Mala Vita
bin mittendrin«, antwortete der Comandante, dem die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Bei dem besagten Minister, der denunziert werden sollte, ging es um dubiose Rüstungsaufträge in Milliardenhöhe. Minister Giacomo Gecco war für die Vergabe dieser Großaufträge zuständig.«
»Na und?«, bellte Minetti ungehalten. »In einer solchen Position hat man viele Neider. Soweit ich weiß, wurde Gecco nie verurteilt.«
»Kein Wunder.« D’Aventura lachte voller Bitterkeit. »Man hat ihn vorher umgebracht. Aber Sie sollten mich dennoch ausreden lassen.« D’Aventura holte tief Luft und fuhr fort. »Auffällig viele Aufträge gingen an die Waffenschmiede Gruppo Agosto. Sie erinnern sich? Die Zeitungen befassten sich wochenlang mit diesem Thema. Alles deutete auf gewaltige Schmiergeldzahlungen hin. Als die Verdachtsmomente konkreter wurden, richtete man einen Untersuchungsausschuss ein.« D’Aventura machte eine Kunstpause und drückte seine Zigarette in den Aschenbecher. »Kurz bevor die Affäre vor den Untersuchungsausschuss kommen sollte, wurden Gecco und seine Frau vor ihrem Haus von einem Unbekannten erschossen.«
»Das ist längst Geschichte«, brummte Minetti abweisend und winkte ab. »Wollen Sie die Sache etwa wieder aufwärmen?«
»Was heißt hier aufwärmen?«, protestierte d’Aventura, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen. »Die Sache ist immer noch ungeklärt, der oder die Mörder sind noch nicht gefasst.«
»Deswegen werden die Signori Massimo und Santorini nicht zwangsläufig zu Verbrechern!«
D’Aventura blickte Minetti düster in die Augen. »Eines nach dem anderen, verehrter Questore Minetti. Zu meinem besonderen Freund Licio Massimo komme ich gerade. Er ist nicht nur Parteichef der Vereinigten Rechten Italiens, sondern auch Beiratsmitglied der Gruppo Agosto, des zweitgrößten Rüstungskonzerns.«
»Ah, ja!«, bemerkte Minetti sarkastisch. »Ich verstehe zwar immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen, aber ich hoffe, Sie werden mich aufklären.«
D’Aventura nickte mürrisch.»Die Rüstungsaufträge an Agosto reichten nicht aus, dem Konzern aus der Patsche zu helfen, denn seit zehn Jahren sinken bekanntermaßen weltweit die Ausgaben für konventionelle Waffen. Um die Gruppo Agosto vor einem finanziellen Desaster zu bewahren, hat Massimo seine politischen Kontakte genutzt und über Romano Grasso Waffen in Krisengebiete vermittelt.«
»Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?« Minetti drehte sich erregt um. »Was hat Romano Grasso mit unserem Mordopfer zu tun? Ihr Rundumschlag wird mir einfach zu viel!«
»Ich versuche, Ihnen lediglich die Zusammenhänge zu erklären«, antwortete d’Aventura mit unerschütterlicher Beharrlichkeit. »Don Grasso ist nach unserer Überzeugung der große Capo dei Capi, der Boss aller Paten. Wir vermuten, dass da Kompensationsgeschäfte in unübersehbarem Ausmaß getätigt wurden.«
Minetti schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte, und sein Gesicht hatte eine dunkelrote Färbung angenommen. »Sie vermuten …, Sie nehmen an …, Ihrer Meinung nach …, anscheinend …! Werden Sie endlich konkret, d’Aventura! Wer, zum Teufel, tauscht Waffen gegen Nähgarn, Bananen, Nüsse oder was weiß ich, was Sie sich vorstellen?«
»Waffen gegen Drogen«, verbesserte der Comandante den wütenden Questore. »Die Abnehmer der Waffen verfügen nicht über genug Bares. Solche Kompensationsgeschäfte sind übrigens nicht neu. Die USA verfahren seit über zwanzig Jahren auf die gleiche Weise, und deren Regierung dealt beispielsweise mit Bolivien und der Junta in Nicaragua.«
»Wenn Sie das alles so genau wissen, weshalb haben Sie sich nicht schon längst an meinen Vorgänger gewandt?«, fragte Minetti in gereiztem Ton.
»Das habe ich«, erwiderte d’Aventura, »und nicht nur ihm habe ich davon Mitteilung gemacht. Er hat einen Bericht verfasst und ihn dem Verteidigungsminister geschickt. Wenige Tage später saßen Sie auf seinem Sessel!«
In Minettis Büro herrschte tödliches Schweigen. Es dauerte Sekunden, bis der Questore seine Fassung wiedergewonnen hatte. »Der Bericht steht in keinem Zusammenhang mit seiner Versetzung«, presste er mühsam über die Lippen. »Und auch nicht mit meiner Beförderung – um Missverständnisse zu vermeiden.«
»Habe ich auch nicht behauptet«, sagte der Comandante in leichtem Ton, aber sein Lächeln sagte das Gegenteil. »Lassen Sie mich fortfahren! In unserem Falle werden Drogen nach Italien gebracht, in
Weitere Kostenlose Bücher