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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Apollonia gewesen, und Kir David hatte sie trösten und ihr die Tränen abwischen müssen, als sie ins Schloß zurückgeführt worden war, von ihm und der sanften Ana, die sich vergeblich erboten hatte, die bußfertige Nilufer auf ihrer Besserungsreise zu begleiten.
    Am meisten hatte sich Nilufer dagegen gewehrt; denn was habe die arme Ana begangen? Nichts, sie selbst dagegen . . . Überhaupt hatte sich Nilufers Entfaltung erst viel später vollzogen, weit außer jeder Sicht von Stadt und Burg Jarhissar.
    Eben noch hatte Dike so schön von dem ungeheuren Anschwellen ihrer Autorität geträumt, wenn sich erst, den losen Mägden sichtbar und hörbar, ihre Vollmachten auch über das Fräulein erstreckt haben würden. Fest entschlossen war sie gewesen, es ihrerseits an nichts fehlen zu lassen. Was gar nicht wenig hatte besagen wollen; denn das vorlauteste Mundwerk unter ihren Mädchen war stets zu einem reinen Quell klagender Töne geworden, wenn sie wieder einmal nach einem Stecken gegriffen hatte.
    Doch nun war Dike erwacht. Ein Wispern und Kichern in der Reihe der voranfahrenden Wagen hatte sie aufhorchen lassen. - Wie alle begabten Despoten, wußte sie sich die leisesten Anzeichen einer bevorstehenden Unbotmäßigkeit zu deuten. Aber es war schon zu spät gewesen. Als die lange Wagenreihe plötzlich stehengeblieben war, hatte kein Rufen und Drohen mehr genützt. Die Mägde waren von den Wäschebergen geklettert und mit den Knechten, ohne ihr überhaupt zu antworten, nach vorne gelaufen.
    Und das war - nun hatte Dike es gewußt - das stets zu Fürchtende gewesen: die Revolution.
    Vom jubelnden Zuruf ihrer Untertanen begrüßt, hatte Nilufer, einen starken Hengst unter sich, wieder im Sattel anstatt züchtig auf der Wäsche gesessen und so forsch drauflos kommandiert, daß es für jedermann eine Freude gewesen war, ausgenommen für Dike. Eine angestammte und im rechten Bett geborene Herrscherin zu verdrängen war für einen verhaßten weiblichen Büttel noch niemals leicht gewesen, und dies im voraus gewußt zu haben hatte eine tiefere Einsicht Kir Davids und seiner Tochter bewiesen, als sie von Kira Apollonia an den Tag gelegt worden war. Die entmachtete Dike hatte es erfahren. An ein Pferd oder gar einen Wagen war nicht zu denken gewesen, und zurücklaufen hatte sie nicht können. So war dann aus der Feldherrin die letzte der Mägde geworden, der man alles aufbürdete, was den andern zu tun nicht gefiel.
    Der Grund des Halts aber war gewesen, daß die Wagen auf eine Herde des Kir David gestoßen waren, und deren Hirten, von Nilufer um die beste Gelegenheit zur Durchführung des Bleichgeschäftes befragt, hatten einen Hang weiter landeinwärts wohl gerühmt, aber gleichzeitig vor ihm gewarnt, weil dort als ein Zeichen fremden Besitzes ein Tschardak des Grenzbeys stehe. Nilufer aber war wie jeder neue Gewalthaber viel zu sehr darauf erpicht gewesen, alles anders zu machen, als es vordem getan worden war, um sich mit dieser Auskunft abzufinden. Außerdem war um Osman schon der Grenzwacht wegen immer so viel kriegerischer Lärm, daß sein Ruf kein anderer als ein zwiespältiger hätte sein können. Den einen galt er nicht viel besser als ein Räuberhauptmann, den anderen als Held. Für Nilufer war er ein Held.
    Soweit sie sich erinnern konnte, war er für sie nie etwas anderes gewesen. Selbst die abträglichsten Lügen, die man über ihn verbreitete, hatten ihm, aller Düsternis entkleidet, bei Nilufer zur Verherrlichung gereicht. Die Lieder aber, die zu seinem Ruhme umgingen, hatte sie schon als Kind gesungen. Sei es etwa denkbar, den Vater zu besingen? Niemals sei jemandem so etwas eingefallen. Oder den Onkel Salmenikos ?Ebensowenig. Der Vater sei nun lieb, und mit dem könne man alles anfangen; aber der Onkel, den sie gar noch heiraten solle, wisse von nichts als von Herden, Kappenfabrikation und Sicherheit zu reden. Der und Lieder! Sicherlich habe er niemals auch nur die kleinste Liebesgeschichte gehabt. Osman dagegen . . .
    Gerade vor ihrem Einbruch in fremdes Gebiet waren Nilufers Vorstellungen von einem romantischen Osman in keiner Weise zu erschüttern gewesen. Und Osman sei auch nur ein Mann, hatte sie gesagt, und wenn er fremde Leute von seinen Weiden verjage, so sei das vollkommen richtig; aber mit ihr sei das etwas anderes. Denn Osman sei der Mann von ihrer Tante Malchatun, und wenn er sie, Nilufer, sehe . . .
    Sie hatte nicht gesagt, was sich ereignen würde, wenn er sie sähe; aber weder Mägde noch Knechte

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