in ihrer Suche nach einer Lösung für Tausende von Problemen strömten. Der Raum war über die Schirme mit jedem menschlichen Außenposten im gesamten Sonnenraum verbunden, von denen ein Sturm von Rückmeldungen kam. Diese Information durchlief schließlich die Computer Asteroms. Alard und Soong reagierten darauf mit Handlungen, wenn sich ein Handlungsmodus klar abzeichnete. War ein Problem unklar oder vieldeutig, wurde nach mehr Information gesucht, bis eine Lösung gefunden war. Falls auch das fehlschlug, wurde das Problem für eine größere Anzahl von Bürgern zur Diskussion gestellt. Asteroms Verfassung sah Überprüfungen und Ausgleiche in der Judikative, Legislative und Exekutive vor, verlangte aber von den Bürgern ein hohes Maß von Interesse und Sachkenntnis. Jede Person über fünfzehn Jahre konnte an einer Diskussion teilnehmen oder über das Kommunikationssystem eine Meinung in den Computer füttern, wo sie mit dem Bekannten, Erwünschten und Möglichen verglichen und dagegen abgewogen wurde. Sam wurde es klar, daß die Politik den Gefahren menschlicher Irrtümer, ethischen Versagens oder des Machthungers noch nicht entronnen war. Diese Fehler existierten nun in subtilerer Form, standen aber in einem Kontext, der ihre Enthüllung erleichterte.
Janet begleitete ihn nur ab und zu. Sie zog es vor,
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