Malchatun
und sogar unter Bedrohung der jungfräulichen Lenden mit Birkenreisern. Nilufer jedoch hatte nur die närrischsten Gegengründe vorgebracht, wie den, Salmenikos sei ihr zu alt, oder den anderen, er würde sich nie nach ihr umgeschaut haben, wenn sie nicht die Erbin sei, oder gar, der Onkel solle getrost eine andere nehmen, sie selbst, Nilufer, habe keine Lust, einen Haufen Jungen zu kriegen, nichts das geringste liege ihr daran!
Bei solchen Worten der kleinen Aufsässigen hatte sich Kir Davids väterliches Gemüt an der Tatsache ergötzt, daß die Krabbe knapp vierzehn Jahre alt sei, und dabei seinem Vetter und künftigen Schwiegersohn gegenüber eine echt männliche Schadenfreude empfunden. Er schätzte Salmenikos zwar, hätte aber dessen Erhabenheit von Herzen einen kleinen Dämpfer in Gestalt seiner Nilufer vergönnt, die sich noch erstaunlich zu entwickeln versprach. In der Überzeugung jedoch, daß sie schließlich den Biledschiker heiraten werde, hatte ihn der jungen Dame Aufbegehren in keiner Weise erschüttern können.
Seine liebe Frau war dagegen dessen nicht so sicher gewesen. Nur hatte sie sehr daran gezweifelt, der Verstocktheit ihrer Tochter selbst mit der allerschönsten Rute noch Herr werden zu können, und deshalb und um ihr Gesicht wenigstens in etwas zu wahren, lieber eine andere Strafe ersonnen.
In Jarhissar hätte man es nämlich als unter der Würde des Schlosses erachtet, häufiger als zweimal im Jahre eine große Wäsche zu veranstalten. Auf diese Weise ward es aller Welt kund, daß man keineswegs der Leinwand in gehöriger Menge ermangele. Kein Mensch dachte mehr darüber nach, warum es im Schloß so gehalten werden müsse und gar nicht anders sein könne. Jeder Hintersasse, dessen Frau alle paar Tage am Trog stehen mußte, hätte sich in seinem Wert gemindert gefühlt, wenn von der Herrschaft an diesem Brauch jemals etwas geändert worden wäre.
Aber zweimal im Jahre wusch man im Herbst und im Frühling -, und das war jedesmal ein Fest zur Zeit des sich erfüllenden Mondes. Auch das gehörte sich so, war doch jedermann bekannt, daß nicht allein das Sonnenlicht, sondern weit mehr noch des Mondes milder Schein dem Leinen jenen weichen, silbrigen Glanz verleihe, den man in Jarhissar so schätzte.
Natürlich gab es weder im Schloß noch in der Stadt eine Bleiche, die groß genug gewesen wäre, die Unzahl von Laken, Hemden, Überzügen und Vorhängen aller Art aufzunehmen. Selbst die Wiesen am Fluß erwiesen sich erfahrungsgemäß als zu schmal, und so gab es denn jedesmal nach der eigentlichen großen Wäsche einen Auszug vieler hochbepackter Wagen mit den Mägden obendrauf und nebenher mit bewaffneten Knechten zum Schutze der Schätze, ob nun der Leinwand, der Mädchen oder von beiden - das kam dabei ganz auf den Standpunkt an.
Dieser Auszug hatte gerade wieder bevorgestanden, und zur Feldherrin des Krieges gegen die Unsauberkeit war wie seit vielen Jahren die oberste Schaffnerin mit dem wohllautenden Namen Eurydike bestimmt gewesen, aus dem eine ihr abgeneigte Welt aber eine gewöhnliche »Dike« zu machen pflegte. Auf Dike nun war Kira Apollonia verfallen, als sie darüber nachgedacht hatte, ob die erwünschte Demut und mädchenhafte Unterwürfigkeit bei ihrer Nilufer nicht vielleicht durch eine beschämend untergeordnete Tätigkeit zu entwickeln sei. Das mütterliche Urteil war demnach ergangen, die Tochter habe unter Dikes strenger Aufsicht bei der Bleiche Magdarbeit zu leisten und solle das werde sie, Apollonia, der Dike schon einschärfen ! dabei genau wie die anderen Mägde gehalten werden.
Kaum verkündet, hatte dieses Urteil auch anscheinend schon die wohltätigste Wirkung gehakt. Keineswegs hatte Nilufer ihren heimlichen Jubel darüber gezeigt, einmal aus Jarhissar fortzukommen, mitten hinein in die Freiheit der Wiesen und Berge. Was sie gezeigt hatte, waren vielmehr Zerknirschung und Kummer gewesen, gerade so viel, daß Apollonia nicht, von Mitleid ergriffen, den Befehl widerrufen hatte. Beinahe wäre es geschehen. Aber als ihr danach zumute gewesen war, hatte Kir David eine ungewohnte Festigkeit an den Tag gelegt, was ihm von Kira Apollonia hoch angerechnet worden war. Denn daß er zwischendurch der Tochter mal zugezwinkert hatte, war der strafenden Mutter zu seinem Glück entgangen.
Auch der Auszug war ganz nach Wunsch verlaufen. Unter den Augen der Mutter hatte Nilufer durchaus den Anblick einer Tochter im Zustande beginnender Läuterung geboten. Ganz gerührt war Kira
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