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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Frauenstimme hörte.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert, Roberto? Sie sehen ja aus, als hätten Sie ein Modegeschäft geplündert!«
    Cardone legte überrascht den »Corriere« beiseite und sprang auf. Rosanna! Ihre Erscheinung, ihr Lächeln, ihr warmer Blick lähmten seine Stimme, und alles, was er zustande brachte, war ein: »Wie schön …!« Er wollte ihr die Hand reichen, sie aber trat nahe zu ihm und legte einen Arm um seinen Nacken. Betörender Zimtgeruch stieg ihm in die Nase, als sie ihn auf die Wange küsste.
    »Haben Sie sich für mich so schick gemacht?«, fragte sie mit ironischem Unterton, in dem verhaltene Bewunderung mitschwang. »Das mit den Schuhen haben Sie sich wohl sehr zu Herzen genommen«, zog sie ihn auf. Sie winkte dem Kellner und bestellte einen Espresso. »Wenn ich bedenke, wie unwichtig Ihnen noch vor wenigen Tagen ein Designeranzug war – und nun stecken Sie in einem solchen!« Sie lachte herzlich.
    »Ich war einkaufen«, antwortete Cardone ein wenig verlegen. »Immerhin gehe ich heute Abend mit einer phantastischen Frau zum Essen! Wenn ich ehrlich bin, ich muss mich selbst erst an die Kleidung gewöhnen. Im Pullover fühle ich mich irgendwie wohler.«
    Rosanna lachte wieder. »Haben Sie eine Idee, wohin wir gehen wollen?« Während sie sich zu ihm auf die Eckbank setzte, berührte sie wie zufällig seine Hand, als wolle sie sagen: Ich freue mich auf einen schönen Abend mit dir.
    »Ich habe uns einen Tisch bestellt. Kennen Sie das Ristorante ›Tamburini‹ in der Via Caprarie?«
    »Nein, ich habe nur gehört, dass es sehr exklusiv sein soll.« Rosanna musterte ihn abermals lächelnd. »Die Frauen werden neidisch sein, wenn sie mich mit Ihnen sehen.«
    Cardone fühlte sich sichtlich geschmeichelt und sein Blick ruhte bewundernd auf Rosanna.
    Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Ihr Haar war von einem glänzenden Schwarz und floss ihr dicht und in kräftigen Wellen über die Schultern. Heute wirkte ihr Teint dunkler als beim ersten Mal, und die feinen Lider verliehen ihren Mandelaugen etwas Geheimnisvolles. Sie trug einen knielangen bordeauxfarbenen Rock, eng geschnitten, dazu eine tiefdekolletierte weiße Bluse. Auf ihren Schultern lag ein cremefarbener Schal, dessen lange Enden über ihren Rücken fielen.
    Cardones Herz klopfte bei ihrem Anblick plötzlich bis in die Fingerspitzen, weitete sich fühlbar, als wolle es sein Blut verströmen. Wie ein schleichendes Gift, das man in seine Venen und Gehirnwindungen träufelte, breitete sich das Verlangen aus, sie zu berühren. Tief atmete er den feinen Zimtgeruch ein, der sie umgab.
    Ihre Lippen umspielte ein wissendes Lächeln, während sie den Zucker in ihrem Espresso verrührte. »Sie haben einen guten Geschmack«, bemerkte sie und betrachtete Cardone anerkennend. »Ich hatte fast erwartet, Sie würden mich heute Abend in Jeans und Sandalen in eine Pizzeria ausführen. Nachdem ich Sie ganz anders kennengelernt habe, könnte ich auf den Gedanken kommen, dass Sie plötzlich zu Geld gekommen sind. Aber davon abgesehen, so gefallen Sie mir erheblich besser … Ich bin stolz auf Sie, Roberto!«
    »Danke«, murmelte Cardone. »Ich muss mich erst an mein neues Outfit gewöhnen.«
    »Das geht schneller, als man denkt.« Rosanna lachte. »Teures Stück«, meinte sie und prüfte den Stoff des Anzugs, indem sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger nahm. »Steht Ihnen gut!«
    »Mein Bruder hat mir ein kleines Vermögen hinterlassen. Aber das wollte ich Ihnen eigentlich erst beim Abendessen verraten. Ich glaube, in meinem Leben wird es eine große Wendung geben.«
    »Das Äußere spricht dafür«, antwortete sie mit einem verschmitzten Lächeln.
    »Ich erbe mein Elternhaus und sein Kanzleigebäude am Lago Maggiore. Die Häuser sind zwar renovierungsbedürftig, aber trotzdem ziemlich viel wert. Ich werde sie wohl verkaufen.«
    »Glückwunsch kann ich schwerlich sagen, wenn man bedenkt, wie Sie zu der Erbschaft gekommen sind. Aber sagten Sie mir nicht am Telefon, dass sie wegen des Nachlasses ins Ausland müssen?«
    »Ja. Enrico hat mir offenbar noch mehr hinterlassen. Ich muss das auf einer Bank in Antigua klären. Aber lassen Sie uns darüber später reden! Im Augenblick brennen mir ganz andere Fragen auf der Seele.« Er blickte Rosanna forschend an. »So weiß ich zum Beispiel nicht einmal, ob Sie in Bologna wohnen.« Er setzte das verführerischste Lächeln auf, zu dem er imstande war.
    »War das Ihre brennendste Frage?«,

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