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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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dort?«, brüllte Grasso nun außer sich. »Etwa die Bank ausrauben? Ich glaube nur an Wunder, die ich selbst vollbringe.«
    Don Santo und Don Massimo saßen betroffen in den Sesseln und vermieden den Blickkontakt mit Don Grasso.
    »Ich rufe sie an und beordere sie nach Sizilien zurück.« Der Patrone setzte schweigend seinen Spaziergang im Arbeitssalon fort, während sich die drei Leibwächter wie auf ein geheimes Zeichen hin im Raum verteilten und die beiden Paten belauerten. »Bettino«, wandte sich Grasso an Santorini. »Du hattest engen Kontakt zu Enrico. Du kanntest ihn genau, und du hättest misstrauisch werden müssen, dann hättest du bemerkt, was sich hinter unserem Rücken zusammenbraut. Als du mir vor zwei Monaten erzählt hast, Cardone habe dir gegenüber angedeutet, dass seine Risiken in keinem Verhältnis zum Honorar stünden, spätestens da hätten bei dir alle Alarmglocken klingeln müssen. Aber nein, du hast es damit abgetan, dass es nur so ein Gerede sei, anstatt nach den Risiken zu fragen. Enrico sei überlastet, hast du gemeint.« Der Patrone schloss für einen Moment die Augen und seufzte.
    »Damals klang es nicht so, als würde er irgendetwas befürchten. Ich habe ihn sogar gefragt, weshalb er sich auf einmal so komisch benimmt. Wer konnte denn damit rechnen, dass er uns auf diese Weise reinlegen würde?«
    Der Patrone griff zum Telefon auf seinem Schreibtisch und wählte eine Nummer. Gleich darauf gab er die Anweisung: »Wir lichten die Anker. Auslaufen!« Auf die offensichtliche Frage von der Brücke antwortete er: »Nein … kein besonderes Ziel. Ich denke, dreißig Seemeilen in Richtung Sardinien, danach nehmen wir in langsamer Fahrt wieder Kurs auf Palermo. Seht zu, dass wir den Fischkuttern weiträumig ausweichen!«
    Er legte auf und ging zu einem seiner Männer. »Giulio …«, sprach er den Muskelberg leise an, der sofort eine aufmerksame Haltung einnahm. »Sorge dafür, dass alle Stewards auf dem Gästedeck sind und dort auch bleiben. Danach bringst du die vier Begleiter meiner lieben Freunde in das Unterdeck. Ich möchte nicht, dass es auf der ›Alexandra‹ zu irgendwelchen plötzlichen Unruhen kommt. Mach ihnen klar, dass mir ihre Mitarbeit wichtig ist und ich Loyalität erwarte!«
    Der Muskelberg verzog keine Miene, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
    »Wisst ihr, welches Problem wir haben?«, richtete Grasso das Wort nun an Massimo und Santorini. »Ihr gefährdet durch euren Leichtsinn und eure Dummheit meine Macht. Wer an Macht verliert, der verliert auch sein Gesicht. Das kann ich mir nicht leisten. Ihr müsst verstehen, dass ich noch nicht bereit bin, wegen euch meinen Status zu verlieren.« Er wandte sich ab und schaute zu einem schlanken kleinen Mann mit pomadisierten Haaren und stechendem Blick, der auf einem Zahnstocher kaute. »Und du, Marco, bist mir verantwortlich, dass es meinen Freunden in diesem Büro gutgeht. Sie haben nämlich keine Lust mehr zu feiern.
È chiaro?
«
    Der geschniegelte Dandy im maßgeschneiderten Abendanzug strich sich affektiert durchs Haar und grinste erfreut.
»Chiaro«,
erwiderte er, zog eine Automatic aus dem Schulterhalfter, setzte sich herausfordernd auf die Tischkante und behielt die beiden Paten im Blick. Als wäre es das Normalste in der Welt, holte er aus der Innentasche seines Jacketts einen Schalldämpfer und schraubte ihn auf den Lauf seiner Pistole.
    Don Grasso blickte missbilligend zu Marco, der mit Inbrunst an seinem Zahnstocher kaute und ihn mit artistischem Geschick von einem Mundwinkel zum anderen schob. »Nimm dieses Scheißholz aus dem Mund! Du bist kein Affe.«
    Don Grasso winkte einen dritten Mann zu sich heran, der gelangweilt an der Bar gelehnt und das Gespräch schweigend verfolgt hatte. »Silvio, geh hinunter ins Unterdeck. Neben der Maschine ist der Geräteraum. Dort drinnen liegen Taucheranzüge, Sauerstoffflaschen und anderes Equipment. An der rechten Wand hängen Bleigürtel am Haken. Die schaffst du an die Ladeluke am Heck. Danach schaltest du die Strahler im Unterdeck aus und gibst hier oben Bescheid.«
    Silvio, ein stämmiger Bursche mit der Physiognomie eines zurückgeblieben Bauern, war Grassos zuverlässigster Begleiter. Brutal, skrupellos und ungemein gefährlich. Er verzog seine wulstigen Lippen, was offenkundig heißen sollte, dass er verstanden hatte.
    »Gut!«, meinte Grasso und trat zu Massimo. Er musterte aufmerksam dessen Jackett. »Neu?«
    Massimo schaute an sich hinunter. »Ja, ich

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