Mala Vita
ein Dienstwagen, wenn Sie so wollen. Ich benutze ihn für die Zeit, in der ich in Italien zu tun habe. Er ist bequem und schnell, und ich fahre ihn gerne, auch wenn er mir ein wenig zu bonzenhaft ist.«
Sie fuhr routiniert und zügig, und Cardone hatte den Eindruck, als würde sie sich bestens in Bologna auskennen. Verstohlen beobachtete er, wie geschickt sie den Wagen durch den abendlichen Verkehr manövrierte, als würde sie den ganzen Tag nichts anderes tun. Sie fährt wie ein Mann, dachte Cardone und lehnte sich entspannt lächelnd zurück.
Knapp zwanzig Minuten später hatten die beiden ihren Tisch im Ristorante »Tamburini« eingenommen, einem erstklassigen Traditionslokal mit künstlerischem Flair. Rosanna sah sich neugierig um, und wie es schien, gefiel ihr das Ambiente. »Ich liebe solche Restaurants«, bemerkte sie anerkennend. »Sind Sie öfter hier?«
»Nein.« Er lachte. »Das hätte ich mir bis vor ein paar Tagen nicht leisten können.«
»Alle Achtung!«, bemerkte sie anerkennend. »Schicke Kleidung und dieses phantastische Restaurant … Anscheinend geht es Ihnen wirklich gut. Wenn ich an Ihre Worte bei unserem ersten Treffen denke!«
»Wollen wir uns nicht duzen?«, erwiderte Cardone und bedachte Rosanna mit einem fragenden Blick.
»Gerne.« Sie lächelte und nahm seine Hand.
Cardone winkte den Kellner herbei und bestellte eine Flasche Champagner. »Dieser Abend ist ein ganz besonderer Abend für mich«, fuhr er mit feierlicher Stimme fort. »Erinnern Sie … entschuldige, erinnerst du dich an unser erstes Gespräch?«
Rosanna nickte. »An jedes Wort. Und ich weiß, dass ich nicht immer sehr freundlich, manchmal sogar ein wenig provokativ war. Es tut mir leid. Trotzdem, ich habe mich sehr amüsiert.«
»Ich habe dir damals gesagt, dass du nicht wissen kannst, ob sich zwischen uns etwas entwickeln wird oder nicht. Aber jetzt …« Er schaute sie bewundernd an, als wolle er sagen: Mein Gott, eine solche Frau hab ich nicht verdient! Er musste ihr einfach sagen, wie er sich fühlte, auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass es dafür zu früh war. »Meine Lebensumstände haben sich völlig ins Gegenteil verkehrt. Auch wenn es in deinen Augen so aussehen mag, als würde ich dir überstürzt Avancen machen, es ist nicht so. Glaube mir, Rosanna, ich habe mir genau überlegt, was ich dir jetzt sage! Ich möchte mit dir zusammen sein. Und ich wünschte, du könntest mich begleiten.«
Sein Herz klopfte bis zum Hals, und er befürchtete, dass man ihm die Angst ansehen würde, die er vor einer Zurückweisung hatte. Er blickte in Rosannas überraschte Augen.
»Begleiten? Wohin?«
»Auf eine wundervolle Insel.«
Der Kellner stellte zwei Gläser auf den Tisch, öffnete die Champagnerflasche und schenkte ein, während Cardone nervös mit den Fingern auf das Tischtuch trommelte.
»Lass uns auf die Zukunft anstoßen!«, sagte er leise in vertraulichem Ton und hob das Glas.
Rosannas Augen verdunkelten sich und bekamen einen eigenartigen Glanz, den Cardone nicht zu deuten vermochte. »Ist das nicht ein bisschen überstürzt? Trinken wir auf eine gute Freundschaft!«
»Das ist mir zu wenig!«, erwiderte er mit einer Bestimmtheit, vor der er selber erschrak. Er nahm all seinen Mut zusammen. »Du bist mir verdammt wichtig geworden.«
Sie schloss für einen Augenblick die Augen, als müsse sie verdauen, was er gerade zu ihr gesagt hatte. »Das mag sein, Roberto, aber wir sollten uns nichts vormachen. Ich werde bald wieder nach Israel zurückkehren. Jeder von uns hat seine Arbeit, den Alltag, Familie und Freunde.«
»Ich habe einen Freund und keine Familie. Nicht mehr. Aber hier steht mein Schreibtisch«, meinte Cardone nachdenklich. »Das hört sich zwar etwas merkwürdig an, aber ich lebe nun mal vom Schreiben.«
»Schreiben könntest du überall, ob in Timbuktu oder Teverya.«
»Stimmt«, meinte er. »Aber nirgends so gut wie in Bologna.«
»Siehst du«, erwiderte sie mit ernstem Gesicht, »Veränderungen sind gar nicht so einfach, sobald man ernsthaft darüber nachdenkt. Und von Fernbeziehungen halte ich nicht viel.«
»Schade, dass du die Dinge so nüchtern siehst«, antwortete er. »Wo ein Weg ist, ist nicht immer ein Wille, oder so ähnlich. Wäre es für dich so abwegig, dir vorzustellen, hier zu leben?«
»Ja.«
Cardone versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Wie lange hast du noch in Bologna zu tun?«
»Das weiß ich noch nicht genau. Aber du hast meine Frage von
Weitere Kostenlose Bücher