Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
gemütlich durch die leeren Straßen von Cholong. Darin saßen sechs Mitglieder der Cosa Nostra und zwei FBI -Agenten, die sich über den Grund des Besuchs aus Amerika bereits völlig im Klaren waren. Matt entsicherte seinen Revolver.
»Wer von euch beiden ist bereit, für Giovanni Manzoni zu sterben?«
*
Fünf Minuten später parkte Jerry den Bus an der Ecke Rue des Favorites, das Haus der Blakes lag fünfzig Meter Schusslinie entfernt.
Es galt, ohne Vorwarnung zuzuschlagen, Manzoni sofort zu beseitigen und dabei den Überraschungseffekt maximal zu nutzen, strategische Gedankenspiele waren fehl am Platz. Sanfelice packte seine Holzkiste aus, in der sich eine Viper AT -4 befand, und bereitete Zielfernrohr und Treibladung für den Raketenwerfer vor.
»Durchschlagsleistung 30,48 Zentimeter, Mündungsgeschwindigkeit 300 Meter pro Sekunde. Sie liegt gut in der Hand, ist einfach zu bedienen und äußerst zuverlässig. Die GI s lieben sie«, sagte er, bevor er die Waffe auf die Schulter legte. »Verkriecht euch nach hinten, wenn ihr nicht für den Rest eures Lebens wie ein Stück Pizza aussehen wollt.«
Matt Gallone, Franck Rosello, Guy Barber und Jerry Wine sahen Sanfelice zu. Hector Sosa im VW -Bus behielt die FBI -Agenten im Auge, die keinen Versuch unternommen hatten, sich zu wehren. Matt hatte recht behalten: Auch wenn sie vom FBI waren, weder Caputo noch Di Cicco war bereit, für Manzoni zu sterben. Früher oder später hätten die Männer um Don Mimino ohnehin die Rue des Favorites gefunden – und ins Gras zu beißen nur wegen eines kleinen Zeitaufschubs wäre absolut unprofessionell. Riskiert nicht sinnlos euer Leben! Das hatte man den Agenten während ihrer Ausbildung eingeschärft.
Hector vernachlässigte seine Aufsichtspflicht, das bevorstehende Spektakel interessierte ihn mehr. Die Rakete flog geradeaus und durchbrach geradezu sanft die Fassade und explodierte im Innern des Hauses. Die Mauern brachen nach außen und öffneten das Haus wie eine Blütenkrone. Das Dach und die erste Etage stürzten in einem Stück zu Boden. Massen von Ziegelsteinen flogen in einem Umkreis von hundert Metern um die Einschlagstelle herum in die Luft und krachten dann auf die Erde. Eine dichte Staubwolke hing wie ein giftiger Nebel viele Sekunden lang über dem Grundstück, danach wurde es wieder Tag in der Rue des Favorites.
»Nicht sofort hingehen. Die Temperatur innen liegt noch bei zweitausend Grad.«
Greg hatte die Viper AT -4 schon einmal bei einem Überfall auf einen Goldtransport eingesetzt. Die Fahrerkabine war dabei wie in einem Zeichentrickfilm zerschmolzen. Um sich auf diesen einen Schuss, der mit einer teuflischen Präzision durchgeführt werden musste, vorzubereiten, hatte er tagelang auf einem Busfriedhof in der Wüste Nevadas geübt. Er packte seine Waffe wieder ein, sein Job war erledigt. Jetzt musste nur noch Giovanni Manzonis Tod bestätigt werden.
Eine Sekunde vor der Explosion hatte Fred noch völlig niedergeschlagen auf dem Boden vor dem Haus der FBI -Männer gesessen. Seine Augen schmerzten vom vielen Weinen. Er hatte gerade beschlossen, auf der Stelle Cholong zu verlassen, das Zeugenschutzprogramm abzubrechen und auf jeden Schutz durch die amerikanische Regierung zu verzichten. Nach Maggies Verrat blieb ihm nichts anderes übrig, als zu fliehen und vor aller Augen seine Familie zu verlassen, allerdings mit der schönen Aussicht, nicht mehr Tag und Nacht von Dritten beobachtet zu werden. Wenn er alleine loszog, schenkte er seiner Familie wieder ein sicheres, gefahrloses Leben. Bevor er sich aber aus dem Staub machte, musste er noch einmal kurz zu Hause vorbei, um ein paar Sachen einzupacken. Doch dann geschah die Explosion, und er verharrte ungläubig auf der Stelle. Wie in Trance schlich er sich anschließend an Quints Hauptquartier entlang, warf einen Blick auf die Straße und stellte fest, dass von dem Haus, in dem er die letzten Monate gelebt hatte, nur noch Staub übrig war. Ein Trümmerloch lag vor ihm. Plötzlich hörte er einen erstickten Schrei, die Stimme kannte er. Er rannte in das Haus der Agenten, wo eine hysterische Maggie sich aus Quints Umklammerung zu befreien versuchte. Der zog sie zu Boden und hielt ihr den Mund zu. Fred sprang ihm zur Seite, auch er wollte verhindern, dass Maggie losschrie. Quint versetzte Maggie mit der rechten Hand einen festen Schlag in den Nacken, sodass sie das Bewusstsein verlor; dann bettete er ihren Kopf vorsichtig auf den Teppich. Er verschwand kurz aus
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