Mala Vita
kommen wir zurück zur Gruppo Agosto! Das System dort ging nur so lange gut, als man reguläre Gewinne in regulären Märkten schrieb. Doch plötzlich brach der Markt für konventionelle Waffen weltweit ein, man machte gigantische Verluste und raste auf eine Pleite zu. Und, oh Wunder, Agosto bekam wie durch himmlische Kräfte von der Banco di Roma einen Hundertmillionenkredit!«
Minetti winkte kategorisch ab. »Blödsinn! Keine Bank der Welt gibt Geld ohne Sicherheiten. Schon gar nicht hundert Millionen.«
»Eben!« D’Aventura bleckte die Zähne. »Weil das so ist, bürgte die Western Union oder die Westpac gegenüber der Banco di Roma für das großzügige Darlehen an die Gruppo Agosto.«
»Und weswegen sollte irgendeine renommierte Bank auf dieser Welt das tun?«
D’Aventura verdrehte die Augen. »Weil Rizzolo Venture Capital mit dem eingezahlten Drogengeld bei der Western Union oder Westpac für die Bürgschaft geradesteht. Sie wissen doch:
Pecunia non olet!«
»Das ist mir zu hoch, ich verstehe das nicht«, meckerte Minetti. »Halten Sie unsere Finanzämter für so kleingeistig, dass man solche Zusammenhänge nicht bemerkt?«
»Wie sollen sie das feststellen? In den Bilanzen der Gruppo Agosto stehen nur die Kredite der Banco di Roma. Es gibt keine nachvollziehbare Verbindung zu Rizzolo, zur Westpac oder zur Western Union.«
»Was Sie sich da zusammenphantasieren, funktioniert nicht. Die Gruppo Agosto muss irgendwann ihre Kredite zurückzahlen. Wie soll das gehen, wenn sie verschuldet ist?«
»Das habe ich Ihnen bereits erklärt, verehrter Questore. Prozesse wegen fehlerhafter Lieferungen und Ausfallbürgschaften. Im Fall Gruppo Agosto allerdings lief das ein wenig anders. Das Management hat seinerzeit einen schweren Fehler begangen. Die Banco di Roma verzichtete vor zwei Jahren wie aus heiterem Himmel auf erhebliche Darlehen. Angeblich habe man sich im Rahmen eines Sanierungskonzeptes des Vorstandes auf eine reduzierte Rückzahlung der Kredite geeinigt. Und da unser Staat etwa dreißig Prozent Anteile an der Gruppo Agosto hält, sitzen selbstredend auch Vertreter der italienischen Regierung im Beirat des Unternehmens. Und mit Sicherheit sind die gleichen Gentlemen auch Aktionäre bei Rizzolo.«
»Sie wollen doch nicht etwa behaupten, dass Minister unseres Landes …«
D’Aventura schnitt Minetti das Wort ab. »Doch! Das behaupte ich! Und alle Beteiligten haben etwas davon. Nicht nur, dass Waffendeals mit Drogen und Subventionsbetrug finanziert werden, die Gewinne landen auch noch steuerfrei auf Auslandskonten. Merkwürdigerweise wurde diese Geschichte nie weiter verfolgt. Das Finanzministerium argumentierte damals, der Fortbestand der Gruppo Agosto sei von nationalem Interesse, und die Sache war vom Tisch.«
Minetti starrte d’Aventura an, als wüsste er nicht, was er dazu sagen sollte. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, stützte seine Stirn in die Hand und seufzte. »Mir scheint, sie beschäftigen sich zu sehr mit Wirtschaftsthemen und mit den falschen Leuten.« Er sah auf und beobachtete, wie sich d’Aventura erneut eine Zigarette ansteckte. »Und qualmen sie mir nicht permanent die Bude voll. Das ist ekelhaft!«
D’Aventura grinste böse, blies provokativ einen Kringel in die Luft und fuhr fort. »Sie sollten mir lieber weiter zuhören, verehrter Questore!«
»Ich tue die ganze Zeit nichts anderes. Kommen Sie endlich zum Schluss!«, brummte Minetti und wedelte ungnädig mit der Hand, als wolle er einen Hund verjagen.
»Erkennen Sie denn nicht die Zusammenhänge?« fragte d’Aventura aufgebracht.
»Ich erkenne lediglich, dass die genannten Personen möglicherweise in privaten Beziehungen stehen.«
»Dann muss ich deutlicher werden. Romano Grasso, Santorini und Massimo sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die Verantwortlichen bei Rizzolo Venture Capital. Und was glauben Sie, wer der Berater dieser Herrschaften war?«
»Ist das hier ein Ratespiel?«, fragte Minetti genervt.
D’Aventura schüttelte den Kopf. »Avvocato Enrico Cardone! Er war der Konstrukteur dieses Geldkarussells. Vermutlich liegen in Vanuatu Hunderte von Millionen Euro aus Drogenverkäufen und Waffendeals.«
Minetti schüttelte unwillig den Kopf. »Wo liegt dieses Vanuatu überhaupt? Ich habe noch nie zuvor davon gehört.«
»Im Pazifik, früher Neue Hebriden«, erklärte d’Aventura. »Leider enden an den Staatsgrenzen Vanuatus die Kompetenzen der internationalen Bankenkontrolle. Ich stehe seit Jahren mit
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