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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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zeigte sich in seinem bunten Festtagskleid. Um zehn Uhr waren die Eltern in die Schulaula geströmt. Die Feier war ein Erfolg gewesen, es hatte keinerlei Probleme gegeben, ein schönes Erlebnis für Jung und Alt. Um 14 Uhr empfingen die Schausteller auf dem Place de la Libération die ersten Gäste. Die kürzeste Nacht des Jahres würde wie im Flug vergehen, die Jugend würde sich überhaupt nicht schlafen legen, und die Kleinsten würden von der Jahrmarktsmusik in den Schlaf gesungen. Der Sommer hatte mit Pauken und Trompeten begonnen.
    Sechzig Kilometer entfernt hielt ein grauer VW -Bus am Kreisverkehr von La Madeleine de Nonancourt an, eine Autokarte wurde ausgepackt. Der Fahrer hatte sich bei Dreux zu einer falschen Abzweigung überreden lassen und ermahnte seinen Beifahrer deshalb zu mehr Konzentration. Hinter den beiden langweilten sich zehn Männer zu Tode. Die Landschaft, die seit Paris an ihnen vorbeizog, war bei Weitem nicht so exotisch, wie sie erwartet hatten. Das Gras war grün wie überall, die Bäume spendeten weniger Schatten als die Platanen von New York, und der Himmel war im Vergleich zu Miami schmutzig und trist. Sie alle kannten die Normandie aus Kriegsfilmen. Für die Gegend selbst und ihre Geschichte hatten sie sich nie interessiert. Und daran hatte sich seit ihrer Landung in Roissy nicht das Geringste geändert. Das Wetter war ihnen so egal wie die Küche der Region, selbst der Mangel an Komfort und Abwechslung war ihnen gleichgültig. Alle zehn beschäftigte nur eine einzige Frage: Was sollten sie mit den zwei Millionen Dollar machen, die jeder Einzelne nach erfolgreicher Mission erhielt?
    Sechs von ihnen planten schon ihren Rückzug aus dem Business. Sie waren zwar alle erst zwischen dreißig und vierzig, doch der letzte Arbeitstag ihres Lebens schien zum Greifen nah. Bald könnten sie sich eine Farm oder eine Villa mit Pool leisten oder sich ein ganzes Jahr lang in ein Hotel in Las Vegas einquartieren. Jeder Traum konnte in Erfüllung gehen. Auch die vier anderen verschmähten das Kopfgeld nicht, aber es war nicht der Hauptgrund, warum sie hier waren. Sie hatten wegen Manzonis Zeugenaussage ein Familienmitglied verloren, die einen den Bruder, die anderen den Vater; ihn also um die Ecke zu bringen war für sie zu einer wahrhaften Obsession geworden. Besonders einer war mehr als motiviert. Er hieß Matt Gallone und war der Enkel und direkte Erbe von Don Mimino. Seit dem Prozessende vor sechs Jahren widmete er sich ausschließlich der Rache seines Großvaters. Manzoni hatte ihn um sein zukünftiges Reich gebracht, um seinen zukünftigen Titel als Pate und Halbgott. Manzonis Ermordung bestimmte voll und ganz Matts Leben. Wenn er sich mit Freunden amüsierte, wenn er seine Kinder auf die Stirn küsste, hinter allem lauerte dieser Manzoni. Es war ein steiniger und harter Weg bis zum Ziel, aber danach würde er wiedergeboren und endlich frei sein.
    »Richtung Rouen«, sagte der Beifahrer, seine Nase steckte nach wie vor in der Karte.
    Matt und die capi der fünf Familien, die ausnahmsweise hier wie eine einzige agierten, hatten die Aktion in New York gemeinsam vorbereitet. Da es keine direkten Kontakte nach Frankreich gab, wurde die Ankunft der Todesschwadron über Sizilien vorbereitet. Ein Kontaktmann der Cosa Nostra in Catania hatte über eine seiner Firmen in Paris alles organisiert: Empfang der zehn in Roissy, Weitertransport in die Normandie und Ausstattung mit Waffen. Als da waren: fünfzehn automatische Pistolen, zehn Revolver, sechs Schnellfeuergewehre, zwanzig Handgranaten und ein Raketenwerfer. Außerdem wurden ein Chauffeur und ein Dolmetscher, der schon einmal an einer Kommandooperation teilgenommen hatte, zur Verfügung gestellt. Jetzt lag es nur noch an Matt und seiner Truppe. Damit es nicht zu Eifersüchteleien und ungesunden Konkurrenzkämpfen kam, hatte man beschlossen, die besagte Belohnung von zwanzig Millionen Dollar gleichmäßig aufzuteilen. Und der, der Manzoni persönlich erledigte, bekam noch einen kleinen Ehrenbonus. In ein paar Stunden wäre er nicht nur Millionär, sondern auch eine lebende Legende. Alle Welt würde ihn bewundern, weil alle Welt Verräter hasste. Gab es etwas Schlimmeres, als seinen eigenen Bruder zu verraten? Dante hielt für solche Verbrecher den untersten Höllenkreis bereit. Heute, am 21. Juni, wäre einer der zehn Männer der Auserwählte und könnte sich einen Platz im Paradies für harte Jungs erobern. Und noch lange nach seinem Tod würde man

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