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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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anzulegen.«
    »Das ist es doch, was mich so kirre macht. Enrico war alles, nur nicht dumm oder gar naiv. Von einem Konto im Ausland hat er niemals gesprochen. Viel Geld schien er nie zu haben.«
    »Hast du je versucht, von ihm Geld zu bekommen?«, fragte Carlo. »Ich kann mich gut daran erinnern, als es dir manchmal wirklich sehr schlecht ging …«
    »Natürlich habe ich versucht, ihn anzupumpen. Er hat mich abgewimmelt und gesagt, ich müsse selber sehen, wie ich zurechtkäme.«
    »Ich kenne das. Frage nie die Verwandtschaft nach Geld, du bekommst immer wachsweiche Ausreden!«
    »Wenn du das Kanzleigebäude oder das Haus meiner Eltern anschaust, würdest du kein Geld vermuten. Die Häuser haben eine Renovierung dringend nötig.«
    Carlo zuckte mit den Achseln. »Wenn du ehrlich bist, weißt du nicht besonders viel über deinen Bruder, oder? Jedenfalls scheint es, als habe dein Enrico ein Doppelleben geführt.«
    Cardone lächelte verkniffen. »Auch wer ein Doppelleben führt, stirbt nur einmal.«
    »Stimmt. Wenigstens ist auf die Ungerechtigkeit Verlass, in dieser Hinsicht wurde noch niemand enttäuscht.«
    Cardone überhörte Carlos Wortspielereien, die er nur allzu gerne und bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit zum Besten gab. »Liegt Antigua nicht irgendwo bei Kuba?«
    Carlo sprang auf, holte seinen Laptop und startete ihn. »Das werden wir gleich ganz genau wissen. Wozu gibt es Google?«
    Während Carlo sich im Internet umsah, überflog Cardone noch einmal den Brief. Sein Herz begann plötzlich wie wild zu pochen. Er spürte, dass seine Hände schweißnass vor Aufregung wurden. Enrico hatte illegales Geld, das stand fest. Wahrscheinlich sehr viel Geld. Und plötzlich waren sie da: die Argumente, die man nur in seinem Innersten findet und kaum wagt, laut auszusprechen. Konnte man ihn zur Verantwortung ziehen, weil sein Bruder etwas Ungesetzliches getan hatte? Und wenn er dieses Geld an sich nahm? Was dann? Hatte er, wenn Enrico tatsächlich die Mafia ausgenommen hat, ein Recht, sich schadlos zu halten? Er rief sich zur Ordnung und starrte auf die Seiten. Enrico hatte alles bedacht, bevor er auf so grässliche Weise gestorben war. Bankanschrift, Telefonnummer und den Namen des Vorsitzenden des Verwaltungsrats. Sogar die Privatadresse Sir Ghallagers hatte er vermerkt. Vielleicht war Enrico nur extrem sparsam gewesen? Nein! Unterschlagungen? Nein! Auch das traute er seinem Bruder nicht zu. Und dennoch, Enrico schien sich unrechtmäßig bereichert zu haben. Um wie viel, das würde er erst erfahren, wenn er der Sache auf den Grund ging. Egal, welche Summen auf dem Konto in Antigua schlummerten, Cardone versuchte sich vorzustellen, was passieren würde, wenn er das Vermögen behielt.
    »Ich habe hier etwas Interessantes gefunden«, rief Carlo. »Ich lese es dir mal vor: Die Inseln Antigua und Barbuda bilden neben anderen Inseln in der Karibik einen unabhängigen Inselstaat innerhalb des Commonwealth. Sie liegen zwischen dem Nordatlantik und der Karibik, südöstlich von Puerto Rico. Die Hauptstadt ist Saint John’s. Staatsoberhaupt ist der Monarch des Vereinigten Königreiches, derzeit also Königin Elizabeth II . Auf den Inseln selbst wird sie von einem Generalgouverneur vertreten. Amtssprache ist Englisch.«
    »Klingt nach Limborhythmen, dicken Bankkonten, Palmen und viel Sonne!«, murmelte Cardone.
    »Es kommt noch besser«, rief Carlo. »Komm doch mal her!« Cardone erhob sich und blickte Carlo über die Schulter. »Hier steht es wortwörtlich«, fuhr Carlo aufgeregt fort und las laut vor: »Antigua und Barbuda zählen zu den verschwiegenen Steuerparadiesen. Laut eines Kommentars des italienischen Finanzministers gehe es in Antigua vor allem um Anonymität und Vermögensschutz. Heimische Banken werben um Geldanleger und Kapitalgesellschaften. In Wahrheit aber, so unser Finanzminister, dienen diese Angebote vor allem der Steuerhinterziehung, Kapitalflucht, Eigentümerverschleierung und Geldwäsche.«
    »Enrico, der clevere Anwalt und Steuersünder?«, unterbrach Cardone den Lesefluss seines Freundes. »Enrico ist …«
    »… war, solltest du sagen. Dein Bruder ist tot.«
    »Okay. Er war kein schlechter Mensch. Auf Geldwäsche hätte er sich nie eingelassen. Und bevor ich nicht genau weiß, was mich in Antigua erwartet, will ich hoffen, dass er nur Geld am Finanzamt vorbeigeschafft hat.«
    »Wer weiß, vielleicht hat er es gehalten wie ein Bekannter von mir. Der behauptet, Einkommen nennt man die

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