Mala Vita
Flughafen abgepasst und wollten mir die Würmer aus der Nase ziehen. Klartext, sie wollten wissen, was wir in der Sache Cardone unternehmen. Irgendjemand hat die Hosen gestrichen voll. Colonnello Fessoni und sein Adjutant Casagrande, so heißen die Vögel, haben mich in Kenntnis gesetzt, dass ich mit sofortiger Wirkung vom Fall Cardone abgezogen bin.«
»Hmm …«, brummte Venaro in den Telefonhörer. »Was für ein Zufall! Du erinnerst dich an den zerknüllten Zettel, den Monti in der Hand hatte? Dann wirst du deine Freude haben. Wie hieß der Colonnello noch einmal? Fessoni?«
»Ja«, erwiderte d’Aventura kurz.
»Unsere Analytik hatte ein wenig Glück. Irgendein Kerl, dessen Namen mit Fes beginnt, ist ein Schwein, weil er mit Montis Frau schläft oder geschlafen hat.«
D’Aventura pfiff überrascht durch die Zähne. »Ich werde verrückt! Weißt du, was das heißt? Ein Offizier des militärischen Geheimdienstes kannte den ermordeten Monti, den Kerl, der wahrscheinlich den Mord an Cardone gefilmt hat. Den Kerl, der gemeinsam mit Sforzano diese Sauerei veranstaltet hat.« Er machte eine Pause und dachte fieberhaft nach. »Das passt alles wie Faust auf Gretchen …«, flüsterte er mehr zu sich als in den Hörer. »Wenn die ominösen Buchstaben tatsächlich Fessoni bezeichnen«, fuhr er fort, »dann könnte er auch derjenige sein, der Monti umgebracht hat und ihm den verräterischen Zettel aus der Hand reißen wollte. Möglicherweise verdanke ich ihm auch die Beule an meinem Kopf.«
»Komm zurück nach Palermo!«, bat Commissario Venaro seinen Chef mit eindringlicher Stimme. »Du bringst dich verdammt noch einmal in fürchterliche Schwierigkeiten!«
D’Aventuras Hirn lief auf Hochtouren. »Bleib einen Moment dran!« Nervös ging er vor einem Laden auf und ab und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Das Einzige, was er jetzt in Anbetracht der neuen Entwicklung tun konnte, war noch einmal mit Cardone zu sprechen, um ihn vor Lorano beziehungsweise Perlaquale zu warnen. Um die Zettelgeschichte und diese merkwürdigen Zusammenhänge musste er sich später kümmern.
»Bist du noch dran?«, tönte Venaros Stimme ungeduldig aus dem Hörer. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Verdammt, setz dich in den nächsten Flieger und komm nach Palermo!«
»Ja, doch … Ich muss überlegen … irgendetwas tun. Ich kann Roberto Cardone nicht ahnungslos herumrennen lassen.«
»Dann hör mir zu!«, bat der junge Commissario. »Wenn Lorano tatsächlich auf Roberto Cardone angesetzt ist, kann er uns nur noch leidtun, es sei denn, wir sperren ihn ein.«
»Genau das Gleiche habe ich eben auch gedacht«, brummte d’Aventura. »Aber dann müsste Cardone nicht nur kooperativ sein, er müsste auch mitspielen. Aber so, wie ich ihn kennengelernt habe, können wir das Thema abhaken.«
»Was könnte diese Lorano von Cardone wollen?«, fragte Venaro düster. »Könnte es sein, dass sie über ihn den Aufenthalt der Rechtsanwälte herausfinden will?«
»Das ist Quatsch. Aber sind die zwei nicht wie vom Erdboden verschwunden?«
»Sagte ich!«, bestätigte Venaro lapidar. »Oh, an die Variante habe ich noch gar nicht gedacht!«
»Dann weißt du, was du jetzt zu tun hast.«
»
D’accordo,
Livio. Ich alarmiere sofort die Kollegen in Verbania.«
»Ich habe ein verdammt mulmiges Gefühl«, raunte d’Aventura in den Hörer.
»Ich auch«, sagte Venaro leise. »Willst du noch eine Theorie hören?«
»Si, securo …!«
»Roberto Cardone weiß mehr über die Geschäfte seines Bruders, als ihm guttut. Wenn das in diesen Kreisen bekannt ist, wird ihn die hübsche Rosanna über kurz oder lang über den Jordan schicken. Nicht umsonst kommt sie aus Israel.« Venaro kicherte belustigt.
»Spar dir deinen Zynismus! Ich finde das nicht lustig. Aber was du sagst, könnte stimmen. Dann jedoch hatte Roberto Cardone bis jetzt mehr Glück als Verstand, wenn er ihr noch nicht über den Weg gelaufen ist. Übrigens, er hat vor zu verreisen. Sein Koffer stand neben ihm am Tisch, als ich mit ihm gesprochen habe. Allerdings wollte er mir nicht verraten, wohin es gehen solle, und er sah auch nicht danach aus, als sei er beunruhigt. Mit anderen Worten, er weiß bestimmt nicht, welche Laus er im Pelz hat. Das wiederum spräche für ihn und seine völlige Naivität. Dem Koffer nach ist er länger als ein oder zwei Tage unterwegs. Im Augenblick können wir nichts tun, außer auf ihn aufpassen. Wir müssen herausfinden, ob die Lorano tatsächlich hinter
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