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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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lächerliche Summe!« Unvermittelt hatte er das Gefühl, jeden Augenblick irre zu werden.
    »Beruhigen Sie sich, Roberto!«, sagte Sir Edwin leise, erhob sich von seinem Sessel und ging zu einem Schrank. »Ich glaube, Sie brauchen jetzt einen Cognac. Danach sollten wir darüber sprechen, was Sie mit diesem Vermögen tun wollen.«
    »Ach, da mache ich mir keine Sorgen«, meinte Cardone mit einem belustigten Unterton, »wenn ich mich ein wenig einschränke, werde ich eine ganze Weile damit auskommen.«
    Sir Edwin stellte das Glas vor Cardone und nahm völlig entspannt wieder Platz, als würde er nicht über Millionen plaudern, sondern über den wundervollen Spätsommer auf einer noch wundervolleren Insel.
    »Was tut mir Enrico da an?«, stieß Cardone mit heiserer Stimme aus. »Das Geld hat niemals ihm gehört!« Sein Gesicht hatte sich unvermittelt in eine starre Maske verwandelt. »Ich habe keine Ahnung, wessen Geld das ist. Es ist mir auch egal. Keinen einzigen Cent werde ich davon anrühren!«
    Sir Edwins Miene blieb regungslos, während sein Gegenüber fieberhaft nachdachte. Cardones Blick irrte durchs Zimmer, als suche er irgendwo an den Wänden eine Erklärung, eine Lösung für diesen Dollaralptraum. Plötzlich spannte sich sein Körper und er richtete sich entschlossen auf.
    »Enrico hat mir in Italien fünfzigtausend Euro hinterlassen«, richtete er das Wort an den Banker. »Schon das ist für mich ein gewaltiges Vermögen.« Die Worte kamen ihm stockend über die Lippen. Er besann sich, nahm einen neuen Anlauf und redete leise weiter: »Etwas Kleidung, eine Autoreparatur, diese Reise nach Antigua, Hotel und Essen … Das sind Wünsche, die für mich im Rahmen bleiben. Was brauche ich mehr? Ein paar Bücher vielleicht, den einen oder anderen Theaterbesuch …«
    »Sprechen Sie weiter!«, ermunterte ihn Sir Edwin, dem es nicht entgangen war, dass sich Cardone schwertat, einen klaren Gedanken zu formulieren. Vor ihm saß ein Mann, der hochgradig verstört zu sein schien.
    »Es ist mir gleich, was Sie von mir denken«, fuhr Cardone jetzt mit fester Stimme fort, als habe er einen inneren Entschluss gefasst. »Selbst Sie werden mich nicht davon überzeugen, dass dieses Geld rechtmäßig erworben wurde. Kein Mensch könnte das.« Er knetete seine Hände, bis die Knöchel weiß waren. Worte, Gedanken, Erinnerungen schossen durch seinen Kopf, und jede einzelne Sequenz der letzten vierzehn Tage traf ihn mit einer Wucht, die in ihm den Wunsch nach Flucht auslöste.
    Die achtstellige Zahl auf dem harmlosen Papier wirkte in seinem Kopf wie eine lebensgefährliche Lawine, die sich unaufhaltsam in Gang gesetzt hatte und ihn mitzureißen drohte. Rosanna kam ihm in den Sinn und die Pistole, die er bei ihrem gemeinsamen Abendessen in der Handtasche entdeckt hatte. Welche Erklärung sie ihm auch immer gegeben hatte, unter der völlig veränderten Sachlage konnte sie eine ganz andere Rolle spielen, als sie vorgab. Comandante d’Aventura, Senna und Pantrini, die ominösen Bewacher auf dem Flughafen in Amsterdam – alle erschienen ihm mit hämischen Fratzen, die sich hohnlachend über seine Naivität amüsierten. Es hatte den Anschein, als ahnte die ganze Welt, dass er plötzlich unermesslich reich war.
    Er nahm nur am Rande wahr, dass Sir Edwin sich aus dem bequemen Sessel erhob, seine Hände hinter dem Rücken verschränkte und ihn aus seinen überaus klugen Augen betrachtete.
    »Weshalb sehen Sie mich so an?«, fuhr Cardone unbeherrscht hoch.
    »Entschuldigen Sie! Ich bin einfach nur erstaunt, welch frappierende Wirkung ein großes Vermögen auf Menschen wie Sie hat«, sagte Ghallager mit betont ruhiger Stimme. »Glauben Sie mir, Sie werden sich daran gewöhnen!« Er lächelte, doch wurde seine Miene unvermittelt sorgenvoll. »Andererseits …« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Andererseits bergen diese Millionen eine Gefahr. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie das Geld wollen oder nicht. Wenn andere von Ihrem Reichtum erfahren, werden sie über Sie herfallen wie die hungrigen Wölfe. Machen Sie um Gottes willen nicht den Fehler, und erzählen Sie etwas davon.«
    Cardone schüttelte unentwegt den Kopf, als wolle er nicht hören, was Sir Edwin ihm zu erklären versuchte.
    »Möchten Sie einen Augenblick alleine sein?«, hörte er Ghallagers Stimme wie durch dichten Nebel.
    Er versuchte sich zusammenzureißen und schüttelte den Kopf. »Ich kam hierher, um Klarheit zu bekommen. Und jetzt sitze ich in Ihrem Büro und

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