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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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eingeteilt. Nach wenigen Augenblicken kehrte der Banker mit einem versiegelten Päckchen zurück, eingeschlagen in braunes Papier. Bedeutungsvoll überreichte er Cardone den dicken Umschlag, der, der Größe und Form nach zu urteilen, ein Buch enthalten musste.
    »Hoffentlich bringt Sie die Lektüre nicht noch mehr ins Grübeln!«, sagte er mit bedrückter Miene. »Und informieren Sie mich, wenn Sie wissen, was mit dem Geld geschehen soll! Sollten Sie jetzt Bargeld benötigen, um ein wenig flüssiger zu sein, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Die Insel ist teuer, und wie Sie selbst sagen, sind Sie im Augenblick nicht gerade mit Reichtümern gesegnet.«
    »Nein, ich brauche nichts«, erwiderte Cardone nach einem kurzen Zögern. »Ich glaube, ich werde auch in Zukunft nichts davon benötigen.«
    »Nicht so voreilig, junger Mann!« Sir Ghallager lächelte. »Sie sollten mindestens einige Nächte darüber schlafen.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Brauchen Sie ein Taxi?«
    »Danke, nein«, erwiderte Cardone. »Ich habe einen anderen Entschluss gefasst.« Er fasste sich an die Stirn, als könne er so besser denken. »Sir Ghallager, auch wenn Sie mich jetzt für ganz und gar unvernünftig halten, ich will, dass die dreihundertachtzig Millionen dorthin überwiesen werden, woher sie kamen!«
    »Wenn die Konten nicht bereits aufgelöst sind …«, erwiderte Ghallager und schien keineswegs überrascht.
    »Das lässt sich doch prüfen, oder?«
    »Natürlich! Aber wissen Sie wirklich, was Sie wollen?«
    »Ja«, antwortete Cardone entschlossen. »Ich will das Geld nicht. Vermutlich hätte ich keine ruhige Minute mehr bei dem Gedanken, dass Enricos Vermögen aus illegalen Quellen stammt.«
    Sir Ghallager nickte väterlich, und seine Miene zeigte Hochachtung. »Wenn Sie etwas Geduld haben, kann ich Ihnen sagen, ob diese Transaktion möglich ist.«
    »Sehr gut«, erwiderte Cardone. »Danke für Ihre Hilfe.«
    Sir Ghallager nickte und verschwand im Vorzimmer. Nach wenigen Minuten kam er zurück. »Das Konto kann nur unter Ihrem Namen wieder aktiviert werden«, sagte er und lächelte. »So werden Sie das Geld nicht los. Aber ich bin sicher, Ihnen fällt etwas Passendes ein.«
    »Merda«,
flüsterte Cardone und schaute auf die Uhr. »Ich habe das Bedürfnis, für mich zu sein. Sie sind mir sicher nicht böse, wenn ich Sie jetzt verlasse? Ein Spaziergang zum Hafen wird meinem Kopf guttun. Außerdem kann ich beim Gehen besser denken.«
    Ghallager nickte verständnisvoll. »Machen Sie sich keine Gedanken! Ich bin bis heute Abend im Hause. Es kommt auf einen Tag mehr oder weniger nicht an. Ach, eh ich es vergesse: Soll ich unseren Besuch in Ihrem neuen Anwesen für morgen Vormittag avisieren?«
    »Darf ich mich telefonisch wieder bei Ihnen melden?«, erwiderte Cardone. »Im Augenblick muss ich das alles erst einmal verdauen …«

[home]
Die Entdeckung
    C ardone bog von der Cross Street in die belebte Lower Redcliffe Street ein und ging mit energischen Schritten vorbei an Läden, schicken Boutiquen und Geschäftshäusern in Richtung der Docks. Er passierte die Markthalle, vor deren Eingang sich Einheimische und Touristen drängten, als gäbe es etwas geschenkt. Weder für das quirlig pulsierende Leben noch für den regen Autoverkehr mit den teilweise abenteuerlichsten Vehikeln hatte er einen Blick. Geräusche und Farben, der exotische Charme und die Leichtigkeit des Lebens erreichten ihn wie durch einen Graufilter. Eine undefinierbare, nicht greifbare Angst, die ihn in Ghallagers Büro erfasst hatte, beschäftigte ihn und wurde mit jedem Schritt intensiver. Seit dem Verlassen der Bank begleitete ihn das unbestimmte Gefühl, dass man ihn beobachtete. Ein paarmal war er stehen geblieben und hatte so getan, als würde er die Waren in einem Schaufenster betrachten, dabei hatte er sich so unauffällig wie möglich umgesehen. An einem Coffee Shop verharrte er für einen Augenblick, und nach kurzem Nachdenken betrat er das Lokal. Er bestellte sich einen Cappuccino und setzte sich an einen freien Tisch am Fenster. Normalerweise konnte er innere Aufgeregtheit gut verbergen, aber jetzt war er kaum fähig, seine Nervosität zu unterdrücken.
    Er wartete ab, bis man ihm den Kaffee gebracht hatte. Erst als er sich ungestört fühlte, öffnete er seinen Aktenkoffer, entnahm ihm das Paket und riss die Verpackung auf. Da außer ihm und einem jungen Pärchen niemand anwesend war, hoffte er, in Ruhe lesen zu können.
    Vor ihm lag eine

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