Mala Vita
ihm her ist.«
»Das würde bedeuten, dass ich mindestens zwei oder drei meiner Männer abstellen müsste. Was glaubst du, was Minetti dazu sagt?«
»Versuche es wenigstens!«, erwiderte d’Aventura, aber seine Stimme verriet, dass er nicht daran glaubte, für eine solche Maßnahme eine Genehmigung zu erhalten.
»Wir können es drehen, wie wir wollen«, sagte Venaro, »ich schließe nicht aus, dass der Poet in die Sache irgendwie verstrickt ist.«
»Auf keinen Fall!«, erwiderte d’Aventura kategorisch. »Cardone und sein Dichterfreund sind keine Kriminellen. Für mich sind sie intellektuelle Spinner, zwar ziemlich gerissen, clever und unfreundlich, aber im Großen und Ganzen harmlos.«
»Na, dann haben sie etwas mit dir gemeinsam.« Venaro lachte in den Hörer.
»Nur eines ist bedauerlich«, fügte d’Aventura hinzu, ohne auf die Spitze seines Assistenten einzugehen, »Cardone war mir gegenüber nicht restlos offen. Anscheinend war er schockiert, weil er ein völlig falsches Bild von seinem Bruder hatte. Das muss er erst einmal verdauen. Nicht jeder hat einen Mafioso zum Bruder.«
»Hast du es ihm so direkt gesagt?«
»Ja«, erwiderte der Comandante. »Irgendwie ist er zu bedauern, obwohl er mir gegenüber den Überlegenen gespielt hat. Offenbar war ich so überzeugend, dass er mir mehr oder weniger ausführlich über seinen Besuch in Premeno erzählt hat. Meiner Einschätzung nach gab es für ihn durchaus verständliche Gründe, dorthin zu fahren.«
»Hmm …«, antwortete Venaro. »Jedenfalls nehme ich sofort mit den Kollegen in Bologna Kontakt auf. Wir müssen jederzeit wissen, wo sich diese Lorano herumtreibt. Dann werden wir auch bald wissen, was sie vorhat.«
»Dein Wort in Gottes Ohr!«, murmelte d’Aventura. »Sie ist gefährlicher als ein Sack voller Taranteln.«
»Und wenn du sofort die Questura alarmierst …«
»Geht nicht. Ich muss die Leute vom SISMI abhängen. Wenn ich Glück habe, finde ich meine zwei Poeten. Möglicherweise sitzen sie noch in diesem Café.«
Venaro atmete gepresst. »Und wenn nicht?«
»Dann werde ich mit Oberst Pallardo und Staatsanwalt Ponti Verbindung aufnehmen.«
»Und ich lasse in Bologna feststellen, ob Cardone einen Flug gebucht hat«, ergänzte Venaro.
»Vergiss die Bahn nicht!«
»Soll ich sicherheitshalber jemand zur Wohnung der Freunde schicken? Cardone hat ein Auto. Vielleicht will er mit seiner Karre verreisen und sie steht noch da.«
»Ja, tu das! Und bitte kümmere dich auch um diese Anwälte! Senna und Pantrini müssen gefunden werden, koste es, was es wolle! Setze die ganze Maschinerie in Gang! Flughäfen, Bahnhöfe, Taxistände, Buslinien, du kennst das ja! Ach … und richte Minetti aus, ich rufe ihn in zehn Minuten an. Sag, ich sei gerade auf dem Klo und habe Durchfall!«
D’Aventura schaltete das Handy aus und schlenderte zu dem Café zurück. Doch der Tisch an dem Cardone mit seinem Freund gesessen hatte, war leer.
[home]
Isola Moneta
C arlo kämpfte sich durch Bolognas abendlichen Berufsverkehr, während Cardone neben ihm mit seinem Feuerzeug spielte.
»Warum hast du dich nicht noch einmal bei diesem d’Aventura gemeldet? Sein Anruf hat ziemlich dringend geklungen.«
»Ich mochte nicht!«
»Weshalb nicht? Er hat mir extra seine Telefonnummer für dich gegeben. Eigentlich solltest du bei ihm in der Questura vorbeikommen. Er wollte dort auf dich warten.«
»Und hat er dir nicht gesagt, um was es geht?«
»Wahrscheinlich mag er mich nicht«, erwiderte Carlo.
»Er wird sich schon wieder melden, wenn es wichtig ist«, sagte Cardone. »Ich gehe nur noch zur Questura, wenn man mir eine offizielle Vorladung schickt. Ich lasse mich nicht zum Verbrecher machen, nur weil mein Bruder vielleicht einer war.«
Cardone rieb seine feuchten Hände an der Hose trocken, während Carlo versuchte, einen Bus zu überholen. »Soll ich nicht doch dort vorbeifahren?«, fragte Carlo. »Zeit hätten wir noch. Ich habe irgendwie ein dummes Gefühl, wenn du die Sache schleifen lässt. Vielleicht ist es wirklich wichtig.«
»Wie ich bereits sagte …«, widersprach Cardone energisch.
»Was ist eigentlich mit dir los?«
»Ich bin wütend. Alle Welt zieht über meinen Bruder her, und ich habe auch noch die Polizei am Hals. Die Schmierereien in den Zeitungen reichen mir voll und ganz. Wenigstens konnte ich mir bis jetzt die Reporter vom Leib halten.«
Carlo bremste, weil vor ihm ein Stadtbus plötzlich die Spur gewechselt hatte.
»Stronzo«,
presste er
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