Mala Vita
wir sie fragen, ob sie uns nicht da und dort einen kleinen Gefallen tun könnte …«
»Davon steht hier nirgends etwas.« Venaro kicherte. »Aber sie bekam in der Armee mehrere Auszeichnungen als Topschütze. Vier Jahre später wechselte sie zum Mossad. Dort diente sie in der Sondereinheit Caesarea des israelischen Geheimdienstes.«
»Caesarea? Habe ich irgendwo schon einmal gehört. Was ist denn das für ein Verein?«, fragte d’Aventura.
»Das Killerkommando des Mossad. Eine berüchtigte Truppe. Sie ist bekannt geworden durch die Liquidierung der Geiselnehmer bei den Olympischen Spielen im Jahr 1972 in München. Das war zwar vor Loranos Zeit, aber heute sind die Agenten von Caesarea kaum weniger zimperlich, eher das Gegenteil. In dem Zusammenhang erinnere ich dich an unseren toten Monti. Die Knarre, die verwendet wurde, war mit hoher Wahrscheinlichkeit eine 357 er Dessert Eagle Magnum. Eine israelische Waffe!«
»Glaubst du, die Lorano rennt mit einem solchen Monstrum von Kanone herum? Und dann noch mit Schalldämpfer?«
»Wer will das ausschließen? Jedenfalls würde alles passen, sofern da nicht unser großer Unbekannter eine Spur fingieren will. Langer Rede kurzer Sinn, die Dame ist vor drei Jahren aus dem israelischen Staatsdienst ausgeschieden. Und nun die Überraschung! Sie wird mit Romano Grasso in Verbindung gebracht. Angeblich ist sie seine Freundin. Bei dem Decknamen und der Vergangenheit darf man gespannt sein, wie es weitergeht.«
»Diese Lorano hat mir zu meinem Glück noch gefehlt. Gibt es außerdem etwas, was ich wissen müsste?«, fragte d’Aventura.
»Du erinnerst dich, unsere Kollegen in Verbania sollten Cardones Kanzlei durchsuchen, was allerdings vom SISMI verhindert wurde. Jedenfalls waren die Männer in andauernder Bereitschaft, und sie haben die schöne Rosanna observiert. Sie ist von Premeno nach Milano gefahren, hat sich dort im Hotel ›Cavalieri‹ eingemietet und danach eine Shoppingtour unternommen. Anscheinend hat sie mitbekommen, dass sie beschattet wurde.«
»Mit anderen Worten, sie ist spurlos verschwunden, oder?«
»Sie war verschwunden. Wir haben sie wieder aufgestöbert. Sie treibt sich erneut in Bologna herum. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht wieder aus unserem Visier verschwindet. Und was gibt es bei dir Neues?«
D’Aventura griff sich entnervt an die Stirn. »Cardone war, wie du gesagt hast, in der Kanzlei seines Bruders, und da war dieser Senna dabei, Beweismittel zu vernichten, als er dort auftauchte. Aber vielleicht haben wir Glück. Suche dir alle Adressen der Firmen in und um Verbania heraus, die professionell Akten vernichten. Cardone hat mir erzählt, dass ein Lkw Unterlagen aus der Kanzlei abgeholt hat. Auch wenn wir nur minimale Chancen haben, möglicherweise finden wir doch noch etwas. Setz ein Sonderkommando in Bewegung!«
»
D’accordo,
wird erledigt«, erwiderte Venaro. »Noch etwas, Livio – weil es so schön passt! Der Questore Lazio aus Milano hat mir vor einer Stunde bestätigt, dass Cardones Haus in Premeno von den Carabinieri gestürmt werden sollte. Die Beamten lagen deshalb seit Tagen auf der Lauer und sollten den Einsatz koordinieren, wurden aber im letzten Augenblick vom Innenministerium zurückgepfiffen. Ich möchte zu gerne wissen, wer seine Finger im Spiel hat?«
»Grasso, wer sonst! Ich möchte wetten, dass er seine Verbindungen zum Verteidigungsministerium genutzt hat.«
»Ach, noch etwas …«, flocht Venaro ein. »Die Bude mit dem toten Monti ist eine städtische Wohnung. Kein Schwein weiß, wer die Miete bezahlt. Völlig dubios. Aber wir sind dran.«
»Vielleicht wird sie über einen Strohmann von Grasso bezahlt … oder von irgendeinem Ministerium«, meinte d’Aventura nachdenklich.
»Wie kommst du auf diese Idee, Livio?«
»Seit meiner Ankunft in Bologna habe ich den militärischen Geheimdienst am Hals«, erwiderte d’Aventura bitter. »Wir haben in ein Hornissennest gestochen.«
»Was hat der SISMI mit Cardone zu tun? Das ist doch, wenn überhaupt, eine Angelegenheit des zivilen Geheimdienstes.«
»Nicht, wenn es um Waffendeals geht. Erinnere dich an meinen Streit mit Minetti! Er hat sich mit Händen und Füßen gegen meinen Verdacht gestemmt, dass Santorini, Massimo und Grasso ein großes Rad drehen. Weiß der Himmel, welchem Gott unser kleiner Napoleon dient. Es würde jetzt zu weit führen, am Telefon über diese merkwürdigen Zusammenhänge zu spekulieren. Aber Fakt ist, zwei SISMI -Offiziere haben mich am
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