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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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reagierte nicht auf Santorinis Hilferuf. Er schnaufte, wie ein krankes Nilpferd. »Ich bin der Meinung, wenn jemand imstande ist, die Sache wieder geradezubiegen, dann ist es Perlaquale«, richtete er das Wort an Don Grasso. »Mit den richtigen Argumenten wird Enricos Bruder das Geld gern wieder abtreten.«
    »Ach? Wird er das?«, erwiderte Don Grasso zynisch.
    Santorini und Massimo schauten sich irritiert an. »Du hast selbst gesagt, Perlaquale sei dein verlässlichstes Pferd im Stall«, sagte Massimo.
    »Und sollte sich Enricos Bruder dennoch am Geld vergreifen, dann …«, fügte Don Santo an.
    Don Grassos Augen sprühten plötzlich wie der Ätna bei einem heftigen Ausbruch. »Aha!«, konstatierte er scharf und richtete sich auf. »Habt ihr hellseherische Fähigkeiten? Ihr seid also der Meinung, wenn wir Roberto Cardone haben, dann haben wir auch das Geld? Und wenn wir das Geld haben, dann ist auch die Gruppo Agosto aus dem Schneider? Und kein Schwein würde mitbekommen, dass eines der größten italienischen Unternehmen massive Liquiditätsprobleme bekommt? Das denkt ihr also?«
    »Das hab ich nicht gesagt«, entgegnete Santorini entsetzt, der scheinbar erst jetzt das wahre Ausmaß des Desasters begriff.
    »Soweit ich weiß«, flocht Massimo niedergeschlagen ein, »ist Enricos Bruder Schriftsteller oder so etwas Ähnliches. Bekanntermaßen sollen solche Typen sehr feinfühlig sein. Er wird bestimmt nicht daran denken, das Geld für sich zu beanspruchen, wenn wir ihm das klarmachen. Wir müssen nur schnell handeln und …«
    »Wenigstens hast du deinen Humor behalten, Licio«, fiel ihm Don Grasso ins Wort. »Woher willst du wissen, ob dieser beseelte Poet nicht zu den Carabinieri rennt und mit ihnen über sein großartiges Erbe spricht?«
    »Quatsch! Das macht er nicht!«, widersprach Massimo und versuchte überzeugend zu wirken.
    »Soso, das macht er nicht«, zischte Don Grasso, dessen Augen sich zu schmalen Schlitzen zusammengezogen hatten. »Woher nimmst du beispielsweise die Überzeugung, dass Enrico nicht haarklein unsere Transaktionen dokumentiert und das alles irgendwo deponiert hat? Zum Beispiel dort, wo mein Geld ist?«
    »Er wird es nicht gewagt haben …«, versuchte der Dicke einzuwenden.
    Doch wieder schnitt ihm Grasso das Wort ab: »Wenn er mein Geld gestohlen hat, traue ich ihm auch Verrat zu. Ist die Nachricht inzwischen zu dir gedrungen, dass man Comandante d’Aventura eingesetzt hat, den Fall Cardone aufzuklären? Wie lange glaubst du, braucht dieser Bluthund, bis er feststellt, dass Enrico einen sensiblen Bruder hatte? Wie viel Zeit wird er benötigen, um zu erfahren, dass Bruno Sforzano Bettinos Neffe ist?«
    »Wir müssen ihm zuvorkommen«, griff Santorini eifrig ins Gespräch ein. »Wir werden …«
    »Wir?«, brüllte Don Grasso unvermittelt. »Wer, wir?« Er bedachte die beiden Paten mit Blicken, die sie sofort wieder zum Schweigen brachten. »Wenn ihm einer zuvorkommt, dann ich!« Er sog an seiner Zigarre und bemerkte, dass sie erloschen war. Missmutig zündete er sie wieder an und paffte ein paar Züge, ohne die Paten aus den Augen zu lassen. »Domino«, sagte er, nun wieder leise. »Man nennt das Dominoeffekt. Wegen einer einzigen idiotischen Nachlässigkeit fällt ein Stein, und schon haben wir die Kettenreaktion. Ihr lasst den Consigliere von einem Irren beseitigen, der nichts Besseres zu tun hat, als sich dabei filmen zu lassen. Damit nicht genug! Der Film landet bei der RAI , und ich muss mir diese Scheiße im Abendprogramm ansehen. Als wenn das noch nicht genug wäre, lasst ihr die beiden durchgeknallten Komiker seelenruhig zwei Tage in Palermo herumlaufen.«
    »Sie waren untergetaucht«, verteidigte sich Santorini verzweifelt.
    »Das ist mir klar.« Don Grasso lachte mit beißender Ironie. »Mich hätte es nicht gewundert, wenn die beiden Witzfiguren bei der Questura um Polizeischutz gebeten hätten. Übrigens«, wandte er sich jetzt an Massimo, »um den Regisseur des Filmdramas ›Palermo bei Nacht‹ hat sich Perlaquale gerade noch rechtzeitig gekümmert. Reden wir also nicht um den heißen Brei herum! Sforzano konnte türmen und erfreut sich noch immer seiner Gesundheit. Wann sich dieser Zustand verschlechtert, ist zwar nur eine Frage der Zeit, aber jede Minute ist verflucht brisant. Ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn d’Aventura ihn in die Finger bekommt.« Grasso brannte seine erkaltete Zigarre neuerlich an und paffte in kurzen Zügen, bis sie wieder tiefrote

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